Julie Otsuka: Wovon wir träumten

buecherblog_otsuka„Wir“ – dies ist das meistgenutzte Wort und Ausdruck eines kollektiven Gefühls der jungen Japanerinnen, die Anfang des 20. Jahrhunderts per Schiff einem ungewissen Schicksal in Kalifornien entgegenfahren. Sie sind aus armen Familien zur Heirat vermittelt worden an  Männer, von denen sie nur ein Foto besitzen , das sich wie alle anderen Versprechen über ihr zukünftiges Leben als Illusion herausstellt. Ihr Leben an der Seite ihrer Männer geht in der neuen Welt mit harter Arbeit, in bitterer Armut, Isolation und Unterwerfung weiter. Als die Familien nach Jahrzehnten teilweise endlich zu bescheidenem Wohlstand gekommen sind, bricht der 2. Weltkrieg aus und raubt ihnen wieder alles, was sie erarbeitet haben.Das dominante Stilmittel des „wir“ prägt das Buch von der ersten bis zur letzten Seite und vermittelt zwischen  den einzeln dargestellten individuellen Lebensgeschichten der Frauen und ihrem kollektiven Schicksal. Dieses „wir“ schafft auch die Verbindung der persönlichen und der politischen Lage der japanischen Auswanderer in den USA.  Ein sehr besonderes Buch, in seiner zurückhaltenden, streng beschreibenden Weise einmalig und unendlich traurig. Aber aus der Hand legen: unmöglich.

Hamburg 2012, mareverlag, 160 S.