Am Freitag, den 16. Oktober, feierte in der Bremer Shakespeare Company ein neues Stück seine Premiere: Doktor Faustus, nach Christopher Marlowe. Mit sechs Schauspielern wird unter der Regie von Johanna Schall eine moderne Adaption eines klassischen Themas aufgeführt, die durch Musik und Witz zu überzeugen weiß.
Das Faust-Thema
Ein Thema fast so alt wie das Theater selbst: Ein gelehrter Mann, der alles schon erlebt und getan hat und dennoch keine Erfüllung im Leben findet, verkauft seine Seele an den Teufel in der Hoffnung, mit Hilfe der schwarzen Magie doch noch die wahre Lebenserfahrung machen zu können. Die Ursprungsgeschichte, die Historia von D. Johann Fausten aus dem Jahre 1587, wurde vielfach adaptiert, am bekanntesten wohl unter Johann von Goethe im 19. Jahrhundert, dessen Faustzyklus oft als sein magnum opus bezeichnet wird. Ebenfalls behandelt wird der Fauststoff von dem Briten Christopher Marlowe, einem Zeitgenossen Shakespeares, dessen geniale Arbeit durch seinen frühen Tod ein jähes Ende fand. Sein Doktor Faustus aus dem 16. Jahrhundert behandelt eben diese Reise von Mephistopheles, einem Boten des Teufels, und Faust, der bald einsehen muss, dass er seine Seele umsonst verkauft hat: Auch mit unendlicher Macht durch die schwarze Magie findet er nicht das, was er auch schon vorher suchte.
Die Inszenierung: Anders und wundervoll
Wenn sich die Adaption der Shakespeare Company auch sehr an das Original von Marlowe hält, so gibt es doch auch einige Abweichungen in die modernen Richtungen. In jedem Akt findet sich ein Stück Kulturkritik in Bezug auf unsere Zeit: So wird Hitler definitiv nicht im sechszehnten Jahrhundert schon eine Figur gewesen sein und zu Marlowes Zeit hat sich der Teufel sicherlich auch nicht mit Sympathy for the Devil von den Rolling Stones vorgestellt. All dies fügt sich aber nahtlos in die Szenerie ein und wird gekonnt mit in die alte Handlung eingeflochten. Vom schwarzen Humor bis zur philosophischen Diskussion findet sich fast alles im Stück. Untermalt wird die Handlung von einem eigens gespielten Soundtrack, den die musikalische Leiterin Maria Hinze live mit auf der Bühne vorträgt. Nicht versteckt und dennoch nicht auffällig im Mittelpunkt ist sie immer im Kostüm präsent, um die Handlung mit Geräuschen und Hintergrundmusik zu begleiten.
Die Darsteller
Alleine körperlich wird den sechs Schauspielern viel abverlangt. Seien es akrobatische Balanceakte auf einem Stapel Bücher – eine Metapher auf Fausts Bildung, die ihm doch so wenig Halt gibt? – oder ein sinnlicher Tanz an der Stange, körperlich gibt das Ensemble seinen vollen Einsatz. Und schafft es dabei, beide Seiten des Themas einzufangen: Die Tragik hinter Fausts zwecklosem Versuch, seiner traurigen Existenz zu entgehen und die Komik hinter der Reise um die Welt mit Mephistoteles, hier als verführerische Frau, während derer die beiden die Scheinheiligkeit der Großen entlarven und auf die Schippe nehmen. Neben Engelchen und Teufelchen, abgehalfterten Clowns und neidischen Widersachern schlüpft das Ensemble zwischen den Rollen hin und her und gibt doch jedem Charakter eine Einzigartigkeit, die Verwechselungen unmöglich macht.
Noch bis Ende des Jahres wird Doktor Faustus in der Bremer Shakespeare Company am Leibnizplatz aufgeführt. Karten können entweder im Vorverkauf oder online reserviert werden.
Kim-Nicola Hofschröer
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