Ein düsterer Sound, stylische Baggy-Klamotten, knallige Haarfarben, riesige Silberketten – das fällt den meisten Leuten wahrscheinlich ein, wenn sie den Namen Billie Eilish hören. Doch die 19-jährige US-Amerikanerin ist so vieles mehr.
Die musikalischen Anfänge
Billie Eilish Pirate Baird O’Connell wurde am 18. Dezember 2001 in Los Angeles, Kalifornien in eine Musiker*innen- und Schauspieler*innenfamilie geboren.
Billie und ihr älterer Bruder Finneas wurden beide zu Hause unterrichtet. Dies lag unter anderem auch daran, dass Billie an einer auditiven Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörung leidet. Seit sie 8 Jahre alt war, sang sie im Kinderchor von Los Angeles und nahm Tanzunterricht.
Mit ungefähr 11 Jahren schrieb sie ihre ersten Songs. Ihr Bruder Finneas war zwar zu der Zeit schon ein erfolgreicher Musikproduzent, fühlte sich jedoch nicht sicher genug, seine Songs selbst einzusingen. Aus diesem Grund fragte er seine kleine Schwester. So entstand die bis heute anhaltende und erfolgreiche Kooperation des musikalischen Geschwisterpaars.
Um ihr Lied „Ocean Eyes“ mit ihrem Tanzlehrer zu teilen, veröffentlichte Billie dieses auf dem Online-Musikdienst Soundcloud. Ohne dies geplant zu haben, wurde dieser Song über Nacht zu einem riesigen Hit. Dies hatte mehrere Musiklabels auf die junge Sängerin aufmerksam gemacht: Mit nur 14 Jahren wurde sie bei Interscope Records unter Vertrag genommen.
Rekorde über Rekorde
„Ocean Eyes“ war auch der Song mit dem Billie schlussendlich im Mainstream landete. Dieser erschien nämlich auf dem Soundtrack der ersten Staffel der erfolgreichen US-Serie „Tote Mädchen lügen nicht“. Die zweite Staffel dieser Serie und ihr Song „Lovely“ mit Erfogssänger Khalid sorgten dann dafür, dass Billie Eilish mit ihrer ersten Single in den Billboard Charts landete.
Von hier an häuften sich die Ereignisse. Zwischen 2018 und 2020 erhält die Sängerin insgesamt 45 Preise. Sie spielte weltweite Tours, trat auf dem erfolgreichen Coachella Musikfestival auf und brach mehrere Streamingrekorde von Spotify und Apple Music.
Ende März 2019 veröffentlichte sie ihr Debütalbum “When We All Fall Asleep, Where Do We Go?”. Bei den Grammys 2020 gewann sie die Preise in allen vier Hauptkategorien: Für das Beste Album, die Beste Aufnahme, den Besten Song und als Beste Newcomerin des Jahres. Damit war sie nicht nur die erste Frau, sondern auch die jüngste Person überhaupt, der dies gelungen ist.
Es gibt auch dunkle Tage
Wer sich die Inhalte ihrer Songs anhört, dem wird jedoch schnell klar, dass das Leben von Billie Eilish nicht perfekt ist. Offen spricht sie darüber, dass sie mit Depressionen diagnostiziert wurde und darunter schon seit längerer Zeit leidet. Ihre Songs und vor allem ihre düsteren Musikvideos helfen ihr jedoch dabei, sich ihren Ängsten zu stellen.
Genau das macht Billie Eilish aber besonders. Denn wenn Fans und andere Prominente über sie reden, fällt immer wieder das Wort authentisch. Billie spricht offen über ihre mentale Gesundheit und redet über ihre Ängste und schlechte Tage. All das sind Eigenschaften, die vor allem ihre jungen Fans zu schätzen wissen.
Mein Körper ist nicht deine Verantwortung
Wenn es um Billie Eilishs Verhältnis zum Feminismus geht, steht vor allem eines im Vordergrund der Diskussion: Ihr Kleidungsstil. Ihre viel zu großen und knalligen T-Shirts und die weiten Baggy-Hosen sind mittlerweile zu ihrem Markenzeichen geworden. In einem Werbespot für das Unterwäschelabel Calvin Klein verrät sie jedoch, dass sie den Oversized-Look vor allem trägt, damit ihr Körper nicht von anderen bewertet oder gegen ihren Willen sexualisiert werden kann.
„Ich möchte nicht, dass die Welt alles über mich weiß. Deshalb trage ich weite Kleidung. So kann niemand Sachen sagen wie ‚Oh, sie ist schlank, sie ist nicht schlank, sie hat einen flachen Arsch, sie hat einen fetten Arsch‘. Es kann sich niemand einen Meinung bilden, weil niemand sehen kann, was unter der Kleidung steckt“.
Mit der Calvin Klein Kampagne und ihren Aussagen lieferte Billie Eilish einen wichtigen Beitrag zur anhaltenden Debatte über die Beurteilung von Frauenkörpern.
In dem Kurzfilm „Not my responsibility” sieht man die Sängerin, wie sie langsam ihre Kleidung auszieht. Währenddessen hört man ihre Stimme aus dem Off wie sie darüber redet, dass ihr Körper bewertet wird, ohne, dass die Menschen diesen kennen. Vor allem macht sie jedoch deutlich, dass es nicht ihre Verantwortung ist, was die Meinung anderer über sie und ihren Körper ist.
„Wenn ich trage, was bequem ist, bin ich keine Frau. Wenn ich ein paar Lagen ablege, bin ich eine Schlampe.“
Billie Eilish ist anders
Wenn man Billie Eilish im Internet sucht, finden sich überraschend viele Vergleiche zu anderen weiblichen Stars. „Eine komplexere Avril Lavigne“ wird sie dann zum Beispiel genannt. Oder, dass sie es, im Gegensatz zu Ariana Grande und Co., auch ohne knappe, sexy Outfits schafft, ihre Fans zu begeistern. Es lässt sich nicht leugnen, dass sich die junge Sängerin von anderen Popstars in vielerlei Hinsicht abhebt. Meiner Meinung nach ist es jedoch schade, dass diese Vergleiche fast immer auf die Kosten der anderen Künstlerinnen gehen, anstatt die Diversität verschiedener Styles zu feiern.
Und, ohne andere Frauen dabei abzuwerten, lässt sich festhalten: Billie Eilish ist eine einzigartige Künstlerin. Sie hat eine fantastische Stimme, ist unangepasst, politisch, authentisch und lässt sich von niemanden etwas gefallen. Diese Eigenschaften machen sie zu einem Vorbild, welches sich viele Millenials und bestimmt auch andere Generationen gerne gewünscht hätten. All das macht sie aber vor allem zu unserer Frau der Woche.
Melissa Eiseler
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