Hansen, Dörte: Altes Land.
Vera ist ein Flüchtlingskind, das mit ihrer Mutter aus Pommern nach dem Krieg auf dem Obstbauernhof der Eckhoffs gestrandet ist. Sie bleibt mit dem kriegsgestörten Pflegevater Karl in dem düsteren alten Haus, nachdem ihre Mutter mit einem neuen Mann weggeht. Sie wird Zahnärztin, pflegt Karl bis zu seinem Tod, bleibt allein und ein Fremdkörper zwischen den alteingesessenen Bauern. Ihre mögliche Liebe Heinrich Lührs vom Hof nebenan ist das Gegenteil: verheiratet, drei Söhne, sein Haus und Garten tipp topp. Die beiden bleiben sich aber in Krisenzeiten eine Stütze, z.B. als Karl und als Heinrichs Frau sterben.
Veras Nichte Anne, verhinderte Pianistin und Tischlerin, zieht mit dem kleinen Leon zu ihr auf den Hof, als ihr Mann eine Neue hat. Die beiden Frauen vereint ihre Einsamkeit und die Nachkriegsgeschichte der entwurzelten Familie.
Bissig-komisch beschreibt Hansen sowohl die alternative Szene Hamburgs mit ihrer Landromantik als auch die konservativen Obstbauern mit ihrer festgefügten Ordnung und das Aufeinandertreffen dieser beiden Welten. Die Fluchtgeschichte und ihre Nachwehen werden sparsam aber eindrucksvoll eingebracht. Eine gut erzählte, sprachlich glänzende Geschichte mit am Ende versöhnlichen Tönen ohne Kitsch.
Dörte Hansen wurde 1964 in Husum geboren. Sie war als Journalistin tätig und arbeitete unter anderem für den NDR. Hansens Debüt „Altes Land“ ist überaus erfolgreich.
In einem youtube Video erzählt Dörte Hansen selbst etwas zu sich und ihrem Erstlingsroman:
München 2015, Albrecht Knaus Verlag, 287 Seiten
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