Unsere Frau der Woche ist diese Woche die Soziologin Sonja Bastin. Sie legt den Finger in die Wunde und zeigt auf, dass in der Pandemie sichtbar werdende (Geschlechter-) Ungleichheiten schon vorher bestanden. Bereits vor der COVID19-Krise hat sie mit einer Veranstaltung an der Universität Bremen im Rahmen des Equal-Care-Days auf Schieflagen aufmerksam gemacht. Nun wurden die erarbeiteten Forderungen veröffentlicht.
Portrait
Sonja Bastin ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Forschungszentrum Ungleichheit und Sozialpolitik der Universität Bremen. Sie hat in Rostock zum Thema „Partnerschaftsverläufe alleinerziehender Mütter“ promoviert und in Bremen und Melbourne studiert. Sonja Bastin forscht und lehrt zu den Themen Lebenslauf, Familie und Arbeit und ist Mutter von drei Kindern im Alter von drei, sechs und neun Jahren.
Diskriminierende Strukturen
Besonders in Corona-Zeiten wird deutlich, was Sonja Bastin schon vorher wusste: Es wird viel zu wenig Rücksicht auf die Bedürfnisse von Familien genommen. Private Care-Arbeit (z.B. die Versorgung und Betreuung von Kindern oder Pflegebedürftigen, das Erledigen des Haushalts und die Organisation all dessen) wird gesellschaftlich stark unterbewertet und ist mit großen persönlichen Risiken verbunden. Das zeigt sich auch im knappgesparten Gesundheitssystem bzw. beruflichen Care-Sektor.
„Das, was als ´normal´ empfunden wird, wird oft mit ´richtig´ verwechselt. Tatsächlich aber führt das ´Normale´, das ´Normative´, häufig zu Ungleichheiten und Diskriminierung.“
So gilt bspw. Care-Arbeit als selbstverständliches Opfer, das Pflegende, besonders Frauen, bringen müssen. Es sind zumeist Frauen, die privat oder beruflich diese un- bzw. unterbezahlte Care-Arbeit auf sich nehmen. Die Folgen können Altersarmut sowie Armut von Alleinerziehenden und Kindern sein.“
Wie soll es weitergehen?
Sonja Bastin greift das Thema auf, schafft Öffentlichkeit und präsentiert Lösungsvorschläge.
„Es ist Aufgabe der Politik, für nachhaltige Strukturen zu sorgen!“
Sie fordert die Politik und die Gesellschaft dazu auf, dass sich nachhaltig etwas ändert. Viele hätten spätestens jetzt erkannt, dass das bestehende System ungerecht und instabil ist. Dies müsse Konsequenzen haben. Sonja Bastin plädiert für eine Wirtschaft, in der Klima und Care-Arbeit gesehen und gefördert werden.
Das Equal-Care-Manifest
Im Rahmen der o.g. Veranstaltung war Sonja Bastin an der Erarbeitung eines jetzt veröffentlichten Forderungskatalogs beteiligt. Rund 300 Verbände, Wissenschaftler*innen und Akteur*innen aus einschlägigen Bereichen sind unter den Erstunterzeichner*innen des Equal-Care Manifests. Wer verstehen möchte, mit welchen konkreten Maßnahmen wir eine für alle lebenswertere Gesellschaft erhalten und Sonja Bastin mit ihrer*seiner Unterschrift unterstützen möchte, kommt hier zum Equal-Care Manifest.
Sarah Path
Ulrike Hauffe meint
Ich habe im Mai das wichtige Equal-Care-Manifest auch unterschrieben. Derzeit hat es knapp 1400 Unterzeichnende. Das sind zu wenige! Also bitte die Inhalte weiter verbreiten!