Wer einmal mit offenen Augen durch die Böttcherstraße gebummelt ist, hat schon den Eingang in das Reich der Werke von Paula Modersohn-Becker entdeckt. Trotz des gesellschaftlichen Drucks und zahlreichen Kritikern, findet sie Ihren eigenen Stil und setzt sich als Künstlerin durch. Mit ihrer malerischen Entwicklung hin zu ausdrucksstarken, farbigen Bildern, gilt sie als Wegbereiterin des Expressionismus. Sie ist die erste Künstlerin weltweit, der ein ganzes Museum gewidmet wurde – und das steht in Bremen. Über 100 Jahre nach ihrem Tod eröffnen sich in dieser Woche mit einer neuen Ausstellung bisher unbekannte Perspektiven.
Der Weg zur Kunst
Paula Modersohn-Becker wurde 1876 als dritte von sieben Geschwistern in Dresden geboren. Schon mit 16 Jahren nimmt sie den ersten Zeichenunterricht in London. Von ihren Eltern angetrieben, besucht sie das Lehrerinnenseminar für drei Jahre, aber nicht ohne sich nebenbei vom Künstler Bernhard Wiegandt im Zeichnen und Malen fortbilden zu lassen. Anschließend absolviert sie eine künstlerische Ausbildung und wirkt in der Malklasse bei Jeanna Bauck mit. An einer Akademie durfte sie nicht studieren, das war Frauen in dieser Zeit noch nicht erlaubt. 1897 entdeckt sie die Künstlerkolonie Worpswede und setzt dort ihr Studium der Kunst bei Fritz Mackensen fort. Schon ein Jahr darauf zieht sie in das kreative Dorf an der Hamme, in dem sie auch den Maler Otto Modersohn kennenlernt. Im Alter von 23 Jahren werden ihre Werke, trotz aller Gegner ihres Engagements, in der Kunsthalle Bremen ausgestellt.
Die sie umgebende Natur regt sie zu Studien über Birken und Moor an. Aber auch die Menschen im Umland nimmt sie wahr und würdigt Kinder und Frauen in Portaits, die im Nachhinein mit denen Picassos verglichen werden. Von 1900 bis 1907 reist sie immer wieder nach Paris, studiert dort und lernt viele inspirierende Menschen kennen. Ihre Beziehung zu Otto Modersohn ist nicht immer einfach, die unterschiedliche Würdigung und Entlohnung ihrer Kunst stehen zwischen dem Ehepaar. Mit 31 Jahren stirbt Paula Modersohn-Becker, als 1907 ihr Wunschkind Mathilde zur Welt kommt. Erst zu diesem Zeitpunkt entdeckt man ihr wegweisendes Lebenswerk. Etwa 750 Gemälde umfasst es, von denen zu Lebzeiten aber nur fünf verkauft werden können. Sie selbst soll geschrieben haben: „Dieses unentwegte Brausen dem Ziele zu, das ist das schönste im Leben“. Ihrem zielstrebigen Ehrgeiz ist das bedeutende Werk zu verdanken, welches gegen alle Erwartungen an Frauen der damaligen Zeit entstand und Bremen bis heute bereichert. Als unsere Frau der Woche ist sie nicht nur Wegbereiterin in der Kunst, sondern auch Vorbild für alle, die entschieden ihren Weg gehen und dabei alle gesellschaftlichen Hürden nehmen.
Nele Woehlert
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