„Hilf mir, es selbst zu tun“ – ist der Grundgedanke der Reformpädagogin Maria Montessori (1870-1952). Die Ärztin entdeckte ihr Interesse für Pädagogik in einer Klinik für Kinder mit geistiger Behinderung. Später schuf sie die Montessori-Bewegung mit zahlreichen Anhänger*innen weltweit. Doch sie ist auch umstritten – was wissen wir heute über die starke weibliche Persönlichkeit?
Streit um Montessori und ihre Spuren
Montessori polarisiert – ihre Anhänger*innen verehren sie für ihre Pädagogik, andere kritisieren sie. Einige Stimmen werfen ihr Doppelmoral vor. Denn sie setzte sich für Kinder ein aber gab ihren Sohn in eine Pflegefamilie. Dies zeigt aber vielmehr, dass diese Kritiker*innen bis heute von Frauen erwarten, die Familie vor die Karriere zu stellen. Zudem hatte Montessori damals wenig Möglichkeiten, ihre Karriere und ihr uneheliches Kind unter einen Hut zu bringen. Andere kritisieren sie für starre Ansichten ihrer Bewegung. Winfried Böhm unterscheidet in seiner Einführung über Montessori zwischen ihren wissenschaftlichen Theorien und den Methoden in Montessori-Einrichtungen. Er problematisiert, dass viele ihrer Anhänger*innen nur diese eine Pädagogik anerkennen würden. Dabei habe Montessori sich selbst gegen die Reduktion ihrer Ideen auf eine einzige Methode gewehrt. Allerdings hat sie auch bestimmte Erziehungsmethoden vermarktet, was widersprüchlich ist.
Festzuhalten ist, dass es nicht die eine richtige Pädagogik gibt. Doch Montessoris Theorie hat in der Erziehungswissenschaft einige wichtige Veränderungen angestoßen: Denn für Montessori formen nicht die Erzieher*innen die Kinder, wie zuvor lange angenommen. Sondern Kinder haben von Anfang an einen inneren Bauplan und einen eigenen Antrieb. Die Erzieher*innen sollen lediglich eine passende Umgebung für Kinder schaffen, damit sie sich bestmöglich entwickeln können. Dieser Grundgedanke zieht sich bis heute durch viele pädagogische Ansätze.
Montessoris Emanzipation
Montessoris eigene Lebensgeschichte steht für die einer Frau, welche sich in der männerdominierten Welt erfolgreich einen hohen Rang erkämpfte. Sie setzte sich schon früh gegen Geschlechterstereotype durch, indem sie gegen den Willen ihres konservativen Vaters Medizin studierte. Auch dort wurde sie nicht mit offenen Armen empfangen, denn ihre männlichen Mitstudenten weigerten sich, gemeinsam mit ihr im Präparationssaal zu stehen. Doch Montessori gab nicht auf. Sie wurde eine der ersten Ärztinnen Italiens, schuf eigene wissenschaftliche Theorien und eine weltweite Bewegung. Vermutlich ist sie die bekannteste Frau in der Pädagogik des 20. Jahrhunderts. Für uns ist sie ein starkes Vorbild für Frauen, ihren beruflichen Weg selbstbestimmt zu gehen. Deshalb ist sie 150 Jahre nach ihrer Geburt unsere Frau der Woche!
Hannah Lüdert
Danielmeyer meint
Endlich mal ein wertfreier, sachlicher Beitrag in verständlicher Sprache. Vielen Dank und :
weiter so!