Sie twittert über volle Windeln, ihre Frau, ihr Leben als trans Frau und alltägliche Herrschaftsstrukturen. Nebenbei gibt sie Vorträge über Transfeindlichkeit. Und im Oktober letzten Jahres kam ihr Buch Trans. Frau. Sein. heraus. Unsere Frau der Woche ist Felicia Ewert, vielen bekannt als @redhidinghood_.
Obwohl sie gerade ziemlich mit ihrem neugeborenen Kind eingespannt ist, hat sich Felicia Ewert die Zeit genommen, den frauenseiten ein paar Fragen zu beantworten.
„Wir sind Feminismus“
Unsere Frau der Woche lässt uns wissen, warum die Perspektiven von trans Personen für den Feminismus so wichtig sind. „Für wen kämpft Feminismus, wenn nicht für die Existenzen mehrfach marginalisierter Personen, zu denen eben Frauen und andere transgeschlechtliche Menschen gehören?“ Felicia Ewert beschreibt uns, wie trans Personen cisgeschlechtliche Menschen zur Reflektion bringen, denn sie „halten anderen Personen, ja auch anderen Feminist*innen den Spiegel ihrer verinnerlichten geschlechtlichen Biologismen vor. Wir sind Feminismus.“
Reflektion hört für Felicia Ewert aber nicht bei den Anderen auf. Zum Thema Intersektionalität antwortet sie uns, es hieße, immer mehrere Diskriminierungsmechanismen mitzudenken. „Zusätzlich bedeutet es für mich mich selbst immer zu reflektieren, auch wenn ich selbst verschiedene Diskriminierungen erlebe. Bestimmte Privilegierungen wie weiß sein, also nicht negativ von Rassismus betroffen zu sein und z.B. einen deutschen Pass, habe ich dennoch.“
Als trans Frau in der Öffentlichkeit erlebt Felicia Ewert einen ständigen Strom an Anfeindungen. Sie betont dabei, dass sie nicht einfach Transfeindlichkeit erlebe, sondern Transmisogynie. „Ich bin eine Frau und transgeschlechtlich, ich erlebe Frauenfeindlichkeit.“ Trotz der Hassnachrichten, hält sie an ihrem Platz im öffentlichen Auge fest, denn sie sagt uns, die „öffentliche Präsenz war für mich unausweichlich, da es ein Mittel des Empowerments ist. Leute definieren mich und meinen Körper ohnehin, ich hole mir diese Selbstbestimmung durch Öffentlichkeit zurück.“ Sie will aber auch für diejenigen sichtbar sein, die selbst nicht gesehen werden. „Andere trans Personen, die sich in meinen Worten wiederfinden oder überhaupt erst zu sich finden. Anderen zeigen, dass du nicht alleine bist, ist überlebenswichtig.“
Gelebte Politik
Das persönliche ist politisch. Das ist für Felicia Ewert klare Realität. Sie sagt uns: „Weder die Beziehung zu meiner Frau, zu unserem Kind, noch meine Sexualität, oder mein Geschlecht existieren im politischen Vakuum.“ Da sie das weiß, ist es so spannend, zu lesen, was sie schreibt. Das Leben macht sie zur Expertin der Diskriminierungsformen, die sie erlebt.
Weil sie sich lange mit ihren kessen und kritischen Tweets im Internet einen Namen gemacht hatte, kam der Verlag Edition Assemblage auf sie zu, mit der Anfrage, ob sie ein Buch schreiben würde. Am Ende kam eine „Kombination aus Autobiografie, wissenschaftlicher Arbeit und aktivistischer Kritik“ heraus, so die Autorin. Zwischendurch ist Felicia Ewert in Deutschland unterwegs und gibt Lesungen ihres Buches oder Vorträge über Transfeindlichkeit. Vielleicht könnt ihr die Autorin demnächst in eurer Nähe persönlich treffen.
Kathy Hemken
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