Gewalt gegen Frauen ist ein weltweites Problem. Ein Drittel aller Frauen sind betroffen. Wer Gewalt gegen Frauen und Mädchen ausübt, verstößt gegen die Menschenrechte.
Frauen, die von heute auf morgen plötzlich verschwunden sind, missbrauchte und ermordete Studentinnen, sexualisierte Folterung durch Sicherheitsbeamte – so sieht die traurige Realität in dem mittelamerikanischen Staat Mexiko aus. Die Mexikanerinnen kämpfen für ihre Rechte, aber dafür müssen sie mutig sein und ausdauernd.
#SiMeMatan – Wenn sie mich töten
Der Drogenkrieg tobt seit Jahren in Mexiko und wird immer extremer. Innerhalb eines halben Jahres werden bis zu 12.000 Menschen durch die Einbindung in die Drogengeschäfte ermordet. Häufig sind auch unschuldige junge Frauen in den Drogenkrieg verwickelt; weil sie zur falschen Zeit am falschen Ort sind oder zu viel wissen.
Nachdem eine Studentin auf dem Campus einer mexikanischen Universität umgebracht wurde, kam es zu einer großen Bewegung unter den Student*innen. Denn anstatt den Mord juristisch aufzuklären, wurde die Schuld einfach auf das Opfer abgewiesen. Der zuständige Staatsanwalt beispielsweise kommentierte den Mord lediglich mit dem Vorwurf, die junge Studentin sei Alkoholikerin und eine unbegabte Studentin gewesen. Für die Justiz schien der Fall damit geklärt zu sein. Der Aufschrei insbesondere in der weiblichen Bevölkerung dagegen war groß.
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Viele Studentinnen posteten daraufhin Fotos von sich mit dem Titel „Si me matan“, auf Deutsch: Wenn sie mich töten. Damit wollen sie die Öffentlichkeit auf die Morde aufmerksam machen und ihre Ängste mitteilen. Sie wollen zusammenhalten gegen die Gewalt an Frauen. “Wenn sie mich töten, dann ist es weil ich abends gerne ausgehe und viel Bier trinke”, hat eine Demonstrantin auf ihr Plakat geschrieben. Eine unangenehme Mischung aus Sarkasmus und Wahrheit.
Das Land der Verschwundenen
Weltweit verschwinden in keinem Land mehr Menschen als in Mexiko. Es sind Frauen, Kinder und Männer, die täglich als vermisst gemeldet werden. Dass ein Verbrechen dahinter steckt ist in nahezu allen Fällen klar. Doch wirklich intensiv ermittelt wird kaum, weshalb sich die Täter auch nicht zu verstecken brauchen. Gerade einmal 98 von 100 Verbrechen werden aufgeklärt. Zu den bekanntesten Verschwinden gehören die 43 Student*innen, die im September 2014 unter mysteriösen und bis heute ungeklärten Umständen angegriffen und verschleppt wurden. Und das mit Hilfe der örtlichen Polizei.
Sexualisierte Folter durch Sicherheitsbeamte
In einem Bericht von 2016 hat Amnesty International Daten zur Gewalt gegen Frauen durch Polizei und Militär in Mexiko veröffentlicht. Das Ergebnis ist erschreckend: 72 Prozent der befragten Frauen, die von der Polizei festgenommen wurden, gaben an, während ihrer Inhaftierung sexuelle Gewalt erlebt zu haben. 33 Prozent wurden vergewaltigt und 97 Prozent der verhafteten Mexikanerinnen gaben an, körperlich misshandelt worden zu sein.
Es liest sich wie ein etwas zu brutal ausgelegter Krimi: Gewalt gegen Frauen und das in der extremsten Form, meist mit tödlichem Ausgang. Bis Frauen in Mexiko ohne Angst und Gewalt leben können, muss noch einiges geschehen, insbesondere auf Seiten der Exekutiven und Judikativen. Denn Gewalt gegen Frauen und Mädchen ist ein Verstoß gegen die Menschenrechte. Wenn auch Du oder jemand aus Deinem Umkreis Gewalt erleben sollte, kannst Du auf www.hilfetelefon.de anonym und kostenlos Hilfe und Beratung bekommen.
Svenja Böttjer
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