Oft stolpert man im Alltag über Abkürzungen, ohne wirklich zu wissen, für welche Wörter diese stehen und welche Bedeutung dahinter steckt. So ist es auch mit LSBTIQ*. Die Entschlüsselung des Wortes ist Lesbisch Schwul Trans* Bi Inter* Queer, gefolgt von einem Sternchen. Diese Abkürzung ist jedoch nicht festgeschrieben. Aufgrund von Diskussionen darüber, wie umgreifend der Begriff ist, gibt es auch Abkürzungen die kürzer oder umfassender sind. Im Folgenden sollen die einzelnen Begriffe, die hinter den einzelnen Buchstaben von LSTBIQ* stehen, genauer beleuchtet werden.
Lesbisch
Lesbisch bedeutet, dass ein Mensch eine weibliche Geschlechtsidentität hat und an Menschen mit der gleichen Geschlechtsidentität interessiert ist.
Schwul
Schwul bedeutet, dass ein Mensch eine männliche Geschlechtsidentität hat und an Menschen mit der gleichen Geschlechtsidentität interessiert ist.
Trans*
Das Sternchen (*) steht für die verschiedenen Endungen von trans. Hinter dem T versteckt sich also zum Beispiel transsexuell und transgender, aber auch trans Mann und trans Frau. Es kann sein, dass Menschen sich nicht einem Geschlecht zuordnen, das Geschlecht wechseln oder aber mit einem anderen Geschlecht, als mit dem sie geboren wurden, leben. Trans* umfasst also sehr viele Lebensformen mit unterschiedlichen Interessen.
Bisexuell
Dieser Begriff geht noch von nur zwei Geschlechtern aus, nämlich männlich und weiblich. Er beschreibt, dass eine Person sowohl an Männern, als auch auf Frauen sexuell interessiert ist. Da es aber mehr als zwei Geschlechter gibt, haben sich neue Bezeichnungen für Geschlechtsidentitäten entwickelt, wie inter* und trans*.
Inter*
Unter dem Sammelbegriff inter* sind intergeschlechtliche und intersexuelle Personen gefasst. Das Sternchen steht hier für die möglichen Selbstbezeichnungen und Gruppen. Inter* wird verwendet wenn ein Mensch genetisch, anatomisch oder hormonell nicht eindeutig als männlich oder weiblich zu bestimmen ist. Menschen, die das betrifft, können die Geschlechtsidentität inter* haben, aber auch eine männliche, weibliche oder trans*.
Queer
Queer ist ein Begriff, welcher sich gegen die Idee wendet, dass es nur zwei Geschlechter gibt. Insofern ist er neuer, als die Begriffe lesbisch, schwul und bisexuell. Denn diese gehen nur von einer weiblichen oder einer männlichen Geschlechtsidentität aus. Der Gedanke, Menschen in männlich und weiblich zu gliedern und diesen Kategorien bestimmte Eigenschaften zuzuschreiben widerspricht queer. Das Wort wird im Hinblick auf die sexuelle Orientierung verwendet und ist ein umfassender Begriff für hetero-, homo- , bi-, pan-, a-, omni-, trans, poly-, inter-, cis-, demi-, auto-, gyno-, androsexuell und weitere vielleicht auch noch nicht bekannte Formen der sexuellen Orientierung.
* Die Bedeutung des Sternchens
Das Sternchen ist der Indikator dafür, dass nicht in männlich oder weiblich geteilt wird, sondern dass eine ganze Vielfalt an physischen und psychischen Geschlechtern, Orientierungen und Geschlechtsidentitäten besteht. Das Sternchen als einfaches Symbol trägt viel Bedeutung und sorgt für die Möglichkeit, Diversität in unserer Sprache darstellen zu können.
LSTBIQ* und der Durchblick im Buchstabensalat
Die Vielfalt der geschlechtlichen Identität und Orientierung ist noch bunter und unterschiedlicher, als die zahlreichen Flaggen und Zeichen, die diese zum Ausdruck bringen sollen. Neben LSTBIQ* gibt es auch LSBT (Lesbisch-Schwul-Bi-Trans*), LSBTTIQ (Lesbisch-Schwul-Bi-Transsexuell-Transgender-Inter*-Queer), LSBTI (Lesbisch-Schwul-Bi-Trans-Inter), LGBT (Lesbian-Gay-Bi-Trans*), GLBT (Gay-Lesbian-Bi-Trans), LGBTI (Lesbian-Gay-Bi-Trans-Inter*), LGBTTIQ (Lesbian-Gay- Bi-Transsexual-Transgender-Inter*-Queer) und verschiedenste andere Formen. Mal stehen sie für die englischen, mal für die deutschen Begriffe. Einige verwenden das Sternchen, um die Diversität der Orientierung der Menschen hinter den einzelnen Buchstaben zu erfassen. Andere trennen den trans*- Begriff in transgender und transsexuell. Die Reihung der Buchstaben wird immer länger, da man keine Gruppe vernachlässigen möchte und auf der Suche nach einem allumgreifenden Begriff ist. Ein neuer Vorschlag auf dem Weg dahin ist aktuell GSD (Gender and Sexual Diversity).
Die Kernidee des Begriffes ist der Gedanke unsere Sprache gerechter und realer zu machen. Weg von der männlich-weiblich Binarität, hin zu einer Sprache, die die bunte Vielfalt an Interessen der Menschen besser abbildet. Denn nur durch eine Sprache, die der Wirklichkeit entspricht, kann sich das Denken der Personen in der Gesellschaft verändern und eine Akzeptanz für jedes Individuum geschaffen werden. Das wiederum ermöglicht den Menschen, die Freiheit so zu sein und zu leben, wie sie sich fühlen und wie sie sind. LSTBIQ* ist ein Schlüsselbegriff der geschlechteregerechten Sprache, der verhindern soll, dass es zu Diskriminierung und Ausgrenzung aufgrund der Geschlechtsidentität oder der sexuellen Orientierung kommt. Letztlich ist es ein Hilfsmittel auf dem Weg zur Verwirklichung der rechtlich verankerten Gleichberechtigung.
Nele Woehlert
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