Brigitte Bierlein ist seit dem 3. Juni 2019 übergangsweise Bundeskanzlerin der Republik Österreich. Dieser Posten ist in Österreich damit erstmals durch eine Frau besetzt. Doch das ist nicht die erste Männerdomäne, in die unsere Frau der Woche Einzug erhalten hat!
Bierlein wurde 25. Juni 1949 in Wien geboren, wo sie später Rechtswissenschaften studierte und promovierte. 1975 wurde sie als Richterin am Bezirksgericht und schon zwei Jahre später Staatsanwältin für allgemeine und politische Strafsachen. Nicht einmal zehn Jahre später, im Jahr 1987, war sie in der Oberstaatsanwaltschaft tätig.
Als Frau zwischen vielen Männern
Von da eroberte sie Felder, in denen bis dato nur Männer tätig waren.1990 war sie die erste Frau im Amt der Generalanwältin in der Generalprokuratur beim Obersten Gerichtshof, wo sie auch stellvertretende Leiterin war. Fünf Jahre später gehörte sie zum Vorstand der Vereinigung österreichischer Staatsanwält*innen. Weitere sechs Jahre später – von 2001 bis 2003 war sie die Präsidentin der Vereinigung österreichischer Staatsanwält*innen.
Bierlein hat in der österreichischen Justiz viel bewirkt, die meisten Ämter die sie inne hatte waren mir vorher nicht einmal bekannt. Sie hat die Justiz, wie selbstverständlich, für sich entschieden. Am meisten bewirkte Brigitte Bierlein vermutlich beim Verfassungsgerichtshof, wo sie zuletzt tätig war, denn sie wird als „Oberste Hüterin der Verfassung“ bezeichnet.
Obwohl sie nie einer Partei angehört hat, wird sie in der Politik sehr geschätzt.
„Ich habe Präsidentin Bierlein als umsichtige, weitsichtige und in höchstem Maße kompetente Persönlichkeit kennen und schätzen gelernt.“ – Alexander Van der Bellen, 2019, bei der Kundgebung Bierleins Kanzlerschaft
Turbulente Politik und ruhige Führung
Mit 69 Jahren macht Brigitte Bierlein einen enormen Karriereschritt, indem sie das Kanzleramt annimmt. Die Regierung eines Landes zu übernehmen, in dem es durch die Ibiza-Affäre große Aufruhen gibt, ist keine leichte Aufgabe. Doch sie bleibt weiterhin eine Pionierin, indem sie auch unter den Minister*innen einen Ausgleich zwischen Männern und Frauen schafft. Die aktuellen Minister*innen setzten sich nun aus sechs Frauen und sechs Männern zusammen.
Es bleibt zu hoffen, dass Bierlein die Politik nachhaltig inspiriert, einen Geschlechterausgleich in Führungspositionen beizubehalten. Zumindest für die nächsten drei Monate – bis zu den Neuwahlen – hat Österreich eine starke Regierung. In einem Twitter Post heißt es:
„Die SPÖ-Wähler sind zufrieden, weil sie eine Frau ist. Die Die Neos und ÖVP-Wähler sind zufrieden, weil sie konservativ ist. Grüne und Jetzt-Wähler sind zufrieden, weil sie kompetent ist. FPÖ-Wähler sind zufrieden, weil Bier vorkommt“
Konservativ zu sein, ist eine Zuschreibung die Brigitte Bierlein nicht annimmt. Zudem war sie immer schon parteilos.
Alina Diefenbach
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