Queeraspora ist eine aktivistische Gruppe aus Bremen, die BIPoCs (Black, Indigenous and People of Color), Geflüchtete und Migrant*innen, die sich als queer identifizieren, einen Raum bietet, um sich auszutauschen und aktiv zu werden. Zuerst war es ein Café für Geflüchtete, doch das selbstorganisierte Kollektiv hat sich in den letzten Jahren weiterentwickelt. Mittlerweile hat sich Queeraspora als gut vernetzte Aktivist*innen-Gruppe in Bremen etabliert. Heute wollen wir euch die Gruppe und die Aktivistin Laura Matute vorstellen.
Wie alle Menschen Queeraspora kennenlernen können
Queeraspora trifft sich regelmäßig in den Räumlichkeiten von „Rat & Tat e.V.“ Das Rat & Tat- Zentrum für queeres Leben e.V. ist ein Verein, der Beratung und Angebote zur sexuellen Orientierung bereitstellen und seinen Standort im Viertel hat.
Queeraspora steht für Empowerment und setzt sich dafür ein, dass über die Mehrfachdiskriminierung von queeren Migrant*innen aufgeklärt wird. Bei ihren Workshops möchte die Gruppe in einem geschützten Raum Awareness schulen. Außerdem planen sie, wie sie nicht-betroffene Menschen für Themen wie „intersektionale Diskriminierung“ sensibilisieren können.
Sie wollen einen offenen Raum zum Austausch bieten, veranstalten Treffen für alle Interessierten und geben „Ally Workshops“ für Menschen, die nicht queer sind, aber Gruppen wie Queeraspora als Verbündete unterstützen möchten.
Außerdem liegt Queeraspora die Vernetzung mit Gruppen und Organisationen am Herzen, die die gleichen Werte teilen und, genau wie sie, für ihre Ideale aktiv werden. Sie arbeiten unter anderem mit dem Frauen*streikbündnis und dem CSD Bremen zusammen. Auch außerhalb von Bremen sind sie vernetzt. Beispielsweise laden sie für Weiterbildungswochenenden auch queere Migrant*innen-Gruppen aus Hannover und Hamburg ein.
Queeraspora schafft auch Angebote bei denen ebenfalls Menschen, die sich nicht als queer identifizieren, teilnehmen können. Zum Beispiel die Tanzgruppe von Queeraspora, bei der kulturelle Tänze aus verschiedenen Ländern mit Tänzen, die in der Queerenszene beliebt sind, kombiniert werden. Auch unsere Interviewpartnerin Laura Matute lernte durch diese Tanzgruppe Queeraspora näher kennen und beschloss der Gruppe beizutreten.
„They made this open call for everybody. And you don‘t need to be queer to join the dancing. If you wanted to go, you could go. And I went to this event and we were all queer, but that was nice. It was like, I met them, than we were dancing and laughing. After a while we had a talk and than I decideted to probably join.“ -Laura Matute, Aktivistin von Queeraspora
Das motiviert die Aktivist*innen
Für Laura Matute gibt es drei Hauptgründe, weshalb Queeraspora aktiv ist und für eine diskriminierungsfreie Gesellschaft kämpfen will. Der erste Grund ist, dass Empowerment Potential, das durch die Treffen im geschützten Raum, den gegenseitigen Austausch und die Aktionen entsteht.
Zweitens die Suche nach Verbündeten. Laura weist aber auch darauf hin, dass die Unterstützung von anderen Menschen zwar sehr wichtig ist, es aber genauso relevant ist, die Menschen über intersektionale Diskriminierungsformen aufzuklären und sie für queere Themen zu sensibilisieren.
Den dritten Hauptgrund beschreibt Laura als „die Konfrontation mit dem Ungemütlichen“. Denn es beginnt ein Prozess der Selbstreflexion, wenn man sich engagiert. Diesen letzten Punkt hat Laura auch noch einmal genauer erläutert: Sie weiß, dass es nicht einfach ist ein*e „Ally“ – ein*e Verbündete*r – zu sein, weil man sich als Ally selber mit den eigenen Privilegien auseinander setzen muss. Mit der Zeit wird es einem als Ally klar, dass man aufgrund der eigenen Privilegien andere Menschen – wenn auch nicht bewusst- unterdrückt.
Doch sie betont, dass es eben auch nicht einfach ist Aktivist*in zu sein. Denn Aktivismus muss auch nach innen wirken. Auch innerhalb der Community gebe es unterschiedliche Privilegien und Machtverhältnisse und die gelte es zu reflektieren und daran zu arbeiten. Es sei kein leichter Weg, wenn man etwas verändern möchte, aber es lohnt sich gemeinsam für Werte einzustehen.
„Aktivism is uncomfortable. I think it is worth it. And I think it’s good. And I think it is necessary, but you definitively gonna feel triggered many times.“ – Laura Matute
Warum Räume wie Queeraspora wichtig sind
Auf die Frage, warum sie sich bei Queeraspora engagiert, antwortet Laura, dass sie sich selber als Feministin, LGBTQ* – Aktivistin, Unterstützerin und Antirassistin definiert und genau diese Werte auch von Queeraspora repräsentiert werden. Außerdem habe sie immer das Gefühl, dass sie durch ihr Engagement bei Queeraspora Teil von etwas Größerem sein kann. Ihrer Meinung nach, sei es auch ein Privileg Aktivistin zu sein. Schließlich habe sie die Kapazitäten dafür, sich überhaupt die Zeit zu nehmen, um sich zu engagieren. Sie persönlich sieht es als Pflicht, diese Zeit auch effektiv zu nutzen.
Laura schätzt, dass sich bei Queeraspora Menschen aus über 20 verschiedenen Herkunftsländern engagieren und dass über zehn verschiedene Sprachen gesprochen werden. Bei den Treffen von Queeraspora sei es manchmal sehr laut, weil viel gegenseitig übersetzt und die ganze Zeit in verschieden Sprachen geredet wird. Immerhin diskutieren die Aktivist*innen viel und tauschen ihre Meinungen aus.
Die Aktivistin empfindet die Atmosphäre in der interkulturellen Gruppe sehr angenehm. Laura erklärt, dass die Hemmungen davor etwas zu sagen und mitzusprechen bei Queeraspora für viele Migrant*innen nicht so groß sind, da man ja nicht die einzige Person ist, die nicht Deutsch als Muttersprache spricht.
Zusammen sei es effektiver für die gemeinsamen Werte einzustehen als alleine. Aus ihrer Sicht ist es auch wirklich wichtig, dass es eine Gruppe wie Queeraspora gibt, die von Geflüchteten und Migrant*innen selber initiiert wurde. Natürlich gebe es viele Gruppen, die Geflüchtete Willkommen heißen. Doch alleine wegen der sprachlichen Barrieren sei es manchmal schwer in einer Gruppe Fuß zu fassen, in der nur deutschsprachige Menschen sitzen. Aus diesem Grund muss, es laut Laura, einfach Räume wie Queeraspora geben.
„We are there to support each other. And I think it‘s our main goal. To help each other.“ – Laura Matute
Queeraspora freut sich immer über neue Akitvist*innen und Allys
Queeraspora öffnet regelmäßig die Türen für Interessierte. Sie freuen sich immer über neue Menschen, die bei ihnen aktiv werden möchten oder sie als Verbündete unterstützen wollen. Sie sind füreinander da, um sich gegenseitig als queere Geflüchtete, BIPocs und Migrant*innen zu helfen. Und wenn man Laura Matute fragt, ist genau das auch das Hauptziel von Queeraspora: Gegenseitige Unterstützung.
Wer Lust hat Queeraspora kennenzulernen, kann sie über ihre Facebook Seite oder bei Instagram kontaktieren.
Dana Nguyen
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