Warum ich diesen Artikel schreibe? Weil mir beim Online-Dating als weiblich gelesener queerer Person immer wieder Hetero–Paare angezeigt werden, die eine zweite Frau suchen. Das Ganze hat für mich immer einen bitteren Beigeschmack und ich habe mich gefragt, warum. Und wer von so einer Konstellation profitieren soll.
Das Unicorn Hunting (deutsch: Jagd auf Einhörner) beschreibt die Suche eines cis-hetero-Paares nach einer bisexuellen cis-Frau. Die Single-Frau wird als Einhorn bezeichnet, weil die Vorstellungen des Paares wie diese sein soll, meistens unrealistisch sind. Das erträumte Wunschwesen existiert in der Realität selten.
Privilegien als Paar
In einem Onlinebeitrag wird die Praxis des Unicorn Huntings als entmenschlichend bezeichnet, weil die dritte Person genau so sein soll, wie es das suchende Paar gerne hätte. Außerdem genießt das Paar das „couple privilege“, Paar-Privilegien. Diese Paar-Privilegien können dazu führen, dass die Gefühle und Bedürfnisse des „Einhorns“ nicht genügend berücksichtigt werden. Das „Einhorn“ wird nur als Sexspielzeug gesehen und nicht als vollwertiger Mensch.
Das ist nicht nur entmenschlichend sondern auch sexistisch, weil viele hetero cis-Männer sich dadurch in ihrer Männlichkeit bestärkt sehen. Sie glauben häufig, wenn ihre Freundin Sex mit einer anderen Frau hat, sei das „gar kein richtiger Sex“. Und es bestehe keine Gefahr, dass die beiden mehr Interesse aneinander finden könnten als an ihm.
Am Besten gefiel mir die Aussage in einem Artikel, dass solche Paare doch einfach eine professionelle Person engagieren, also für sexuelle Leistungen zahlen sollten. Das könnte eine Lösung sein, wenn das Paar keine Lust hat auf die Wünsche und Gefühle der dritten Person einzugehen und sie nur als sexuelles Abenteuer nutzen will.
Rachel Lark hat ein Lied darüber geschrieben: „The unicorn song“ ist ironisch und arbeitet sich an den Unicorn Stereotypen ab.
Heterosexuelle Paare, die nach einer dritten Person suchen, sollten sich genau überlegen, warum sie das tun. Warum suchen sie genau nach einer Frau als Dritter und nicht nach einem Mann? Wessen Fantasien und Bedürfnisse stehen im Vordergrund und wie soll mit den Gefühlen aller Beteiligten umgegangen werden? Was ist, wenn das Verhältnis länger besteht und sich eine*r der Beteiligten verliebt? Oder sich die ganze ursprüngliche Beziehungsdynamik verändert?
Anonymous
Not your Unicorn meint
Der Artikel beschreibt tatsächlich genau die Erfahrungen, die viele in meiner Bubble erlebt haben. Als queere Frau soll man hauptsächlich die Bedürfnisse des Paares (insbesondere seine) befriedigen. Die wenigen Paare, die da eine Ausnahme sind, muss man erstmal finden.
The Last Unicorn meint
Das ist absolut an den Haaren herbeigezogen.
In der Regel ist es so, dass das „Einhorn“ für das Paar im Mittelpunkt steht
und auf Händen getragen wird.
Ich habe selbst viele Erfahrungen diesbezüglich machen können und kenne auch einige andere Paare / Einhörner.
Es wird ja niemand gezwungen.
Dies hört sich eher nach einer frustierten Frau an, die neidisch auf die sexuelle Erfüllung Anderer ist.
Schade.
Ikke meint
Yess! Das entspricht auch meiner Erfahrung