Im Kinosaal des Institut Français treffen wir Katja Lewina kurz vor ihrer Lesung. Dazu haben wir die Bremerin Karin Grabenhorst eingeladen. So sind wir drei Generationen, die über das Thema Endlichkeit reden. Millenial trifft auf Boomer, moderiert durch Gen X.
Was ist schon für immer?, so heißt das aktuelle Buch von Katja Lewina. Der kleine Band liest sich in essayhaften Abschnitten wie ein intimes Gespräch mit einer guten Freundin. Neben Katja Lewina laden wir Karin Grabenhorst ein. Wir reden explizit nicht über Trauer sondern über die Perspektive des Endlichen.
Die Perspektive des Endlichen
Sich wundern, warum man plötzlich gesiezt wird. Die Autorin Katja Lewina ist mit 40 Jahren durchaus verwundert.
Karin Grabenhorst arbeitet mit über 60 als Lebensbegleiterin. Was ist das beste Alter? ist eine unserer häufig wiederkehrenden Fragen im Podcast. „Immer jetzt“ sagt Katja Lewina ganz spontan. Damit kommen wir auch dazu, dass der konkrete Moment im Leben viel mehr Aufmerksamkeit braucht, nicht das Bedauern des Vergangenen. Die Aussage: „Ich bin so froh, dass ich jetzt hier bin.“ würden alle drei Gesprächspartnerinnen so unterstützen.. Der Tod und schmerzhafte Krisen führen oft zu Sprachlosigkeit. Katja Lewina hat nicht erwartet, was für ein Tabu der Tod in der Gesellschaft ist. Vorher hat sie über Sexualität und Beziehungen geschrieben und da schon viele Reaktionen erhalten, der Tod aber löst noch viel mehr in den Menschen aus. Es geht auch immer wieder darum, die eigene Position zu finden. Darüber hinwegschauend, was von mir erwartet ist, sondern herausfinden, was ich selbst will, ist ein wichtiger Tipp der Autorin. Der Tot ihres Sohnes und die kurz danach erfolgte Diagnose ihrer eigenen schweren Krankheit haben sie dazu bewogen, dieses Buch zu schreiben.
„Trotz allem kann ich mit ziemlicher Sicherheit sagen, dass ich mein Leben so lebe, als ob ich nur dieses eine hätte.“ (Katja Lewina in „Was ist schon für immer?“.
Karin Grabenhorst erklärt: „Richtig Gas gegeben habe ich auch noch mal in den 50ern“. Aber für die Kunsttherapeutin hat jede Dekade ihre besondere Herausforderung. Erfahrt, warum manche Kalendersprüche doch irgendwie eine Wahrheit in sich haben.
Die Endlichkeit ist für die Trauerbegleiterin ein Leben lang präsent. „Ich habe das Gefühl von Endlichkeit durch mein Leben getragen“. Seit ihrer Kindheit beschäftigt sie sich damit, da ihre Schwester einen schweren Verkehrsunfall hatte.
Der Wunsch Menschen zu begleiten, die in solchen Situationen stehen, ist fest in ihr verankert. Das Theaterstück Siris Reise soll Kindern den Raum geben, sich mit dem Thema zu beschäftigen. Eine Kleine Seele, die sich auf die Reise begibt durch die Elemente. Was ist so mein Part im Leben. Sich von den Kindern an die Hand nehmen lassen bei einem so schwierigen Thema wie Trauer.
„Es ist wie es ist, ich gehe jetzt weiter. Die größte Lebenskunst überhaupt. “ Karin Grabenhorst.
Erfahrt, ob die beiden noch eine Bucket-List haben. Ein Plädoyer zur JOMO (Joy of Missing Out) findet sich auch im Gespräch. Dank auch an die Albatros-Buchhandlung in Bremen für das Möglichmachen und an das Institut Français für die Gastfreundschaft.
Renate Strümpel
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