Wahrscheinlich habt ihr es schon mitbekommen:
frauenseiten und die Schwankhalle laden zum diesjährigen 8. März alle Frauen, trans-, inter- und nicht-binäre Personen, Queers und Allys ein, sich beim 8M After-Strike Konzert im Livestream von Patriarchat, Streik und Care Arbeit zu erholen und gemeinsam zu feiern – mit THORD1S, AWA Khiwe und Lady Oelectric.
Aber wer ist eigentlich THORD1S?
THORD1S ist das Solo-Projekt von Performer*in, Musiker*in und Produzent*in Thordis M. Meyer, das 2018 aus der künsterlischen Abschlussarbeit „Einzelkämpfer*in Sound Escapes“ im Masterstudiengang Performance Studies (Kampnagel, Universität Hamburg) hervorgegangen ist. THORD1S steht für Bässe, epochale Vocals, Saxofon-Kuschel-Vibes und Bart.
Damit ihr THORD1S vor dem 8M After-Strike Konzert etwas besser kennenlernen könnt, haben wir THORD1S 4 Fragen gestellt:
1. Wie würdest du deinen Sound/deine Musik beschreiben?
„Manifeste(s), Fluiditäten und Queer Pop. Selbst Jahrgang 1983, bin ich auf jeden Fall heavily 80s-inspired. Dabei ist meine oft von Effekten modulierte Stimme ein ziemlich wichtiges Element – und das, was mir am meisten am Herzen liegt. Ich mag es, Gender- und Genregrenzen auszuloten und zu verwischen und versuch mich vor allem live an fluiden Zwischentönen. Die klingen mal mehr nach Electro, mal nach schmachtender 80s Rockballade und das Saxofon wird mal zum Synthesizer, das Stage Piano zur E-Gitarre. Irgendwo zwischen Pop und Performance, Soundlandschaft und Minirave. Ich beschreib meine Musik manchmal als Vokuhila Freestyle, mal als Pool Pop, mal als Bowling Pop – am Montag mach ich After-Strike-Pop.“
2. Das Konzert findet im Rahmen des Internationalen Frauentags statt. Was bedeutet dir das?
„Eine ganze Menge. Der 8. März ist das beste Datum für einen Gig! Für mich als queere Person ist der 8. März, der Internationale Kampftag von und für Frauen und queere Personen, ein wichtiger Tag, um einerseits gegen die krassen Ungerechtigkeiten und die (strukturelle) Gewalt aufzubegehren, mit denen FLINTA* in patriarchal strukturierten, auf Cis-Heteronormativität basierenden Gesellschaften tagtäglich zu kämpfen haben und andererseits alle zu feiern, die sich eben nicht nur an einem Tag im Jahr, sondern an vielen Tagen dafür eingesetzt haben und dafür einsetzen, unter Umständen mit ihrem Leben, dass alle Menschen gleiche Rechte bekommen.
Mein Projekt THORD1S ist aus meiner künstlerischen Abschlussarbeit im Studiengang Performance Studies an der Uni Hamburg entstanden und ich verstehe diese One-Person-Band, bei aller Liebe zur Musik, auch als queer-feministische Intervention in das cis-hetero-männlich dominierte Musikbusiness. Umso mehr freu ich mich, die Bühne ausgerechnet am 8. März mit den zwei wundervollen und soso inspirierenden Künstlerinnen Awa Khiwe und Lady Oelectric teilen zu dürfen. Liebsten Dank an die Frauenseiten Bremen und die Schwankhalle für Euer Vertrauen und den Support!
Ich würd mich so freuen, wenn die ein oder andere Person zuhause tatsächlich mit den Füßen wippt oder das WG-Zimmer tanzenderweise zum Vibrieren bringt.
Im vergangenen Jahr war ich nach der Demo in Hamburg, dort wohne ich, noch in einem Club, weil eine Freundin von mir da aufgelegt hat. Ich wollte nur kurz vorbeischauen, weil ich noch Musik machen wollte, hab dann rausgefunden, dass mein Proberaum besetzt ist, und bin einfach wieder zurückgegangen, um weiter zu tanzen. Erste Behälter mit Desinfektionsmittel waren dort bereits angebracht, aber ich glaub, niemand hat so richtig geahnt, was da auf uns zu kommt. Dass wir trotz aller Umstände zumindest im übertragenen Sinne – und hoffentlich im Rahmen der Möglichkeiten ja sogar ganz wortwörtlich – weitertanzen und miteinander aufeinander Achtgeben, in Coronazeiten umso mehr, das wünsch ich mir, vor allem am 8. März – aber auch an jedem anderen Tag: anti-rassistisch, anti-kapitalistisch und solidarisch.“
3. Wie streikst du am 8. März?
„Das ist tricky. Ich spiel ja an dem Tag ein Konzert bei Euch, es ist also ein Arbeitstag für mich. Am Abend zu spielen bedeutet für mich Proben am Vormittag und weitere Vorbereitungen wie Kostüm, Abbauen, Einladen, von Hamburg nach Bremen fahren, Ausladen, Aufbauen, Soundcheck u.s.w.. Ich hab übrigens meistens ziemlich viel Lampenfieber und brauch schon mal etwas länger für Dinge, die mir wichtig sind, als ich dachte – zum Beispiel zum Beantworten Eurer Blogfragen 😉 So sehr ich mir wünschen würde, am Auftrittstag auf die Demo zu gehen oder meine Arbeit niederzulegen, so sehr würde mich das stressen. Und ich bin fasziniert von allen, die schon so viel Erfahrung haben, dass sie das können! Ich verstehe eine gute Vorbereitung auf Gigs nicht zuletzt als Self Care und damit als queer-feministischen Akt, weil mich das entspannter spielen lässt und wir dann alle mehr davon haben. Wie ich mich trotzdem am Streik beteiligen kann, möchte ich auf der Bühne ausprobieren. Solidarische Grüße an alle, die streiken, und auch an alle, denen das nicht möglich ist.“
4. Was inspiriert dich? / Welche anderen Artists inspirieren dich in deiner Arbeit?
„Oh Vieles und Viele! Sonnenuntergänge und Wind um die Nase zum Beispiel, Tucké Royale im Film Neubau und alle, die Teil des Manifests #ActOut sind oder sich schon vorher in den darstellenden Künsten geoutet haben, die Zusammenarbeit mit CHICKS* freies performancekollektiv, in der Wanne liegen zu einem Hörstück des Performancekollektivs Frauen und Fiktion, die Performances des Choreografen Trajal Harrel, die Kompromisslosigkeit der Regisseurin Florentina Holzinger, eine Podcastfolge Feuer & Brot von und mit Alice Hasters und Maximiliane Haecke zum Thema Ambiguous Loss, das soso berührende Konzert von Ebow in der Spedition oder zauberköstlicher Schokokuchen mit Knusperboden aus der Schanze und viele meiner unglaublich großartigen Freund*innen und Kolleg*innen. Ich mag Künstler*innen, die transdisziplinär arbeiten und spannende Welten aufmachen – visuell und akustisch – oder in deren Biografie mich etwas fasziniert oder deren Musik und Mut mich bewegt, z. B. Planningtorock, Chris, Arlo Parks, Dorian Electra, Little Simz, Rhye, Kat Frankie, Lizzo oder Ankathie Koi – und ganz viele weitere Künstler*innen.“
Anael Dzubilla
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