Triggerwarnung: In diesem Artikel geht es um sexualisierte und körperliche Gewalt. Lest nur weiter, wenn ihr euch psychisch stabil fühlt.
Mit der Eintrittskarte in der Hand geht es die Treppe hinab in den Gewölbekeller des Wilhelm Wagenfeld Hauses. Unten angekommen führt ein schmaler Flur die Besucher*innen in den kühlen Raum mit niedriger Decke. An den Backsteinwänden strahlt gedämpftes Licht auf Kleiderstangen, an denen Hosen, Kleider, T-Shirts und Röcke auf Bügeln hängen. Die Kleidungsstücke sind in den meisten Fällen Originale. Frauen trugen diese oder ähnliche Outfits während der sexuellen Übergriffe.
12 Frauen erzählen ihre Geschichte
In der Ausstellung „Was ich anhatte…“ werden Geschichten von zwölf Frauen erzählt, die sexualisierte Gewalt erlebt haben. Es wird verdeutlicht, dass sexualisierte Gewalt ein strukturelles Problem ist. Viel zu oft kommt es dabei zu Victim Blaming. Victim Blaming meint eine Täter-Opfer-Umkehr. Der Person, die Opfer eines Verbrechens ist, wird die Schuld dafür zugeschrieben. Anstatt dem*der Täter*in wird die Verantwortung für das Verbrechen teilweise oder vollständig dem Opfer zugeschoben. Äußeres Erscheinungsbild und Verhalten sind bei Übergriffen irrelevant, da es um Unterdrückung und nicht um einvernehmlichen Sex geht. Vergewaltigung ist ein Gewaltverbrechen, bei dem Sex die Waffe ist.
“Eine Frau wird nicht vergewaltigt, weil sie einen Minirock trägt.” – Ausstellung “Was ich anhatte…”
Neben den Exponaten hängen an den Kleiderstangen ausgedruckte Texte, in denen die Protagonistinnen ihre Geschichte wiedergeben. Sie berichten über die Vergewaltigungen, beschreiben die Reaktionen der Menschen, denen sie sich anvertraut haben, schildern ihr Leben nach dem Übergriff und wie sie mit ihrem Trauma umgehen.
Diese Erzählungen machen deutlich, dass die Betroffenen in den meisten Fällen keine ausreichenden Unterstützung erhalten haben. Vielen wurde von Polizei, Ärzt*innen und Gerichten kein respektvoller Umgang entgegengebracht. Statt Empathie und Verständnis wurden sie für die Tat verantwortlich gemacht und für ihr Verhalten verurteilt.
Deutschlandweit unterwegs
Die Wanderausstellung wurde von Autorin und Dokumentarfilmerin Beatrix Wilmes ins Leben gerufen und tourt seit November 2020 durch zahlreiche Städte in Deutschland. Derzeit ist sie in Zusammenarbeit mit der Polizei Bremen im Wilhelm Wagenfeld Haus zu sehen. Der Eintritt ist frei, die Ausstellung ist täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Zusätzlich werden Workshops angeboten, für die ihr euch anmelden könnt. Vor Ort liegen Flyer mit Hilfsangeboten bereit und zwei Mitarbeiterinnen der Bremer Polizei bieten Unterstützung an.
Wenn ihr euch die Auseinandersetzung mit dem Thema zutraut, besucht die Ausstellung noch bis zum 6. September und erzählt euren Freund*innen und Bekannten davon, um mehr Aufmerksamkeit zu schaffen und zur Aufklärung beizutragen.
Smilla Wiesner und Jana Keller
Vivien meint
Danke, dass ihr auf das Thema und die Ausstellung aufmerksam macht!