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Gewalt gegen Frauen ist ein weltweites Problem. Ein Drittel aller Frauen sind betroffen. Wer Gewalt gegen Frauen und Mädchen ausübt, verstößt gegen die Menschenrechte.
In Indien ist Gewalt gegen Frauen und Mädchen besonders stark verbreitet. Laut einer G20-Studie von 2012 ist Indien das frauenfeindlichste Land aller großen Nationen. Gründe dafür sind nicht nur, dass etwa ein Drittel aller Frauen von ihren Ehemännern missbraucht werden, sondern auch die Vergewaltigungen von Frauen in der Öffentlichkeit sowie Ehrenmorde an Frauen und Mädchentötungen.
Dem Ausmaß und der Brutalität an Gewalt gegen Frauen und Mädchen ist in Indien kaum eine Grenze gesetzt. Nur die schlimmsten Geschehen erreichen auch die westlichen Nachrichten. Von der jungen Inderin, die im Dezember 2012 in einem Bus von sechs Männern so brutal vergewaltigt und gefoltert wurde, dass sie zwei Wochen später starb, wurde weltweit berichtet. Diese an Brutalität kaum übertreffbare Gewalt gegen Frauen ist in Indien jedoch keine Seltenheit. Alle 22 Minuten, laut Aktivisten sogar noch häufiger, kommt es zu brutalen Gewalttaten gegen Frauen. Gesellschaftlich werden die Forderungen in Indien, insbesondere von jungen Aktivistinnen und Studentinnen, immer lauter. Politisch hingegen tut sich kaum etwas.
„So etwas passiert versehentlich“
Überflüssige Aussagen, wie die des Innenministers Parameshwara: „Solche Dinge passieren eben“, verharmlosen nicht nur die Problematik der Gewalt. Sie signalisieren den Tätern auch, dass es sich um keine ernstzunehmende Straftat handle. Als sei das nicht schon Anlass genug zur Kritik an der Politik, gibt Parameshwara den jungen Inderinnen auch noch Schuld an ihren Gewalterfahrungen. Er behauptet, ihr zunehmender westlicher Lebensstil sei der Grund dafür, dass sie vergewaltigt wurden. Das sich Frauen nach solchen Aussagen, von denen es einige mehr gibt, noch weniger trauen über ihre Gewalterfahrungen zu sprechen und diese zur Anzeige zu bringen, ist nahliegend. Bevor es zu hilfreichen Gesetzesänderungen in Indien kommen kann, muss erst einmal die grundlegende Einstellung der indischen Politiker verändert werden.
Frauen sind weniger wert als Männer
Die indische Juristin Vrinda Grover kritisiert, dass die Frauen in der indischen Kultur weniger wert sind als Männer und dass diese Stellung ohne weiteres hingenommen, teilweise sogar noch unterstützt wird. Sichtbar wird das vor allem durch noch immer angewandte Traditionen wie dem doodh-peeti: Neugeborene Mädchen werden ausgesetzt, erstickt oder in Milch ertränkt, weil sie angeblich nicht so viel wert sein wie Jungs. Hinter der Gewalt steht die Ungleichheit. Erst wenn die Ungleichheit zu Gleichheit wird, kann auch die Gewalt nachlassen. Diese Meinung vertritt Vrinda Grover.
Gewalt gegen Frauen und Mädchen ist ein Verstoß gegen die Menschenrechte. Wenn Du oder jemand aus Deinem Umkreis Gewalt erlebt, kannst Du auf www.hilfetelefon.de anonym und kostenlos Hilfe und Beratung bekommen. Weitere Informationen findest Du auf www.gewaltgegenfrauen.bremen.de und in unserem Artikel zu Gewalt gegen Frauen – das Streben nach Macht.
Svenja Böttjer
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