Benedict Wells, Vom Ende der Einsamkeit
Jules ist der Erzähler. Seine glückliche Kindheit endet jäh, als er zehn Jahre alt ist und seine Eltern bei einem Autounfall tödlich verunglücken. Bis dahin war er ein draufgängerisches Kind, jüngstes von drei Geschwistern, der extrovertierten Liz und dem Einzelgänger Marty. Die Kinder kommen in ein Internat, nicht in eins dieser schicken, sondern in ein ganz normales, und werden sofort getrennt. Jules ist unglücklich und er ist ein Träumer. „Das hier ist alles wie eine Saat. Das Internat, die Schule, was mit meinen Eltern passiert ist. Das alles wird in mir gesät, aber ich kann nicht sehen, was es aus mir macht. Erst wenn ich ein Erwachsener bin, kommt die Ernte, und dann ist es zu spät.“ Die einzige Person, mit der er näher Kontakt hat, ist Alva. Sie begleiten sich bis zum Abitur. Jules wird –erfolgloser- Fotograf, will so seine Schuld gegenüber seinem Vater abtragen, der ihm eine Kamera geschenkt hatte, steigt dann bei einem Musik-Label als juristischer Berater und Scout ein. Er trifft Alva wieder. Sie ist inzwischen verheiratet mit dem von ihr seit ihrer Jugend verehrten Schriftsteller Alexander Nikolaj Romanow. Das Ehepaar lebt in einem Chalet bei Luzern, sie laden Jules ein, mit ihnen zu wohnen. Jules fängt wieder an zu schreiben, wie schon als Junge. Romanow gleitet immer mehr ab in seine Alzheimer-Erkrankung. Und Jules und Alva werden ein Paar. „Damals, als Alva in der Schule neben mir Platz genommen hatte, war von alldem noch nichts zu erahnen gewesen. Sie war einfach nur ein Mädchen vom Lande gewesen, neben einem Jungen aus der Stadt, der gerade Waise geworden war. Der Anfang einer Geschichte. Unserer Geschichte.“ Nach Romanows Tod heiraten sie, sie bekommen Zwillinge, doch nach einer kurzen Phase des Glücks schlägt das Unglück wieder zu.
Der Roman geht der Frage nach, was im Menschen trotz aller Wechselfälle des Lebens unveränderlich ist. Auf diese Frage gibt er allerdings keine plakative Antwort. Er erzählt eine berührende Liebesgeschichte. Und er kommt ohne jeden Bezug auf Zeitgeschichte aus.
Man wird das Buch nicht weglegen, bis man es zu Ende gelesen hat.
Benedict Wells ist 1984 in München geboren. Er hat „Becks letzter Sommer“ und „Fast genial“ veröffentlicht. „Vom Ende der Einsamkeit“ ist wie die beiden anderen Romane im Diogenes Verlag erschienen.