Die Frauen im Iran dürfen ihre Haare nicht öffentlich zeigen. Sie dürfen nicht Fahrradfahren. Die iranischen Frauen dürfen dies nicht, sie dürfen das nicht. Doch was die iranischen Frauen wollen, das sind Gleichberechtigung und Freiheit innerhalb der iranischen Gesellschaft. Und dafür kämpft Masih Alinejad.
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Die 41-jährige Journalistin stammt aus einem kleinen Dorf im Norden des Irans. Schon als Jugendliche hat sie nicht verstanden, wieso ihre Brüder schwimmen und Radfahren durften, sie jedoch nicht. Als junge Frau war sie politisch sehr aktiv. Mit 25 begann sie für einige iranische Zeitungen zu arbeiten. Bis zum Jahr 2005 war sie Parlamentsreporterin in Teheran. Diese Stelle verlor sie allerdings, nachdem sie in einem Artikel aufdeckte, dass einige Abgeordnete unrechtmäßige Gelder erhielten. Drei Jahre später veröffentlichte sie einen Artikel, in dem sie auf sarkastische Weise scharfe Kritik an dem derzeitigen iranischen Präsidenten Ahmadinejad und seinen Anhänger ausübte. Sie selbst sagt von sich: „ Ich bin ein Störenfried – für die Regierungen, die auf ihre eigenen Leute Druck ausüben, um sie zum Schweigen zu bringen.“ Aus diesem Grund musste sie den Iran 2009 zu ihrem eigenen Schutz verlassen.
Die heimliche Freiheit der iranischen Frauen
Masih Alinejad verließ ihre Heimat und zog nach England, später nach New York City. Hier beginnt ihr Kampf für die iranischen Frauen stärker und kraftvoller zu werden als zuvor. Das islamische Gesetz im Iran schreibt den Frauen seit 1979 vor, ihre Haare mit einem Schleier zu bedecken. Wer dagegen verstößt, kann verhaftet werden. Masih ist nicht gegen das Kopftuch an sich. Diejenigen, die sich aus religiösen Gründen und aus freiem Willen für das Kopftuch entscheiden, so wie ihre Mutter und Schwester, sollen es tragen. Doch die Frauen, die sich durch das Tragen eines Kopftuches unterdrückt und ihrer Identität beraubt fühlen, wie Masih, die sollen auch die Freiheit haben, kein Kopftuch tragen zu müssen. Im Mai 2014 lud Masih in den Sozialen Medien ein Bild hoch. Es zeigt sie in den Straßen des Irans ohne Schleier. Masih Alinejad nennt es ihre heimliche Freiheit. Sie glaubt, dass viele iranische Frauen ihre heimlichen Freiheiten haben und ruft sie dazu auf, diese öffentlich zu teilen. Masih erhielt daraufhin über 3.000 Fotos von iranischen Frauen, auf denen sie sich fröhlich und ohne Schleier zeigen.
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Genau das ist es, was Masih sich erhofft hat. Sie will zeigen, wie viele Frauen im Iran sich durch das Kopftuch unterdrückt fühlen. Masih Alinejad gründet daraufhin die Plattform ‚My Stealthy Freedom‘, auf deutsch ‚Meine heimliche Freiheit‘. Als Masih im Mai 2014 ihr heimliches Foto hochgeladen hat, haben es ihr viele Frauen auf ihrer Seite nachgetan. Sie alle zeigen sich heimlich in Freiheit, in der Hoffnung, dass es irgendwann tatsächlich zu ihrer Freiheit wird.
Weißer Mittwoch für Frauenrechte
Vor einigen Monaten startete Masih Alinejad eine neue Kampagne. Sie machte den Mittwoch im Iran zum Weißen Mittwoch. An diesem Tag können alle Frauen einen weißen Schleier tragen, um öffentlich gegen die Zwangsverschleierung zu demonstrieren, jedoch ohne sich strafbar zumachen.
https://www.instagram.com/p/BYZ0rWuhCLm/?taken-by=masih.alinejad
In den ersten fünf Wochen erhielt sie über 200 Videos von Frauen, die sich auf den Straßen des Irans mit weißen Schleiern oder sogar ganz ohne Kopftuch filmten. Die Frauen berichten genau das, was Masih auch fühlt.
„Ich möchte euch von meiner Gefangenschaft erzählen. Seit ich sieben Jahre alt bin, wurde es mir aufgezwungen einen Schleier zu tragen. Obwohl ich nie davon überzeugt war und es auch nie sein werde.“, erzählt eine junge Iranerin in einem Video zum Weißen Mittwoch, während sie sich ihren Schleier vom Kopf zieht.
Die Arbeit, die Masih in ihre Projekte steckt, tut sie aus Liebe.Für sie ist es eine Herzensangelegenheit.
Immer wieder Trump
Wie könnte es anders sein, auch die Arbeit von Masih wird durch die Politik des US-Präsidenten Donald Trump beeinflusst. In einem Interview berichtet sie, dass sich viele Menschen in Amerika ihren Projekten gegenüber vorsichtig verhalten. Die Menschen haben Angst, etwas gegen den Islam zu sagen, da sie befürchten, dann als Trump Anhänger zu gelten. Viele der US-Amerikaner, die nicht der Meinung Trumps sind, wollen offen gegenüber Minderheiten und anderen Kulturen sein. Masih´s Projekte wirken auf einige anti-islamisch, deswegen halten sie sich mit der Unterstützung zurück. Sie möchten lieber zeigen, dass sie tolerant gegenüber fremden Kulturen sind, dass sie offen sind und nicht der Politik Donald Trumps folgen.
#IranWomenLoveCycling
In ihrer neusten Kampagne kämpft Masih Alinejad dafür, dass iranische Frauen auch Fahrradfahren dürfen. Im September 2016 wurde von Ali Khamenei, dem Höchsten iranischen Religionsführer, eine religiöse Verordnung eingeführt, die es Frauen im Iran verbietet, in der Öffentlichkeit Fahrrad zu fahren. Zuvor war es nicht verboten gewesen, sondern ’nur‘ schlecht angesehen. Einige Tage später wurde einer Gruppe von Iranerinnen im Norden des Irans verhaftet, weil sie sich diesem Verbot widersetzt hatten. Im Jahr 2016 ein derartiges Verbot zu erlassen, bezeichnet Masih Alinejad als Schande. Sie rief die iranischen Frauen dazu auf, Fotos von sich zu posten, auf denen sie Fahrradfahren, versehen mit dem Hashtag #IranWomenLoveCycling.
Masih Alinejad, eine mutige, iranische Journalistin, die kein Blatt vor den Mund nimmt, wenn es insbesondere um die Rechte von Frauen geht. Im Jahr 2015 erhielt sie für ihren Einsatz den Preis für Menschenrechte von UN Watch. Masih Alinejad verleiht durch ihre Arbeit und ihre Projekte vielen Frauen eine Stimme, die sonst ungehört blieben.
Svenja Böttjer
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