Der Kampf um körperliche Selbstbestimmung, ein Recht auf ein Leben ohne Gewalt. Viele Themen galten lange als Privat und unpolitisch. Mit dem Slogan „Das Private ist politisch“ zogen Feminist*innen in den 70er Jahren auf die Straße. Vieles wurde erreicht – und vieles liegt noch vor uns.
Dass Themen wie Kindererziehung und Abtreibung grundpolitische Themen sind und, dass Gewalt in der Partnerschaft nicht die Privatsache des Ehemannes ist – das alles wurde von den Feminist*innen seitdem erstritten. Ein Beispiel für die Erfolge des Feminismus ist das Verbot von Vergewaltigungen in der Ehe, die bis 1997 noch straffrei waren.
Die Frauenbewegungen – vom Öffentlichen zum Privaten
Für die erste Frauenbewegung (ca. ab Mitte des 19. Jhd bis 1930) stand vor allem die Gleichstellung von Frauen in der Öffentlichkeit und vor dem Gesetz im Fokus. Vieles wurde erkämpft – wie das Wahlrecht oder das Recht zu studieren.
Andere, implizitere Unterdrückungsformen blieben jedoch unhinterfragt.
Damit räumten die Feminist*innen ab den 1970er Jahren auf. Erstmalig wurde die Unterdrückung von Frauen in der Familie sowie in der Paarbeziehung und im Haushalt hinterfragt. Zentral hierfür war die Parole „Das Private ist politisch“. Themen, die vorher als streng privat galten, wurden in den Fokus gerückt und politisiert.
Carol Hanisch als Inspiration
Das 1969 verfasste Essay The Personal is Political der Aktivistin Carol Hanisch war hierfür zentral. Dort schreibt sie:
„Aber sie setzten uns ohne Ende herab, weil wir versuchten, unsere angeblichen „persönlichen Probleme“ – vor allem „diese körperbezogenen Themen“ wie Sex, Aussehen und Abtreibung – in die öffentliche Debatte mit einzubringen. Auch unsere Forderungen, dass Männer einen Teil der Hausarbeit und Kinderbetreuung übernehmen sollten, galten als privates Problem zwischen einer Frau und ihrem jeweiligen Mann. (…) Gott bewahre, dass wir darauf hinweisen, dass Männer davon profitieren, Frauen zu unterdrücken.”
Die Autor*innenschaft des Slogans lehnt Hanisch zwar ab und verweist auf das feministische Kollektiv sowie Redakteur*innen. Unbestreitbar ist jedoch, dass der Text in der feministischen Bewegung über Landesgrenzen hinweg diskutiert wurde, und so zentral für die Ausformulierung politischer Forderungen war.
Wir haben noch viel vor uns
Indem das Private selbst Teil des feministischen Kampfes ist, wird so die Verknüpfung einzelner Biographien ermöglicht. Puzzleteil für Puzzleteil wird klar, mit was wir es zu tun haben. Struktureller Diskriminierung, Marginalisierung und Objektifizierung. Gemeinsam stehen wir dafür ein, wofür vorher jede Frau für sich kämpfen musste.
Das hat uns weit gebracht. Themen wie Abtreibungen und Femizide in Partnerschaften sind fester Bestandteil feministischen Aufbegehrens. Zu sagen, dass wir noch viel vor uns haben, wäre allerdings eine Untertreibung. Denn antifeministische Bewegungen und Parteien gewinnen immer mehr an Zuwachs und verbuchen Erfolge, wie unlängst in Polen.
Lasst uns weiter dagegen ankämpfen! Auf der Straße und in Diskussionen, Zuhause und am Arbeitsplatz. Das Private ist politischer denn je. Hier ein Video zur Inspiration mit Jill Soloway und Bell Hooks:
Pia Reiter
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