Für uns bei den frauenseiten ist die Antwort auf die Frage: „Was halten Sie von Feminismus?“ ganz klar: Er ist wichtig für die Gesellschaft, für Frauen und für Männer. Mutige Kämpfer*innen haben in der Vergangenheit viel für uns erreicht. Suffragetten erkämpften unter härtesten Bedingungen das Wahlrecht. Sie mussten nicht nur mit Spott und Verachtung leben, sondern wurden für ihre Forderungen eingesperrt und qualvoll zwangsernährt.
1971 brachen 374 prominente und nicht prominente Frauen ihr Schweigen und somit das Tabuthema Abtreibung. Durch ihren Schritt in die Öffentlichkeit, gaben sie uns ein Stück mehr Entscheidungsfreiheit über unseren Körper.
Dies sind nur wenige Beispiele von vielen Erfolgen, die Frauen in der Vergangenheit für andere Frauen in der Zukunft erreicht haben. Ohne sie würden wir heute nicht wählen, nicht arbeiten und wahrscheinlich gar nicht über unseren eigenen Körper selbst bestimmen dürfen. Darum sollten wir dem Feminismus einen Platz in unserem Leben geben. Denn auch wir müssen für zukünftige Generationen etwas erreichen: Wir leben immer noch in einer Gesellschaft, in der Vergewaltigungen mit kurzen Röcken gerechtfertigt werden oder in der nur eine bestimmte Körperproportion als schön anerkannt wird. Der Feminismus ist unser Werkzeug, um etwas verändern zu können.
Die Umfrage
So viel zu unserer Meinung, doch was sagen die anderen?
Die anderen, das sind in diesem Fall die Menschen außerhalb der Redaktion. Menschen, die keine „Frau der Woche“ oder politische Aktivist*innen sind. Es handelt sich um Passant*innen, die in Restaurants saßen, über den Markt schlenderten oder draußen Pause von der Arbeit machten. Ich wagte mich raus, um ihnen die Frage zu stellen: „Was halten Sie von Feminismus?“
Neben etlichen „Keine Zeit“, „Dazu habe ich keine Meinung“ oder sogar einmal „Was ist das überhaupt?“ gab es auch einige sehr interessante Antworten:
Sabine, 57
Ich denke, Feminismus ist eine gute Sache, weil er in der Vergangenheit sehr viel für die Frauen getan hat. Was natürlich nicht so schön ist, dass er manchmal in Verruf gerät, weil manche Forderungen vielleicht etwas überzogen sind oder weil Männer sich davon angegriffen fühlen. Aber alles in Allem halte ich es für eine gute Sache.
Anonym, männlich, Anfang 20
Überbewertet. Warum ich es für überbewertet halte, ist schwer zu erklären. Ich kann es eigentlich gar nicht genau sagen. Dieses Gendern und der ganze Kram sind für mich einfach überbewertet. Früher war es doch auch alles kein Problem. Frauen haben für mich halt einfach eine untergeordnete Rolle. Leider ist das meine Meinung.
Reinhard, 47
Ich habe da eine zwiespältige Meinung zu. Mit diesem militanten Feminismus komme ich überhaupt nicht klar. Aber der Feminismus, der sich dafür einsetzt, dass Frauen einen höheren Stellenwert in der Gesellschaft haben, den finde ich sehr wichtig.
Judith, 36
Ist ein notwendiges Übel. Teilweise aber auch zu extrem.
Holger, 39
Häufig übermäßig missbrauchtes, aber dennoch notwendiges Mittel in unserer Gesellschaft. Manche sind zu extrem, aber gar nix tun ist auch keine Lösung. Es wäre schön, wenn wir einen Mittelweg finden könnten.
Sena, 18
Ich würde mich selber als Feministin bezeichnen, darum halte ich den Feminismus für sehr wichtig. Ich würde mich freuen, wenn er endlich das Image loswerden würde, dass Feministinnen Frauen über Männer stellen wollen.
Gina, 24
Meinen Sie damit die Emanzipation von Frauen und so was?
Hm, dazu kann ich nur sagen: Ich habe eine Ausbildung als Malerin gemacht und habe somit viel mit Männern zusammen gearbeitet. Da wurde ich nie schlechter behandelt oder Aufgaben nicht zugetraut. Ich musste genauso schwer schleppen wie die Männer, von daher halte ich Feminismus in Deutschland für nicht so wichtig.
In anderen Ländern, in denen Frauen immer noch unterdrückt werden, ist der Feminismus dennoch sehr wichtig, damit sich dort die Situation ändert.
Mein Fazit
Aus dieser Straßenumfrage erkenne ich, dass die Meinungen der Leute vielfältig, zwiegespalten aber auch ehrlich sind. Besonders hervor sticht der Wunsch nach einem Mittelweg. Jede*r erkennt, dass Frauen die gleichen Rechte bekommen sollten, jedoch empfinden viele einige Forderungen der Feminist*innen als überzogen.
Wer sich mit feministischen Themen vermehrt auseinandersetzt, stolpert öfter im Alltag über Ungerechtigkeiten. Wir als Feminist*innen, haben oft einen ganz anderen Blick auf Ungerechtigkeit aufgrund des Geschlechts entwickelt als andere. Darum ist es verständlich, dass wir uns zum Beispiel über nicht gegenderte Texte aufregen oder sexistische Werbung aufregen. Einigen fehlt allerdings ein theoretisches Hintergrundwissen um bestimmte Dinge in Zusammenhang zu bringen. Darum zeigt die Straßenumfrage ein positives Ergebnis für mich: Auch wenn sich nicht alle mit Feminismus identifizieren und ihm eine so große Bedeutung zusprechen wie wir, ist er dennoch nicht unbeliebt und von sehr vielen anerkannt.
Josephine Struckmeier
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