Der Künstlerinnenverband Bremen, GEDOK feiert in diesem Herbst 40-jähriges Jubiläum. Aus diesem Grund veranstaltet der Verband ein 40-tägiges Festival unter dem Motto „Mind the Mycelium“. Vom 20. September bis zum 10. November präsentieren 70 Künstlerinnen ihre Arbeit in ganz unterschiedlicher Form an 20 verschiedenen Orten in Bremen und Umgebung.
Der Verband
Der Künstlerinnenverband Bremen zählt 140 Mitglieder und ist Teil des Dachverbands GEDOK, der aus 23 Regionalgruppen in ganz Deutschland besteht. Ziele der Verbandsarbeit sind die besseren Arbeits- und Lebensbedingungen für Künstlerinnen sowie die Gleichstellung der Frau im Kunstbetrieb.
Im Interview mit der Geschäftsleitung des Künstlerinnenverbands, Norah Limberg, wurde schnell klar, was die Arbeit des Vereins so wichtig macht: Frauen im Kunstbetrieb stehen noch immer vor Herausforderungen, die auf sexistische Strukturen zurückzuführen sind. Die Repräsentation von Frauen auf dem Kunstmarkt ist geringer als die von Männern. Es gibt noch immer einen Gender Pay Gap, sodass Frauen weiterhin durchschnittlich 30 Prozent weniger verdienen als Männer im Kunstbereich. Hinzu kommt, dass deutlich mehr Frauen die Arbeiten im künstlerischen Bereich übernehmen, die wenig oder gar nicht bezahlt werden.
Die Repräsentation auf dem Kunstmarkt, also wirklich da wo das Geld sitzt, ich glaube, da gelten nach wie vor patriarchale Strukturen. (Norah Limberg)
Es wird aber auch deutlich, dass die Arbeit des Künstlerinnenverbands definitiv Früchte trägt. Viele Bremer Ausstellungshäuser achten zum Beispiel gezielt darauf, Ausstellungen gleich häufig an Künstlerinnen und Künstler zu vergeben und dabei auch alle gleich zu vergüten. Und auch die Projektmittelberatung für die Mitglieder des Künstlerinnenverbands, die Norah Limberg oft selbst durchführt, hilft den Künstlerinnen dabei, angemessene Vergütungen für ihre Arbeit zu verlangen und auch zu erhalten.
Das Festivalmotto – „Mind the Mycelium“
Der Begriff „Mycelium“ meint das Myzel, also das Wurzelwerk von Pilzen. Mit diesem Motto hat der Künstlerinnenverband ein besonderes Thema gewählt. Norah Limberg erklärt, dass „Mind the Mycelium“ so viel heißen soll wie “Denk an das Myzel” – also eine sinnbildliche Aufforderung, über Vernetzungen nachzudenken. Die Vernetzung der Pilzwurzeln untereinander und mit anderen Lebewesen verschafft Pilzen die Fähigkeit, sehr dynamisch und widerstandsfähig zu sein. Mit dem Myzel zeichnet der Künstlerinnenverband ein Sinnbild für die Stärke und den Nutzen von Netzwerkstrukturen – so wie der Verband selbst eines ist.
Diese Struktur, die bestenfalls nicht hierarchisch funktioniert, sondern gezeichnet ist von einer gegenseitigen Wissensvermittlung, sich Ressourcen zu teilen und gemeinsam aktiv zu werden, um sich gegenseitig zu nähren… (Norah Limberg)
Zum Thema Netzwerken gehört übrigens auch, dass die Künstlerinnen gerne in Austausch treten mit den Besucher*innen des Festivals. Hierzu dürfen die Künstlerinnen direkt angesprochen werden, oder aber Interessierte besuchen einfach ein Angebot mit anschließender Gesprächsrunde.
Wir können nur geschlechtergerecht arbeiten, wenn wir solidarisch miteinander sind. (Norah Limberg)
Das Programm
40 Tage lang schaffen die Künstlerinnen neue Räume zur Erkundung von Vernetzungen aus einer feministischen Perspektive. So stellt die Filmemacherin Niamh Sauter-Cooke in ihrem Kurzfilm „die Verdorbene“ die Frage, wie schwer es sein kann, als Frau auch mal „eklig zu sein“. Das Kollektiv „SUPPORT YOUR LOCAL GIRL GANG_TEAM*SPIRIT“ lädt zu einem Rauchzeichenworkshop ein und in der Neustadt frisiert Sirma Kekeç die Haare ihrer Kundinnen in einem Frisiersalon, während türkische Vorspeisen und ein kreatives Rahmenprogramm die Wartezeit verschönern.
Die Eröffnungsfeier findet am 21. September im GAK (Teerhof 21) statt. AB 19 Uhr ist dort offenes Haus. Der Künstlerinnenverband lädt alle Interessierten zum Mitfeiern ein. Einige der Veranstaltungen benötigen eine vorherige Anmeldung. Schaut hierzu am besten genauer im Programm nach.
Greta P.
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