Franzosen haben in unseren Köpfen immer ein Baguette unter’m Arm, die Baskenmütze auf und eine Zigarette im Mundwinkel. Wieviel Wahrheit aber steckt hinter den Klischees über unsere Nachbarn?
Der Klassiker unter den Vorurteilen ist wahrscheinlich das Bild des Franzosen oder der Französin im blau-weiß gestreiften Shirt, immer mit einer Baskenmütze, einem Baguette und einem Glas Rotwein anzutreffen. Natürlich stimmt das nicht, zumindest nicht zu 100 Prozent. Doch woher kommt dann diese Vorstellung?
Der Ursprung des geringelten Oberteils liegt in der Berufskleidung der französischen Marine des 19. Jahrhunderts. Seit Coco Chanel dieses Muster in der Mode wieder aufgegriffen hat, blieb es ein Symbol Frankreichs für Außenstehende. Wer sich aber in französischen Städten umsieht, wird nicht deutlich mehr blau-weiß gestreifte Shirts finden als in Deutschland.
Ein weiteres Sinnbild ist die Baskenmütze, „le béret“. Wann und wo genau, die erste Baskenmütze aufgetaucht ist, darüber wird spekuliert. Einige beteuern jedoch, dass die Herkunft dieser Kopfbedeckung in der Region der Pyrenäen liegt. Mit der Französischen Revolution kam sie nach Paris und wurde von da an insbesondere im Südwesten Frankreichs Teil der kulturellen Identität. Allerdings gelangt der Gebrauch der Baskenmütze immer mehr in Vergessenheit, kaum eine_r trägt heute noch dieses Element der französischen Kultur.
Le vin rouge et la baguette
Eine der ersten Assoziationen mit Frankreich ist der Rotwein, obwohl seine Produktion sowie der Konsum dort immer mehr zurückgeht. Dennoch hat der Wein einen unentbehrlichen Stellenwert in der Tischkultur der Franzosen, im Gegenteil zu Deutschland. Zwar wird hierzulande Wein immer populärer, doch die Bedeutung des Weines bei Mahlzeiten ist bei unseren Nachbarn ist wesentlich höher. Das Bild des Franzosen oder der Französin mit einem Baguette unter dem Arm ist ebenfalls gar nicht so falsch. Tatsächlich ist das längliche knusprige Weißbrot nicht nur ein „Emblem“ des Nachbarstaates, sondern ein nicht wegzudenkender Teil des Alltags. Bei keiner Mahlzeit darf es fehlen! Heutzutage gibt es etliche Sorten, von der „flûte“ über die „ficelle“ bis hin zum „bâtard“. Jede_r Bäcker_in hat seine/ihre eigene Art und Weise, dieses essentielle Brot herzustellen. Auch hier ist man sich über die Geschichte nicht einig:
Es wird gesagt, das Baguette stamme aus Wien und fände im 19. Jahrhundert nach Frankreich, andere behaupten, die Quelle des heutigen Baguettes sei in den ländlichen Gegenden der napoleonischen Zeit zu finden. Welcher auch immer der Ursprung dieses speziellen Brotes ist, Fakt ist, dass es zum französischen Alltag gehört, auch wenn die wenigsten es unter dem Arm tragen.
Der Zigarettenqualm des Nachbarn
Rauchen ist ebenfalls ein Teil des Klischees, das weitgehend bestätigt werden kann. Es kann beinahe gesagt werden, dass jeder zweite Erwachsene in Frankreich – sei es im Alltag oder lediglich bei Gelegenheiten – Raucher ist. Der übermäßige Tabakkonsum ist vor allem bei den Jugendlichen ein Problem: Laut Statistiken rauchen 26,3 bis 37 Prozent der 11 bis 15-Jährigen. Und obwohl der Zigarettenkonsum dort deutlich höher ist als in Deutschland, ist das Rauchen in Bars, Restaurants und Cafés strikt verboten. Diese Regel hat zwar nichts an der Menge der konsumierten Zigaretten geändert, doch das Passivrauchen konnte beträchtlich eingeschränkt werden, was zumindest ein kleiner Erfolg ist.
Frankreich liegt außerdem in den Top 5 der EU-Staaten mit den meisten rauchenden Frauen. Statistisch gesehen rauchen mehr Männer als Frauen, dennoch nähern sich die Tendenzen an. Grund für den steigenden Tabakkonsum der Französinnen sei ihre Angst, dick zu werden, was uns zum nächsten Vorurteil leitet.
Schlank ist die Frau
Was denken die Deutschen über die französischen Frauen? Sie sind elegant, selbstständig doch vor allem eines: dünn! Man denke nur an Audrey Tautou („Die fabelhafte Welt der Amélie“), Juliette Binoche („Chocolat“) oder Vanessa Paradis. Eine 15-EU-Staaten-Studie hat ergeben, dass die lieben Nachbarinnen wirklich Europameisterinnen im Schlanksein sind. Untergewichtige sind dort allerdings auch am meisten vertreten. Die Einschätzung des Idealgewichts in Frankreich ist meist niedriger als in anderen Ländern, meint der Autor der Studie Thibaut de Saint Pol. Vielleicht ist das bewusste Essen, die kleinen Portionen bei mehreren Gängen oder einfach der Genuss, der die Französinnen so schlank werden lässt.
Akkordeon in Endlosschleife?
Wer an französische Musik denkt, hat sofort die Melodien der „fabelhaften Welt der Amélie“ im Ohr, was vielleicht darauf schließen lässt, dass in jedem französischen Haushalt und an jeder Straßenecke Akkordeon zu hören ist. Das kann als reines Vorurteil abgestempelt werden. Sicherlich gehören die Chansons von Edith Piaf, Jaques Brel und Charles Trenet zur französischen Kultur, doch ebenso wenig, wie alle Deutschen den ganzen Tag deutscher Volksmusik lauschen, ertönt auch nicht aus allen Radios in Frankreich Akkordeonmusik. Rap und Elektro finden großen Anklang, aber auch Rock, Pop, Reggae und Metal. Das Musikrepertoire ist – wie auch hierzulande – breit gefächert.
Ob in Frankreich wirklich Frösche auf der Speisekarte stehen und ob die Franzosen so arrogant sind, wie es immer gesagt wird, das erfahrt ihr im zweiten Teil…
Amélie Schlachter
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