Drei Tage mit dem Tod

Buchcover mit drei gezeichneten schwarz-weiß Figuren

(c) Kiepenheuer Witsch

Thees Uhlmann, Sophia, der Tod und ich

Was für ein intelligentes, witziges, nachdenkliches Buch!
Der Ich-Erzähler ist einer von denen, die man nicht wirklich bemerkt. Er gehört zu den sogenannten „kleinen Leuten“, deren Meinung in Wahrheit nicht interessiert. Er ist 42, arbeitet als Altenpfleger, kommentiert auf schnoddrige Art und Weise, was ihn umgibt, interessiert sich für Fußball, schreibt seinem Sohn, der bei seiner Mutter lebt, jeden Tag eine Karte – er lebt eben so vor sich hin.  Er ist also den meisten von uns sehr nahe, auch darin, dass er nicht über den Tod nachdenkt. Der klingelt aber eines Tages an seiner Tür, gibt ihm noch drei Minuten und will ihn dann mitnehmen.

Dazu kommt es aber nicht, denn der Tod wird in seiner Arbeit unterbrochen: Sophia klingelt. Sie ist die Ex-Freundin des Erzählers, Polin, die er im Altersheim kennengelernt hat. Er war für ihren Vater verantwortlich. Sophia ist noch schnoddriger als er, stärker als er, kommentiert alles, was sie umgibt. Sie scheinen perfekt zueinander zu passen, doch eines Tages ist ihr Vorrat an gemeinsamer schlechter Laune aufgebraucht und sie trennen sich. Sophia und der Erzähler kommen sich auf ihrer gemeinsamen Reise mit dem Tod aber wieder näher, und so enthält das Buch auch eine hübsche kleine Liebesgeschichte.  Der Tod ist erst empört über die Unterbrechung durch Sophias Klingeln, schiebt seine Arbeit dann aber für eine Zeit auf und lässt sich auf das Leben ein. Zu dritt gehen sie in die Kneipe, fahren mit dem Zug, besuchen die Mutter des Erzählers und fahren mit ihr zu dem Sohn. Der Tod genießt das „normale“ Leben, das er bisher nicht kannte. Er ist charmant, geistreich, kraftvoll und er bringt dem Erzähler bei, sein „normales“ Leben zu schätzen. Zum Schluss ist der Tod der Sieger, in seinem freundlichen Stil.

Was für ein intelligentes, witziges, nachdenkliches Buch, das ohne Moral und Ideologie auskommt und sozusagen lachend erzählt. „Ich: ‚Aber wenigstens das Fluchen habe ich dir beigebracht!‘ Er: ‚Ja nu! Man muss was machen!‘ Ich: ‚Ja nu. Da hast du recht!‘ Er: ‚Kannst du mal sehen. Hast du dem Tod sogar noch was beigebracht, Scheiße noch mal!‘“

Thees Uhlmann, „Sophia, der Tod und ich“ ist 2017 als Taschenbuch im Verlag Kiepenheuer und Witsch erschienen und hat 318 Seiten.