Triggerwarnung: In diesem Artikel geht es um Transfeindlichkeit und Suizid
Sei es im Zusammenhang mit der weltbekannten Autorin der Harry Potter-Reihe J.K. Rowling oder zuletzt in der Kontroverse um das ‚Lesbenfrühlingstreffen‘ – der Begriff TERF kursiert seit einigen Monaten in den englisch- und deutschsprachigen sozialen Netzwerken. Aber was ist eigentlich TERF? Die Abkürzung TERF kommt ursprünglich aus dem Englischen und steht für „Trans-Exclusionary Radical Feminist“. Sie wird – wie der Name impliziert – für Personen angewandt, die einen vermeintlich radikalen Feminismus vertreten, aus dem sie jedoch trans Personen explizit ausschließen. TERF ist somit fast nie eine Selbstbezeichnung, sondern meist eine Zuschreibung von außen.
Wie erkenne ich TERFs?
TERFs vertreten ein binäres Geschlechterverständnis. Es gibt laut den TERFs nur zwei Geschlechter, die sich an biologischen Merkmalen festmachen lassen: Männer, die einen Penis haben, und Frauen, die eine Vagina haben. Menschen mit Penis, die sich jedoch als Frau identifizieren, sind für TERFs schlichtweg Männer aufgrund der biologischen Zuordnung. Sie sprechen somit trans und auch intergeschlechtlichen Menschen ihre Identität und Existenz sowie die Zugehörigkeit zur feministischen Bewegung ab. TERFs lehnen deswegen eine inklusive Sprache ab. So zum Beispiel Bezeichnungen, wie ‚menstruierende Menschen‘, die nicht automatisch davon ausgehen, dass alle Menschen, die menstruieren, sich auch als Frauen identifizieren (und umgekehrt, dass nicht alle cis Frauen menstruieren). J. K. Rowling spottete beispielsweise über die Bezeichnung ‚People who menstruate‘ in einem Tweet:
„‘People who menstruate.‘ I’m sure there used to be a word for those people. Someone help me out? Wumben? Wimpund? Woomud?“
Für Rowling scheint es für Menschen, die menstruieren, einzig das Wort „Women“, also „Frauen“ zu geben. Die Verwendung einer inklusiven Bezeichnung wie „people who menstruate“ ist für sie offenbar absurd und ein Anlass, um Witze zu machen. Nicht ganz so lustig sind die Zahlen, die die Diskriminierung von trans Menschen abbilden: 10 Prozent der trans Menschen in Deutschland gaben in einer Umfrage an, in den letzten 12 Monaten Belästigungen und Gewalt erfahren zu haben. 19 Prozent in den letzten 5 Jahren. Eine Studie des National Center for Transgender Equality ergab, dass 41 Prozent der trans Frauen und Männer in den USA mindestens einmal in ihrem Leben versuchen, Suizid zu begehen.
Wie äußern sich TERFs?
Anstatt die von Diskriminierung geprägte Lebensrealität von trans Personen anzuerkennen, basiert die Transfeindlichkeit der TERFs häufig darauf, insbesondere trans Frauen selbst die Rolle der Täterinnen zuzusprechen. Dabei taucht immer wieder das Thema Toiletten auf – ja richtig gelesen. TERFs wie J. K. Rowling sind der Meinung, dass ‚Männer‘ sich als trans Frauen ausgeben, um in weibliche Schutzräume wie ‚Frauen‘-Toiletten einzudringen. Auch immer wieder beliebt unter TERFs ist der Vorwurf, dass trans Frauen sich im Sport bessere Leistungen erschleichen, indem sie in der Kategorie der ‚Frauen‘ antreten. Fakten, die diese Vorkommnisse bestätigen würden, gibt es jedoch nicht. Hinter solchen abwertenden Äußerungen der TERFs über trans Frauen steht eine versteckte Misogynie. Das nennt sich dann Transmisogynie. Weiterhin nutzen TERFs häufig absichtlich die falschen Pronomen oder den abgelegten Vornamen von trans Menschen, die sogenannten Deadnames.
Was hat es mit der Kontroverse um das Lesbenfrühlingstreffen auf sich?
Das Lesbenfrühlingstreffen (LFT) ist ein jährlich stattfindendes Treffen zur Vernetzung von Lesben aus Deutschland und Europa. Nach der Bekanntgabe des Programms für das diesjährige LFT, das in Bremen ausgerichtet wird, wurde starke Kritik laut. Viele Vereine wie der LesbenRing e.V., der Bundesverband Trans oder der Dyke*March distanzierten sich öffentlich vom LFT. Sie bezogen sich unter anderem darauf, dass das LFT 2021 trans-feindlichen Referentinnen eine Bühne gibt und bei der Einladung explizit trans Frauen unerwähnt lässt. Auch die Bundesstiftung Magnus Hirschfeld distanzierte sich von den Inhalten und die Bremer Frauensenatorin Claudia Bernhard zog ihre Schirmfrauenschaft zurück.
Was bedeutet das alles für den Feminismus?
Es wird deutlich, dass die Selbstbezeichnung ‚Feminist*in‘ noch nicht viel zu heißen hat. Es lohnt sich, mit einem kritischen Auge hinter die Fassade zu schauen und zu fragen: Für wen gilt der Feminismus, der vertreten wird? Gilt dieser für trans Frauen? Und gilt dieser auch für schwarze, PoC, lesbische, bi, queere, muslimische und sozial benachteiligte Frauen? Denn wie auch Hengameh Yaghoobifarah schreibt: Nicht überall, wo Feminismus draufsteht, ist auch Feminismus drin.
Naomi
Chris meint
Ich verstehe das Schutzräume geschützt werden sollen. Aber wie kann man einen „Wolf im Schafspelz“ davon abhalten in den Schutzraum einzudringen?
Das hat doch gar nichts mit Transfrauen zu tun! Generalverdacht???
Hält es Eindringlinge ab, wenn man eine der schwächsten Gruppen „klein hält“? Oder kann man Schutzräume schützen in dem man sich über gendergerechte Sprache lustig macht?
Der Spruch: „Es gibt nur zwei Geschlechter“ hält keinen Verbrecher davon ab sich (verkleidet oder nicht) an ein Opfer heranzuschleichen.
Man sollte doch stutzig werden, wenn die INCELs, die Pickupper, die „Konservativen“, die AFD usw. dasselbe sagen wie man selbst!
Noch was zum Sport:
Es gab vereinzelte Fälle bei denen über das Geschlecht diskutiert wurde, nach der Medallienvergabe.
Im Weitesten ist das Hormon-Doping (wie es auch geb. Frauen angetan wurde!).
Bitte wie weltfremd muss man sein, dass man glaubt ein Transmädchen unter Hormonbehandlung plus Pubertätsblockern hätte ernsthaft mehr Vor- als Nachteile im Leistungssport?
Der Urintest zeigt Hormon-Doping in die eine oder andere Richtung:
Transfrau oder cis Frau mit zuviel Testosteron —> Disqualifiziert.
Meine Hochachtung vor allen Menschen die sauberen Leistungssport betreiben!
Niels meint
Ich bin ein pro-feministischer cis-Mann, bin mit Transmenschen befreundet und bemühe mich in meiner Arbeit und meinem Leben, dem Patriarchat den Stecker zu ziehen. Die Auseinandersetzung zwischen transinklusiven neuen Feministinnen und den als TERFS verunglimpften vermeintlich „alten“ Feministinnen gerät zum Spektakel aus dem vor allem jene Männerbünde Honig saugen, die von ihren Machtpositionen aus ihre angebliche Diskriminierung bejammern.
Ich denke, intersektionale Perspektiven bringen uns weiter, aber ich glaube auch, es gibt da ein Missverständnis, das aus der gegenseitige Verkürzung in der Sicht auf die jeweils andere Perspektive entsteht: Die „alten“ Feminist*innen sind sich des Raums bewusst, den sie sich als Frauen erobert haben und den wollen sie verteidigen. Dabei sind ihnen bestimmte Marker („essentielle“ Attribute) wichtig die sie nicht aufzugeben bereit sind. Dieser Essentialismus in Bezug auf was Mann und was Frau ist macht sie in mancher Hinsicht den Männern (und auch ein paar Frauen) ähnlich, die am patriarchalen Status Quo aber auch so gar nichts ändern wollen.
Die „neuen“ transinklusiven Feminist*innen hingegen haben andere Werte. Sie sind nicht bereit, das was sie als transphobe Positionen identifizieren, zu tolerieren und erklären die Frauen mit denen sie gemeinsam (viel schneller) das Patriarchat überwinden könnten pauschal zu TERFS, zu Feinden mit denen frau nicht spricht.
Ich denke, Ihr braucht Mediation, aber wohl eher nicht von einem Mann.
Annetta Luckenbach meint
Juni 2023 und kein Ende der Diskussion, sondern wachsende Aggressivität in der Meinungsbildung, leider.
Teile Ihre sachliche Antwort auf den Artikel gern. Danke!
Laura meint
Ich bin eine Frau und möchte als solche gesehen und respektiert werden. Stülpt mir nicht Begriffe über, die mir nicht gefallen („Cis-Frau“, „menstruierende Person“).
Ich habe mich von frühester Jugend an mit Feminismus, Rassismus, Benachteiligung von Menschen mit Behinderung auseinandergesetzt und gehöre selbst einer marginalisierten Gruppe an.
Ich werde nun nicht hinnehmen, dass Schutzräume von Frauen und Kindern durch Personen mit Penis gekapert werden, seien es Umkleiden, Toiletten, Saunen, Frauensport, Frauenhaus oder Gefängnisse.
Lesbische Frauen haben insbesondere das Recht darauf, von Personen mit Penis in Ruhe gelassen werden.
Die jahrzehntelang mühsam erkämpften Frauenrechte sind mir wichtiger als die Gefühle einiger verkleideter Männer.
Ich kenne viele Schwule, Lesben und sogar eine Transperson, die das genauso sehen. Warum wohl sind viele „Transfrauen“ laut und aggressiv, während Transmänner oft respektvoll und friedlich auftreten? Weil letztere als Frauen sozialisiert wurden und ihnen Belästigung und Diskriminierung aus eigener Erfahrung geläufig sind.
Viele Schwule und Lesben beklagen, dass aggressiv auftretende Transpersonen der LGBTQ-Bewegung heftige Rückschläge verpassen.
Hört auf, das Denken denkender Menschen manipulieren zu wollen. Grundsätzlich gleiche Rechte für alle- keine Veränderungen auf Kosten der Hälfte der Menschheit und kein Verdrehen von Tatsachen.
Warum soll ich mir Gedanken um die Gefühle anderer machen, wenn meine Empfindungen als Frau nicht respektiert werden?
Ihr habt wenig Rückhalt in der Gesellschaft, ihr könnt nichts weiter, als reflexartig die Terf- , Transphobie- oder Nazikeule rausholen. Ihr respektiert keine Meinungen und Gefühle anderer Menschen.
Beobachtet mal selbst, wie offen ihr für eine Pluralität von Meinungen und Lebensweisen seid.
Freiheit ist immer die Freiheit der Andersdenkenden.
Ricarda meint
Hallo Laura,
Erst einmal vielen Dank für deinen ausführlichen Kommentar, denn der Streit über Frauen und Trans*frauen schwelt seit langem im Feminismus.
Obwohl wir alle schon übergriffiges Verhalten durch „male predators in dresses“ erlebt haben, so gibt es die große Masse von Trans*frauen, die mit dem Trauma kämpfen, im falschen Körper geboren worden zu sein und ständig mit Diskriminierung und Ausgrenzung umgehen müssen.
Wir stellen uns dieser Diskriminierung entgegen.
Kai meint
Ich bin eine Frau. Punkt. Ich weigere mich, als Person, die menstruiert, bezeichnet zu werden. Ich empfinde das als abwertend. Und:Frauen sollen nicht gegen biologische Männer im Sport antreten müssen. Es ist unfair. Dass Transfrauen keine für sie passende Vergleichsgruppe haben, sollen nicht die Frauen ausbaden müssen. Ich meine natürlich Menschen, die menstruieren.
Ulrike meint
Vielleicht überarbeiten Sie diesen einseitigen Beitrag eines baldigen Tages?
Valerie meint
Die Kommentare hier machen mir echt Mut. Im deutschsprachigen Raum scheinen viele Frauen die Transgender-Ideologie-Gehirnwäsche noch nicht erhalten zu haben! Eine gute Alternative zu dieser Seite hier sind die STÖRENFRIEDAS!
Steffi meint
Ich kann mich Valerie da nur anschließen.
Vielen Dank auch an Lynn, Hanna und Janine, Eure Kommentare machen auch mir Mut.
Auch ich finde es sehr bedrückend, solch einen Artikel auf einer Seite zu finden, die sich an Frauen und Mädchen richtet und von sich behauptet, eine feministische Position zu vertreten.
Insofern ist dies auch das Einzige worin ich mit der Autorin übereinstimme: Nicht überall, wo Feminismus draufsteht, ist auch Feminismus drin.
Es kostet heutzutage wirklich Mut einen Standpunkt zu vertreten, der sich kritisch mit der Transgender-Ideologie auseinandersetzt, egal wie sachlich. Ein gutes Beispiel dafür ist meiner Meinung nach auch Kathleen Stock, die englische Philosophieprofessorin, die Ihren Lehrstuhl aufgeben musste, weil die Anfeindungen von Trans-Aktivisten für sie unerträglich wurden. Mein Lesetipp daher: „Material Girls – Why Reality Matters for Feminism“ am besten im englischen Original, die kürzlich erschienene deutsche Übersetzung ist leider teilweise nicht so gut gelungen.
An dieser Stelle noch vielen Dank an Dich Valerie für den Hinweis auf die STÖRENFRIEDAS.
Beate meint
Sehr gelungener Text, der sensibilisiert für Transfeindlichkeit. Diese Feindlichkeit hat nichts in einem intersektionalen Feminismus zu suchen.
Lynn meint
Vielleicht nutzt man mal das Internet und versucht sich selbst einen Eindruck zu verschaffen? Dieser Beitrag auf einer Seite, die sich „Frauenseiten“ nennt, ist dermaßen einseitig, wimmelt von Falschdarstellungen und Faktenverdrehung, dass sie sich den Namen besser sparen sollten.
Wie aggressiv und frauenfeindlich Teile des extremen Transaktivismus gegen Frauen vorgehen, die legitime Sorgen und reale Probleme ansprechen, wird hier mit keinem Wort erwähnt.
Wenn intersektionaler Feminismus bedeuten soll, dass Kinderschutz und Frauenrechte keine Rolle mehr spielen, kann ich gut drauf verzichten.