Unsere Frau der Woche Noah Sow ist die Autorin des Buches Deutschland Schwarz Weiß. Das Buch beginnt mit der Beschreibung des Herkunftslandes der Autorin. Es fallen die Wörter „Stämme“ und „Eingeborene“. Eine für viele Menschen ungewöhnlich klingende Tradition, bei der die Schädel von verstorbenen Verwandten bemalt werden, wird beschrieben und es werden korrupte Politiker*innen erwähnt. Dabei wird der Name des Landes vorerst nicht genannt. Doch in den knobelnden Köpfen der Leser*innen setzt sich wahrscheinlich schnell die Vermutung fest, dass es sich um ein Land des globalen Südens, ein „Entwicklungsland“, handeln muss.
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Die Autorin dieses Buches heißt Noah Sow und kommt – ups – aus Deutschland. Dieser knallharten Selbstentlarvung zu Beginn finden sich die Leser*innen auch im Verlauf des Buches noch öfter ausgesetzt. Immer und immer wieder konfrontiert sie die lesende Person mit Rassismen und hinterfragt Gesellschaftsstrukturen bis ins letzte Eck. Dabei geht es insbesondere um Rassismus, den People of Colour in Deutschland erfahren. Noah Sows Buch ist für weiße Leser*innen unbequem. Wer das Lesen mit dem Gedanken „Ich bin ja kein*e Rassist*in“ beginnt, die*der muss sein Selbstbild in den 320 Seiten neu aufbauen. Gleichzeitig schreibt die Autorin so unterhaltsam und anschaulich, dass sich das Buch ganz einfach verschlingen lässt. Für Menschen, die sich selbst in diskriminierungsfreier Sprache schulen möchten, bietet sie eine Liste mit Begriffen und Erklärungen, warum diese rassistisch sind oder eben nicht.
Wer ist Noah Sow?
Noah Sow bezeichnet sich auf ihrer Homepage selbst als „Künstlerin, Musikerin, Autorin, Produzentin, Dozentin, Medienschaffende, Theoretikerin, Aktivistin, Motivational Speaker“. Sie ist in Bayern geboren und hat bereits in mehreren Bands mitgewirkt. 2001 gründete sie Der Braune Mob, die erste Schwarze media-watch Organisation Deutschlands. Hier kann man zum Beispiel lesen, welche Kinderbücher rassistische Bilder reproduzieren. Daneben gibt Noah Sow Workshops und hält Vorträge zu Anti-Diskriminierungsarbeit. In diesem Rahmen führt sie Vernetzungstreffen für Menschen, die von Rassismus betroffen sind, durch. Auf ihrem Blog kündigt sie Auftritte an, erklärt, warum das Wort „Herkunftsdeutsche“ ziemlich mies ist und dass auch das Wort „fair“ wenig mit dem zu tun hat, mit dem es viele sofort verbinden.
https://twitter.com/NOISEAUX/status/1021684285152133120
Mit ihrem Buch Deutschland Schwarz Weiß hat Noah Sow eine Fibel geschaffen für alle, die bereit sind, sich selbst und im Prinzip alles um sich herum zu hinterfragen und neu zu ordnen. Deswegen ist sie unsere Frau der Woche.
Luise Kilian
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