Eva Klesse ist seit 2018 die erste Professorin für Jazzschlagzeug in Deutschland. Sie ist bereits um die Welt getourt, spielt in verschiedenen Ensembles und wurde mit mehreren Preisen ausgezeichnet. Geboren 1986 in Nordrein-Westfalen, wuchs sie mit den Klängen klassischer Musik auf. Als sie zehn Jahre alt war, entwickelte sie jedoch ein Interesse für das Schlagzeug, fing mit elf an zu spielen und war als Teenager Mitglied einer Rock-Coverband. Ihre Liebe zum Jazz fand sie erst im Rahmen ihres Studiums.
Von Medizin zu Musik
Während Eva Klesse zunächst Medizin in Leipzig studierte, kam sie nebenbei mit der lokalen Musikszene in Kontakt und spielte dort in mehreren Bands. Letztendlich merkte sie, dass das Medizinstudium und das Musizieren zusammen zu viel Zeit und Energie kosteten und sie sich auf eines von beidem festlegen sollte. Somit entschied Klesse sich für ihre Leidenschaft, die Musik. Sie bewarb sich schließlich für die Aufnahme an der renommierten Hochschule für Musik und Theater Leipzig. Die Hochschule wurde 1843 von dem Komponisten und Pianisten Felix Mendelssohn Bartholdy gegründet und ist international hoch anerkannt. Zunächst bestand Klesse das anspruchsvolle Vorspielen nicht. Dennoch ließ sie sich nicht demotivieren und wurde letztlich als Studentin für Jazzschlagzeug aufgenommen. Seitdem hat sie es weit gebracht.
Ein freier Raum zum Musizieren
Eva Klesse studierte in Weimar, Leipzig, Paris und New York. Im Laufe ihrer Karriere hat sie auch auf Konzerttourneen die Welt bereist. Auch in Bremen war sie 2017 auf der Jazzahead zu hören. Sie spielt in mehreren Projekten, unter anderem ihrer eigenen Band, dem Eva Klesse Quartett. Mit diesem gewann sie 2013 den Leipziger Jazznachwuchspreis, auf welchen in den folgenden Jahren weitere Auszeichnungen folgten. Darunter war auch ein Echo für das Debutalbum Xenon im Jahre 2015. Obwohl Klesse die Bandleaderin ist, sieht sie selbst sich nicht unbedingt als Tonangeberin. Ihre Herangehensweise an das Musizieren hält sich nicht an eine feste Rollenverteilung. So werden bestimmte Verantwortungen geteilt – wie beispielsweise das Timing, das nicht unbedingt nur Klesse als Drummerin übernimmt. Es entsteht ein freier Raum, in dem alle sich musikalisch ausleben können. Niemand wird also in den Vorder- oder Hintergrund gerückt. Auch lehnt sie es ab, ihre Spielweise in Schubladen zu stecken. Da sie eine Frau ist, wird ihr Spielen oftmals als besonders sanft und behutsam aufgefasst, eine Beschreibung, der sie selbst nicht zustimmt.
Eine Vorreiterin im deutschen Jazz
Je nachdem, welche Musiksparte man betrachtet, sind Frauen in unterschiedlichem Maße präsent. Als Popstars sind wir sie gewohnt und auch an den Streichinstrumenten im Orchester überraschen sie niemanden mehr. In der Jazzszene sind Frauen jedoch immer noch spärlich vertreten, vor allem an Instrumenten wie dem Schlagzeug. Dazu kommt noch, dass Musikerinnen für ihr Spielen oft anders bewertet werden als ihre männlichen Kollegen – eine Erfahrung, die auch Klesse teilweise gemacht hat, wie sie in einem Interview schildert. Denn bei Musikerinnen scheint das Geschlecht immer in den Vordergrund gerückt zu werden. Gerade aus diesem Grund ist Eva Klesses Präsenz so wichtig. Dass sie nun die erste Professorin für Jazzschlagzeug in Deutschland ist, bedeutet einen gewaltigen Schritt vorwärts. Als ‚normal‘ werden Jazzmusikerinnen erst betrachtet werden, wenn sie zahlenmäßig genauso vertreten sind, wie die Männer. Leider scheint jedoch eine Laufbahn im Jazz für viele Frauen abwegig, weil es kaum Vorreiterinnen gibt, die ihnen das Gefühl geben, am richtigen Platz zu sein. Zum Glück gibt es nun immer mehr Frauen im Jazz, die für angehende Musikerinnen den Weg ebnen. Da wären beispielsweise die Pianistin Julia Hülsmann, die Saxophonistin Karolina Strassmayer und natürlich Eva Klesse. Hoffentlich dienen sie als Inspiration für junge Jazz-begeisterte Frauen, ihrem Traum eine Chance zu geben. Denn auch Eva Klesse hat ihren Plan durchgezogen und lehrt nun jüngeren Generationen das Schlagzeugspielen an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover.
Katharina Marks
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