Unsere Frau der Woche ist die Journalistin, Autorin und Philosophin Carolin Emcke. Sie hat Schriften veröffentlicht wie „Gegen den Hass“ (2016), „Wie wir begehren“ (2012) und „Ja heißt ja und…“ (2019). Sie befassen sich mit Themen wie Macht, Sexualität und der politischen Polarisierung und Radikalisierung bestimmter Gruppen in der deutschen Gesellschaft. Ihr kürzlich erschienenes Buch ist „Journal. Tagebuch in Zeiten der Pandemie“. Bevor sie Bücher veröffentlichte, hat sie als Journalistin Kriegs- und Krisengebieten bereist und von dort berichtet.
Ganz unprätentiös beschreibt Carolin Emcke sich selbst und ihre Arbeit:
„Mein Name ist Carolin Emcke und ich habe mit Texten zutun, also ich schreibe Texte. Mal in kürzerer Form und mal in längerer Form. Manchmal kommen dabei Texte für die Zeitung bei raus und manchmal Bücher“ (Carolin Emcke bei einem Interview im Jahr 2017).
Wie ist sie geworden, wer sie heute ist?
Carolin Emcke ist am 18. August 1967 in Mülheim an der Ruhr geboren. Sie studierte Philosophie, Geschichte und Politik in Frankfurt am Main und London. An der Harvard University hat sie zum Thema „kollektive Identitäten“ promoviert. Ihre Arbeit ist häufig international ausgerichtet, denn auch schon in ihrem Elternhaus hat sie einen Blick über nationale Grenzen hinweg gelernt; ihre Mutter ist in Argentinien aufgewachsen. Auch, wie sie in einem Interview sagt, habe ihre Mutter ihr nie Ängste übertragen und ihre Kinder zu sehr freien Menschen erzogen. Ein Höhepunkt in Carolin Emckes Karriere ist die Auszeichnung mit dem Friedenspreis der Deutschen Buchhandlung im Jahr 2016.
„Ich begehre Frauen“
Carolin Emcke thematisiert offen ihre Homosexualität. Dabei sieht sie diese auch als Zuschreibung von außen an. Und sie wundert sich darüber, dass etwas so Privates so viel Beachtung von Anderen findet. Sie schreibt in ihrem 2012 erschienen Werk Wie wir begehren darüber. „Unsere Liebe lässt sich so wenig erzwingen, wie sie sich verleugnen oder verändert oder auflösen lässt“, sagt sie bei einer Rede im Jahr 2017.
Hass und Neid
Carolin Emcke wird nicht von allen geliebt. Die Kritik an ihr scheint jedoch sehr emotional aufgeladen und kaum auf Argumenten basierend. Unter Interviews auf Youtube finden sich Kommentare, die ihre äußere Erscheinung abwerten und ihr vorwerfen, Teil des Establishments zu sein, da sie so privilegiert sei. Und in einem polemischen Artikel auf welt.de werden ihr „weise Eulenaugen“ zugeschrieben und ihr moralische Überlegenheit vorgeworfen. Aus den Kritiken scheint Neid hervor. Doch Emcke ist keine Intellektuelle, die nur am Schreibtisch sitzt und Theorien verfasst. Es ist zweifelhaft, ob die Neider*innen die Risiken auf sich nehmen würden, die sie bei ihrer aktiven Berichterstattungen aus Kriegsgebieten auf sich nimmt.
Über die Arbeit in Kriegsgebieten
Zu den Risiken, die es als Journalist*in in Kriegs- und Krisengebieten gibt, äußert sich Carolin Emcke so:
„Man muss auch immer sagen; im Krieg sterben Leute. Das ist, was ein Kriegsgebiet ist. […] Man kann bestimmte Dinge kalkulieren, man kann versuchen ein Risiko zu minimieren. Aber es lässt sich nicht ausschließen, dass etwas geschieht“ (Emcke im Interview von 2014).
Neben dem Risiko, dass sie bei ihren Kriegsberichtserstattungen eingeht, reflektiert sie auch ihren akademischen Hintergrund. Dieser habe ihr das Instrumentarium gegeben auf ihren Reisen über bestimmte Dinge nachzudenken und bestimmte Fragen zu stellen. Die Frage, ob sie sich vorstellen könnte nur im akademischen Bereich zu arbeiten, verneint sie. Da würde ihr das „Welthaltige“ und die Begegnungen mit den Menschen in den Krisenregionen fehlen. Das Schreiben ihrer Bücher hilft ihr dabei, das Erlebte in den Krisengebieten zu verarbeiten.
Neues Buch zur Corona-Pandemie
Carolin Emckes neuestes Buch „Journal. Tagebuch in Zeiten der Pandemie“ ist kürzlich erschienen. Es ist eine Art Tagebuch, das sie zu Beginn des ersten Corona-Lockdowns im März 2020 begonnen hat zu schreiben. Dem Buch ist eine wöchentlich Kolumne in der Süddeutschen Zeitung vorausgegangen.
Carolin Emcke sagt, dass das Jahr 2020 ein Jahr des Lernens gewesen sei, das ihr gezeigt habe, welche Bedeutung Freundschaften für sie und für andere haben. Innerhalb dieser mussten neue Formen der Begegnung geschaffen werden. Emcke kritisiert die aktuelle Politik dafür, dass sie in ihrem Krisenmanagement zu wenig auf die Wissenschaften hört. Sie selbst möchte keine Prognose abgeben, wie ein „Danach“, also Post-Corona aussehen könnte. Dies begründen sie vor allem mit der Komplexität der möglichen Folgen im sozialen, ökonomischen und politischem Bereichen weltweit.
Nicht jede*r muss so sein wie sie
Nicht jede*r muss journalistisch aus einem Kriegsgebiet berichten und Philosophie studiert haben. Aber Carolin Emcke schafft es, einen zum Nachdenken anzuregen. Nachdenken über die Demokratie und die eigene politische Handlungsmacht bzw. darüber, dass jede*r etwas zu Diskursen beisteuern kann.
Lewis
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