Harriet Tubman ist eine der bedeutendsten Frauen in der Geschichte der USA – und nun soll sie, nach langer Debatte, die dritte Frau in der Geschichte sein, deren Portrait auf einer amerikanischen Dollarnote zu sehen ist. Das Vorhaben startete bereits 2016 unter der Regierung von Barack Obama: Harriet Tubman sollte das Portrait des siebten US-Präsidenten Andrew Jackson auf der 20-Dollarnote ersetzen. Damit wollte die Regierung ein symbolisches Zeichen für Frauen und Schwarze Menschen in den USA setzen. In Umlauf gehen sollten die Dollarnoten im Jahr 2020, um dem hundertjährigen Bestehen des dortigen Frauenwahlrechts zu gedenken. Unter der Regierung von Donald Trump pausierten die Planungen jedoch. Nach dem Amtsantritt von Joe Biden im Januar 2021 verkündete das Finanzministerium nun: Das Portrait Harriet Tubmans wird sobald wie möglich auf der 20 Dollarnote zu sehen sein.
Wer genau war Harriet Tubman?
Harriet Tubman kam circa 1820 unter dem Namen Araminta „Minty“ Ross als Sklavin in Maryland zur Welt. Als ein Sklaventreiber sie im Alter von 13 Jahren mit einem Metallgewicht am Kopf traf, zog sie sich eine traumatische Hirnverletzung zu. Diese äußerte sich in Visionen, durch die sie sehr religiös wurde, was ihr bei ihren späteren Bemühungen viel Kraft gab.
Zu Ehren ihrer Mutter, die ebenfalls den Vornamen Harriet trug, änderte sie ihren Namen zu Harriet Tubman, als sie John Tubman heiratete. John Tubman war ein freier Schwarzer Mann. Die Eheschließung der beiden konnte jedoch nicht bewirken, dass Harriet Tubman selbst aus der Sklaverei befreit wurde. Allerdings verhinderte ihr Gesundheitszustand, dass ihr Sklavenhalter, Edward Brodess, sie weiterverkaufen konnte. Nach dessen Tod drohte schließlich die baldige Aufteilung seines Besitzes und somit die Trennung von Harriet Tubmans Familie. Zusammen mit ihren Brüdern wagte sie daraufhin ihren ersten Fluchtversuch, welcher jedoch scheiterte. Ihren zweiten Fluchtversuch wagte sie allein – und war erfolgreich. Sie floh von Maryland nach Pennsylvania, ein Nordstaat ohne Sklaverei.
Harriet als „Schaffnerin“ der Underground Railroad
Harriets Hilfe auf ihrer Flucht war die Underground Railroad – eine Metapher für das damalige informelle Netzwerk aus Wegen, Orten und Personen, das zwischen 1780 und 1862 versklavten Menschen half, aus den amerikanischen Südstaaten in die Nordstaaten zu fliehen. Schaffner*innen („Conductors“) führten die Fliehenden („Passengers“) zu diesen geheimen Orten. Harriet wurde selbst zu einer solchen Schaffnerin und darüber hinaus zur bekanntesten Fluchthelferin. Nach ihrer eigenen erfolgreichen Flucht kehrte sie dreizehnmal zurück nach Maryland, um mindestens 70 weitere versklavte Menschen, darunter auch ihre Familienmitglieder, in den Norden zu führen.
„I was the conductor of the Underground Railroad for eight years, and I can say what most conductors can’t say — I never ran my train off the track and I never lost a passenger.“ – Harriet Tubman, 1896
Abolitionistin, Kundschafterin, Spionin, Krankenpflegerin, Aktivistin
Harriet selbst wurde zur Unterstützerin des Abolitionismus, der Bewegung zur Abschaffung der Sklaverei, und bekam finanzielle Unterstützung bei ihren Befreiungen von wohlhabenden weißen und Schwarzen Menschen in den Nordstaaten.
Im Jahre 1861 löste die ungeklärte Sklaverei-Frage schließlich den Amerikanischen Bürgerkrieg zwischen den Nord- und Südstaaten aus. In dieser Zeit half Harriet Tubman in Lagern von Geflüchteten aus den Südstaaten, war als Krankenpflegerin, Kundschafterin und Spionin für die Nordstaaten-Armee tätig.
Auch nach dem Ende des Bürgerkriegs 1865 kehrte um Harriet keine Ruhe ein: Sie machte sich auch nach der Abschaffung der Sklaverei stark für die Rechte Schwarzer Menschen, die weiterhin stark eingeschränkt wurden. Außerdem setzte sie sich für das Frauenwahlrecht ein, bis sie schließlich im Jahre 1913 im Alter von 93 Jahren starb.
Was macht Harriet Tubman also zu unserer Frau der Woche? Tubman selbst wurde in Unterdrückung geboren, schaffte den Weg in die Freiheit und hörte nicht auf, für die Freiheit Anderer und die Rechte von Schwarzen Menschen und Frauen zu kämpfen. Eines ist dabei klar: Der Platz auf der amerikanischen 20-Dollarnote steht ihr zweifellos zu und setzt ein wichtiges und notwendiges Zeichen.
Lena Rohde
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