Maxim Leo, Haltet euer Herz bereit

Cover von Haltet euer Herz bereit

Haltet euer Herz bereit
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Maxim Leo, Haltet euer Herz bereit. Eine ostdeutsche Familiengeschichte
Maxim Leo ist 1970 geboren, arbeitet als Redakteur bei der Berliner Zeitung und bekam 2011 für „Haltet euer Herz bereit“ den Europäischen Buchpreis.
Zu Recht.
Er schildert am Beispiel seiner Familie die Entwicklung der DDR. Sein Großvater Gerhard gehört zu den Gründungsvätern der DDR, er arbeitet als Journalist bei der ADN. Als Jugendlicher hat er in der Résistance gekämpft, wurde gefasst, gefoltert und im letzten Moment aus dem Zug befreit, der ihn zu seiner Hinrichtung bringen sollte. Nach innen ist er der gestrenge Familienvater, total überzeugt von den Maßnahmen der Partei, nach außen erlaubt er sich so viel Kritik, dass er verschärft in die Fänge der Stasi gerät.
Der zweite Großvater Werner hat bei den Nazis mitgemacht und tritt nach Kriegsende überzeugt in die SED ein, für deren Durchsetzung er sorgt.
Und dann findet die Tochter Anne noch den Vater ihrer Mutter, Dagobert. Der gehört zu der Opposition der KPD, der KPO, er wird aber nicht deshalb ermordet, sondern wegen seiner Zugehörigkeit zum Judentum.
Anne, die Mutter des Autors, arbeitet eine Zeitlang als Journalistin, dann hält sie es nicht mehr aus und arbeitet als Historikerin. Sie hat immerfort Zweifel an den Parteibeschlüssen.
Wolf, der Vater, ist Grafiker, er ist ihr ein ständiger Partner im Streit um Politik. Er wirkt wie ein anarchischer Typ, der den Staat, den er ablehnt, auch als Fläche zum Reiben braucht.
Und dann ist da Maxim. Er ist perfekt angepasst und weiß aus den Streitereien seiner Eltern doch Bescheid. Er wäre gern ein Held, schafft es aber nicht. Er geht auf die Volkshochschule, das entspricht unserem Abendgymnasium, und ist in der Bewegung engagiert, die zum Sturz der DDR führt.
Die zentrale These des Buches ist: Die DDR war ein Staat der Generation der Großväter, die enttäuscht aus dem Krieg zurückkam; die Generation der Kinder war zweiflerisch; und die Generation der Enkel interessierte sich nicht mehr für den Staat.
Maxim Leo schreibt flott in kurzen Kapiteln, seine Familiengeschichte ist derart bunt, dass man gar nicht mehr aufhören will zu lesen.

Erschienen im Verlag Heyne TB, zuerst 2009, 272 S., 8,99€