Oft ist er ein Tabuthema und viele Mythen ranken sich um ihn: der weibliche Orgasmus. Zeit, dass wir einmal ausführlich über ihn sprechen!
Den „einen“ weiblichen Orgasmus gibt es überhaupt nicht. Vielmehr kommt er in verschiedenen Varianten. Oft wird zwischen dem vaginalen und dem klitoralen Orgasmus unterschieden. Es gibt Studien, die behaupten, dass fast ausschließlich durch die Stimulation der Klitoris, ein Orgasmus für Frauen möglich ist. Gibt es demnach nur den klitoralen Orgasmus?
Die verschiedenen Varianten des weiblichen Orgasmus
Was weitläufig als Klitoris bekannt ist, ist eigentlich nur die Klitorisspitze und somit lediglich ein kleiner Teil des bis zu 11 Zentimeter langen Organs. Ihre Nerven reichen sogar bis in die Vagina und in die Oberschenkel. Die Nerven der Klitoris können demnach auch stimuliert werden, indem die Oberschenkel berührt oder die Vagina penetriert werden.
Aber was ist dann mit dem vaginalen Orgasmus? Wie genau dieser ausgelöst wird, ist (noch) nicht abschließend geklärt. 70-80 Prozent der Frauen geben an, noch nie vaginal gekommen zu sein. Der vaginale Orgasmus wird durch die Penetration der Vagina ausgelöst. Wissenschaftler*innen vermuten tatsächlich, dass dabei die Nervenenden der Klitoris in der Vaginawand penetriert werden und der Orgasmus dadurch ausgelöst wird. Die Vulva selbst besitzt kaum Nerven. Ohne die Stimulation der Klitoris – ob in der Spitze oder den Nervenenden – scheint ein Orgasmus nicht möglich zu sein. Ist es daher überholt, zwischen vaginalem und klitoralem Orgasmus zu unterscheiden? Die Sexualmedizin geht heute davon aus, dass ein vaginaler Orgasmus ohne Beteiligung der Klitoris anatomisch überhaupt nicht möglich ist.
Auch die Stimulation des Gebärmutterhalses kann zum Orgasmus führen. Das klingt erstmal verrückt, verschiedene Umfragen bestätigen dies aber tatsächlich. Frauen empfinden Lust, wenn der Muttermund stimuliert wird. Die Sexualmedizin spricht hier von einem Gebärmutterorgasmus. Und auch unsere Brüste können uns einen Orgasmus bescheren. Einige Frauen berichten, dass bei ihnen allein die Stimulierung von Brust und Brustwarzen zum Höhepunkt führt. Auch für dieses Phänomen hat die Sexualmedizin einen eigenen Namen kreiert: den sogenannten Brustorgasmus.
Spaß beim Sport und im Schlaf
Noch interessanter wird es, wenn wir uns die weiblichen Sport- und Schlafgewohnheiten näher anschauen. Nicht nur in der legendären Fahrrad-Szene aus dem Film „Mädchen, Mädchen“ können Frauen beim Sport einen Orgasmus erleben. Besonders Bauchübungen können dem wöchentlichen Training einen ganz besonderen Höhepunkt verleihen. Dies verdeutlicht eine Studie von Sexualforscher*innen der Indiana Universität in Indianapolis. Sexuelle Lust empfinden Frauen demnach beim Reiten, Radfahren oder auch beim Yoga. Viele Frauen erzählen, dass sie beim Sport ganz plötzlich kamen. Einige Frauen haben den Orgasmus allerdings auch ganz bewusst gesteuert. Wie die Erregung ausgelöst wird, ist noch nicht weiter erforscht. Das Team der Universität vermutet aber, dass es mit der Anspannung von Bauch- und Beckenbodenmuskeln zusammen hängen könnte.
Und dann ist da auch noch der sogenannte Dreamgasm: Ein Orgasmus im Schlaf. Dieser kann durch einen heißen Traum oder sogar durch eine volle Blase ausgelöst werden. Frauen werden dann entweder durch einen Orgasmus geweckt oder träumen vom Höhepunkt, den sie dabei sogar körperlich erleben.
Von Lust zu Lust
Der weibliche Orgasmus ist mehr als nur EIN klar definierter Höhepunkt. Die Unterteilung in klitorale und vaginale Orgasmen ist inzwischen mehr als überholt. Meist ist die Klitoris, die Frauen einen Höhepunkt verschafft. Manchmal passiert das sogar überraschend beim Sport oder beim Schlafen. Sicher ist heute – anders als zu früheren Zeiten – , dass es den weiblichen Orgasmus gibt und dass er abhängig von Frau zu Frau und von Lust zu Lust ganz unterschiedlich auftritt.
Laura M.
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