Nadia Murad, die jesidische Menschenrechtaktivistin und IS-Überlebende, wurde in diesem Jahr zusammen mit dem kongolesischen Gynäkologen Denis Mukwege, mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Die beiden Aktivist*innen setzen sich für die Beendigung sexueller Gewalt als Kriegswaffe und bewaffneter Konflikte ein.
„Beide Preisträger haben einen entscheidenden Beitrag dazu geleistet, die Aufmerksamkeit auf solche Kriegsverbrechen zu lenken“, sagt Berit Reiss-Andersen, Vorsitzende des norwegischen Nobelkomitees bei der Verleihung dem Guardian. „Denis Muckwege ist der Helfer, der sein Leben der Verteidigung dieser Opfer gewidmet hat. Nadia Murad ist die Zeugin, die von den Misshandlungen erzählt, die gegen sie und anderen Jesidinnen verübt wurden. Beide haben dazu beigetragen, der sexuellen Gewalt während des Krieges mehr Sichtbarkeit zu verleihen. Sodass die Täter für ihre Handlungen zur Rechenschaft gezogen werden können.“
Nadia Murads Weg zur Aktivistin
Die heute 25-jährige Nadia Murad ist eine der bekanntesten Aktivist*innen, die vom Islamischen Staat gefangen gehalten worden ist. Man entführte sie aus ihrem Dorf Kodscho und brachte sie dann nach Mossul, eine Stadt, die unter der Kontrolle des IS steht. Sie erlitt Missbrauch und Demütigungen. Nach drei Monaten gelang ihr die Flucht. Eine Familie aus Mossul half ihr dabei. Mit falschen Papieren kam Nadia ein paar Kilometer von Mossul entfernt nach irakisch-Kurdistan, wo sie auf viele andere Geflüchtete traf. Dort erfährt Nadia Murad von dem Tod ihrer Mutter und ihren sechs Geschwistern. Dann kommt sie in Kontakt mit einer Organisation, die ihr hilft, ihre Schwester in Deutschland zu finden. In diesem Land lebt sie bis heute. Nadia Murad wurde Aktivistin für die Rechte von Jesid*innen und eine der berühmtesten Vertreterinnen ihres Volkes auf der Welt.
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„Ich bin eure Stimme“
Von Deutschland aus führt sie „den Kampf für ihr Volk“, wie sie in einem Interview sagt. Nadia Murad bringt die Verfolgung von Jesid*innen durch den IS in die Öffentlichkeit. Auch zögert sie nicht, über ihre Erlebnisse im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen zu sprechen. Als Nadia Murad ihre Geschichte in London erzählt, ist es schon fast zwei Jahre her, dass der Genozid an den Jesid*innen begonnen hat. Tausende Kinder und Frauen, sind immer noch gefangen. Aber kein Mitglied des IS hat man bis zu diesem Zeitpunkt vor irgendeinem Gericht für diese Verbrechen verurteilt. Beweise gingen verloren oder sind mittlerweile vernichtet. Die Gerechtigkeit scheint noch immer eine Utopie zu sein.
Zusammen für die Gerechtigkeit
Nadia Murad kämpft mit Reden vor dem Europäischen Parlament und den Vereinte Nationen für die Würde der Jesid*innen. Damit will sie die Anerkennung der Taten des IS gegen Jesid*innen als Genozid durchsetzen. Seit mehr als einem Jahr verlangt sie mit Kampagnen Gerechtigkeit. Sie traf sich oft mit der irakischen Regierung, den Vertreter*innen der Vereinten Nationen, mit Mitgliedern des Sicherheitsrates, und anderen Opfern des IS. In ihren Reden fordert Nadia Murad die Vereinten Nationen zum Handeln auf. Die Menschenrechtsanwältin Amal Clooney hat die rechtlich Vertretung von Nadia Murad und anderen Jesid*innen, die Opfer des islamischen Staates wurden, übernommen. Amal Clooney war es auch, die Nadia Murads Geschichte bekannt gemacht hat und die ihren Kampf von Anfang an begleitet hat. Als Nadia Murad UN-Sonderbotschafterin wird, sagt Amal Clooney: „Ich hoffe, dass deine Ernennung ein Wendepunkt für alle Opfer sexueller Gewalt und Menschenhandel sein wird.“
Als der Sicherheitsrat eine wegweisende Resolution erlässt und ein Forschungsteam für das Sammeln von Daten über die Verbrechen des IS im Irak, ist das ein wichtiger Sieg für Nadia Murad und alle anderen Opfer des Islamischen Staates. Denn nachdem jahrelang keine Maßnahmen zur internationalen Justiz ergriffen worden waren, bedeutete es, dass sich einige IS-Mitglieder nun vor Gericht verantworten müssen.
Ein Preis für alle
Nach der Verleihung des Nobelpreises sagt Nadia Murad in einem Interview mit Reuters:
„Ich teile diesen Preis mit allen Jesiden, Irakern, Kurden und allen Minderheiten und Überlebenden der sexuellen Gewalt weltweit. Allen verfolgten Minderzeiten zeigt diese Auszeichnung, dass die ihren Stimmen gehört werden. Wir hoffen, dass dies eine Stimme für alle Frauen sein wird, die in vielen anderen Konflikten sexueller Gewalt ausgesetzt sind.“
Nadia Murad weigerte sich, zu Schweigen und wird so die Stimme ihres Volkes. Sie kämpft gegen alle Schwierigkeiten, die das Leben ihr bereitet hat und schafft ganz neue Umstände. Nadia Murad ist Überlebende, Aktivistin, Botschafterin der Vereinten Nationen, Autorin und seit Oktober 2018 Besitzerin des Friedensnobelpreises.
Vasiliki Perka
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