„Welches Geschlecht wünscht ihr euch?“, „Wird es ein Junge oder ein Mädchen?“ – solche Fragen müssen Menschen, die ein Kind erwarten, häufig beantworten. Als sei das Geschlecht das allerwichtigste an einem Menschen.
Geschlechterklischees beeinflussen die Entwicklung
Geschlechternormen und die damit einhergehenden Erwartungen können einschränkend wirken und Kinder in ihrer persönlichen Entwicklung beeinflussen. Bei der geschlechtsneutralen Erziehung geht es nicht darum, eine neutrale Mitte zu finden. Stattdessen sollen Kinder selbst entscheiden, wer sie sein wollen. Ohne dabei in eine bestimmte Richtung gedrängt und über ihr Geschlecht definiert zu werden, wie es zum Beispiel bei Komplimenten wie „großer, starker Junge“ oder „süße Prinzessin“ der Fall ist.
In Stockholm wurde 2010 die erste städtisch finanzierte, geschlechtsneutrale Vorschule Egalia eröffnet. Außerdem wurde 2015 offiziell das geschlechtsneutrale Personalpronomen „hen“ in Schweden eingeführt. Die schwedische LGBT-Aktivistin und Mutter Miranda erzieht ihr Kind geschlechtsneutral und vertritt die Meinung, dass geschlechtsspezifisches Verhalten kulturell bedingt und nicht natürlich ist. Sie möchte ihr Kind aus der gesellschaftlich vorgefertigten Norm von Mann und Frau befreien. Weil Miranda ihr Kind geschlechtsneutral erzieht, wirft man ihr vor, ihr Kind zu indoktrinieren. Ihr Gegenargument dazu lautet, dass die Gesellschaft Kinder mit bestimmten Geschlechterrollen indoktriniert. Doch diese sollen auf Mirandas Kind keinen Einfluss haben.
Raising Zoomer
Auf dem Blog Raising Zoomer schreiben die Eltern Brent und Kyl über die geschlechtsneutrale Erziehung ihres Kindes Zoomer und wie das Geschlecht gesellschaftlich bedingt bestimmte Bereiche im Leben eines Menschen beeinflusst. Aus diesem Grund haben sie niemandem in ihrem Umfeld das biologische Geschlecht von Zoomer verraten. Zoomer soll selbst entscheiden können, welchem Geschlecht sie*er sich zuordnet.
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Gegner*innen der geschlechtsneutralen Erziehung vergleichen diese mit einem sozialen Experiment. Sie befürchten, dass Kinder, die geschlechtsneutral erzogen werden, psychische Schäden davon tragen werden. Auch Brent und Kyl bezeichnen die geschlechtsneutrale Erziehung als soziales Experiment, aber nur, weil das endgültige Ergebnis nicht sicher ist und niemand weiß, wie sich Zoomers Leben entwickeln wird. Doch Fakt ist: auch Eltern, die ihre Kinder geschlechtsspezifisch erziehen, wissen nicht, wie sich das Leben ihres Kindes entwickeln wird.
Alina Zimmermann
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