2016 machte die englische Schülerin Lily Madigan zum ersten Mal Schlagzeilen, als sie bei ihrer Schule im Rock auftauchte. Ihre Schule befand ihr Outfit als unpassend und forderte sie dazu auf, fortan in einer Hose zu kommen. Sonst hätte sie die Schule zu wechseln, oder gar nicht mehr zum Unterricht zu kommen. Dabei war der Rock Teil der Uniform für Mädchen an der St. Simon Stock Catholic School in Maidstone. Der Grund für das Ultimatum der Schule? Lily Madigan ist trans, und die Schule wollte ihr Geschlecht nicht anerkennen. Nicht einmal aufs Mädchenklo durfte sie. Ihre Lehrer*innen benutzten weiter ihren alten Namen im Unterricht. Diesen hatte sie aber bereits amtlich geändert.
Prompt setzten sich ihre Mitschüler*innen für Lily Madigan ein. Mit mehr als 200 Unterschriften wollten sie, dass Schüler*innen die Uniform tragen dürfen, in der sie sich wohler fühlen. Doch selbst das reichte nicht aus. Die Schule tat weiter so, als sei sie ein Junge. Lily Madigan wurde depressiv und es fiel ihr bald schwer zum Unterricht zu kommen. Aber dann wehrte sie sich. Über den Sommer schaltete sie einen Anwalt ein, der die Rechtslage für offensichtlich hielt. Die Drohung einer Klage reichte aus um die Schule zur Einsicht zu bewegen. Die Institution entschuldigte sich bei Lily Madigan und erkannte ihr Frausein an. Damals wollte die Schülerin Fashion Designerin werden. Das jetzige Ziel der 19-Jährigen? Erste trans Premierministerin.
Politikeinstig mit Gegenwind
Lily Madigan ist in der Labour Partei in England aktiv. Seit kurzem hat sie die Stellung des Women’s Officer in Rochester in Strood und bewirbt sich für die Teilnahme am Jo Cox Women in Leadership Programme. Das ist ein Trainingsprogramm, das Frauen in der Politik fördern soll. Benannt wurde dies nach der ermordeten Politikerin Jo Cox. Doch wie fast zu erwarten erfährt Lily Madigan auch in der Politik scharfe Transfeindlichkeit. Selbst Mitglieder ihrer eigenen Partei behaupten, sie verdiene nicht ihre Positionen. Diese seien nur für cis Frauen vorbehalten, wird behauptet. Dabei zeigte sich die Zeitschrift The Times als scheinbares Sprachrohr für Stimmen, die Lily Madigan ungern als Frauenpolitikerin sehen. Die junge Frau findet allerdings, ihre Teilnahme in diesen Stellen sei wichtig.
Zunächst einmal sind trans Frauen Frauen. […] Wie viele Frauen bin ich Feministin. […]Ich bin stark der Meinung, dass alle Berufungen auf die Biologie anti-feministisch sind. Wir können nicht die Sicht bekämpfen, durch unsere Biologie eingeschränkt zu sein, und im gleichen Atemzug die Biologie als Argument gegen trans Frauen einzusetzen. Lily Madigan zitiert in The Times
Wieder stand sie nicht allein da: als Zeichen von Solidarität unterzeichneten 55 Teilnehmer*innen des Jox Cox Programms einen Brief, der die einseitige Darstellung der Anfeindungen an Lily Madigan von der Zeitschrift der Times kritisierte. Sie setzten ein klares Zeichen, dass sie die junge Frau in ihren Reihen willkommen heißen.
Wahrnehmung für Ungerechtigkeit
Bis heute ist Lily Madigan einer wahren Sturmflut von Beleidigungen und Drohungen ausgeliefert, besonders im Internet. Die transmisogyne Autorin Julia Long veröffentlichte einen Facebook Post in dem sie angab, sie wollte die angehende Politikerin aufsuchen, um sie verbal anzugreifen – ausgerechnet bei einer Demonstration gegen Gewalt gegen Frauen, an der Lily Madigan teilnahm. Die trans Frau ist sich vollends der Vorurteile ihr gegenüber bewusst. Sie selbst retweetete den Screenshot des Posts. Auch wenn Transfeindlichkeit sie an ihre Grenzen bringt, weiß Lily Madigan von ihrer eigenen Stärke. Sie will sich weiterhin für alle Frauen einsetzen, ob sie trans sind oder nicht.
Wir finden die Teenagerin ist für junge Frauen und alle trans Personen ein Vorbild!
von Simone Wittig
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