In der Doku „Brauchen wir mehr Matriarchat?“ aus der ARTE-Reihe 42 – Die Antwort auf fast alles wird eine provokante Frage aufgeworfen: Wäre die Welt gerechter, friedlicher und solidarischer, wenn Frauen die Macht übernehmen würden? Die Doku nimmt uns mit auf eine Reise durch Geschichte, Forschung und feministische Perspektiven und zeigt, dass es durchaus Alternativen zu den patriarchalen Machtstrukturen gibt, die unsere Gesellschaft dominieren.
Ein Blick in die Natur: Bonobos vs. Schimpansen
Ein besonders interessanter Aspekt ist der Blick in die Natur. Bei Bonobos, unseren engsten Verwandten, haben die Weibchen das Sagen, und Konflikte werden meist auf diplomatische Weise gelöst. Im Gegensatz dazu sind Schimpansen patriarchal organisiert, bei denen die Männchen die dominante Rolle übernehmen und Konflikte oft mit Gewalt ausgetragen werden. Dies wirft die Frage auf, warum menschliche Gesellschaften überwiegend patriarchal geprägt sind, obwohl viele soziale Säugetiere matriarchale Strukturen aufweisen.

Die Auswirkungen von Sozialisation und Geschlechterrollen
Die Doku thematisiert auch, wie frühe Sozialisation und Geschlechterrollen die heutige Machtverteilung beeinflussen. Bereits im Kindesalter wird Mädchen häufig die Fähigkeit zur Führung abgesprochen, was dazu führt, dass sie diese Kompetenzen weniger entwickeln. Dies hat zur Folge, dass Frauen seltener in Führungspositionen vertreten sind. Diese gesellschaftlichen Erwartungen und Erziehungsstile verstärken die Annahme, dass Frauen weniger für Führungsaufgaben geeignet sind, wodurch der Teufelskreis der Ungleichheit weiter gefestigt wird.
Ein Blick in die Geschichte: Matrilineare Gesellschaften
Ein Blick in die Geschichte zeigt, dass nicht alle Gesellschaften patriarchal organisiert waren. In matrilinearen Kulturen, in denen die Abstammung über die weibliche Linie weitergegeben wird, nahmen Frauen eine zentrale Rolle in der sozialen Struktur ein. Solche Gesellschaften förderten oft eine gerechtere Verteilung von Ressourcen und Verantwortung, was besonders in ressourcenarmen Gebieten entscheidend war. Frauen übernahmen hier nicht nur Führungspositionen, sondern auch eine bedeutende Verantwortung für das Wohl der Gemeinschaft.
Über den Tellerrand hinaus denken
Am Ende fordert die Doku nicht einfach, das Patriarchat durch ein Matriarchat zu ersetzen, sondern regt an, über ein alternatives Gesellschaftsmodell nachzudenken, das auf den Prinzipien von Gleichberechtigung, Fürsorge und gemeinschaftlicher Verantwortung basiert. Es geht nicht darum, Machtverhältnisse umzupolen, sondern um eine Veränderung der sozialen und politischen Strukturen hin zu mehr Gerechtigkeit und Solidarität.
Jetzt anschauen in der ARTE-Mediathek:
Brauchen wir mehr Matriarchat? | 42 – Die Antwort auf fast alles
Latisha
Schreibe einen Kommentar