Unsere Frau der Woche ist heute Isabella Springmühl aus Guatemala. Mit ihren 20 Jahren ist sie nicht nur eine der jüngsten, sondern gleichzeitig auch die erste international bekannte Modedesignerin mit Trisomie 21, den meisten geläufig unter dem Begriff des Down-Syndroms. Der bisherige Höhepunkt ihrer Karriere war die Präsentation ihrer Kollektion unter der Marke DOWN TO XJABELLE auf den Fashion Weeks in London und Rom im Jahr 2016. Im Jahr zuvor hatte sie ihre Arbeiten im Museo Ixchel del Traje Indigena in Guatemala ausgestellt und so auch die globale Modeindustrie auf sich aufmerksam gemacht.
Für Isabella erfüllte sich ein Traum, den sie seit frühester Kindheit hegte: eine Karriere im Modedesign. Ihre Familie erinnert sich, dass Isabella bereits mit sechs Jahren angefangen hat, winzige Kleider für ihre Puppen zu nähen und sich später stundenlang in der Lektüre von Modemagazinen vertiefen konnte. Doch der Weg vom Kinderzimmer auf die Laufstege dieser Welt war nicht immer leicht.
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Die Universität ihres Lebens
Nach ihrem Schulabschluss bewarb sich Isabella an einer Uni in Guatemala-Stadt, um dort Modedesign studieren. Aber ihre Bewerbung wurde abgelehnt- aufgrund ihres Down-Syndroms. Ein herber Schlag für die junge Frau, jedoch kein Grund ihre Ziele aufzugeben. Mit der Unterstützung ihrer Familie brachte sie sich vom Nähen über das Stricken bis hin zum Weben alle Fähigkeiten selbst bei, die es bedarf, um Mode zu kreieren. Diese Möglichkeit hat nicht jede Frau in Guatemala. Aber Isabella hatte das Glück in einer wohlhabenden Familie aufzuwachsen, die es ihr ermöglichte einen Schulabschluss zu machen und sie auch in ihren sonstigen Bestrebungen förderte. Durch die Begleitung ihrer Mutter, die gleichzeitig auch ihre Managerin ist, kann die Designerin außerdem ihre vielen Reisen und öffentlichen Auftritte realisieren.
„Ich möchte meine Leidenschaft für das Leben und für Schönheit zeigen. Darum entwerfe ich Mode!“
Das Repertoire von DOWN TO XJABELLE ist beachtlich und umfasst Kleider, Umhänge, Jacken, Blusen und Taschen für alle Menschen. Hauptinspiration für die Gründung ihres Labels war es allerdings, modische Kleidung für Personen mit Down-Syndrom zu machen. Diese hätten es aufgrund ihres Körperbaus häufig schwer, Mode zu finden, die sowohl schön ist als auch gut passt, so die Designerin.
Ihre Kreationen selbst sind handgemachte Unikate und merklich beeinflusst durch die Kultur ihres Heimatlandes. Isabella liebt die Textilien der Maya für ihre bunten Farben und Muster. So kombiniert sie die farbenfrohen, handgewebten Folklore-Stoffe mit modernen Schnitten – eine Hommage an die Frauen, die in der Geschichte Guatemalas über Jahrhunderte hinweg die Bekleidung webten, deren Anklänge sich heute in Isabellas Entwürfen wiederfinden lassen. Was entsteht ist eine Mode, die so sorglos und lebendig ist wie ihre Designerin selbst.
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Inklusion als Teil ihrer Mode
Florale Stickereien, lange Fransen und Farben, die die Emotionen der Designerin widerspiegeln, sind Attribute, die den besonderen Stil von DOWN TO XJABELLE ausmachen. Doch sie sind bei Weitem nicht das Einzige, wodurch sich Isabella von der sonst so oberflächlichen und auf Perfektion ausgerichteten Modebranche abhebt. Auf einer der wichtigsten Veranstaltungen für die Textilindustrie Lateinamerikas, der Intermoda in Guadalajara, Mexiko, präsentierte sie ihre Kleidung an Models, die wie die Designerin selbst, auch das Down-Syndrom haben oder im Rollstuhl sitzen – und brachte so Inklusion direkt auf den Laufsteg. Erst Ende September war sie außerdem Teil der ersten inklusiven Modenschau in Guatemala.
Mit ihren zahlreichen Innovationen, neuen Projekten und ihrer Lebensfreude ist Isabella Springmühl ein großes Vorbild und eine Inspiration für Frauen auf der ganzen Welt. Sie hat es geschafft, sich allen Widerständen und äußeren Einschränkungen zum Trotz durchzusetzen und für ihre Träume einzustehen.
Victoria Kräwinkel
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