Sookee ist Rapperin. Und da Rapmusik vorzugsweise immer noch den Männern zugeschrieben wird, hat sie es sich zur Aufgabe gemacht, dies in Deutschland zu ändern. In ihren Texten bringt sie das klar zum Ausdruck. Auf ihrer eigenen Website sind so neben Konzertterminen und ihrem Online Shop auch ihre eigenen Gedanken zu lesen. Hier beschreibt sie, wie in ihren Augen die Frauen im Hip-Hop Bereich wahrgenommen werden.
Letztlich hat sie jedoch keine Chance tatsächlich ernst genommen zu werden, geschweige denn, ihr Image zu wandeln. Das Stigma einer durch und durch sexualisierten Frau wird ihr ewig erhalten bleiben, so dass es niemals um ihre Person oder ihre Musik, sondern immer um das Image des schwanzlutschenden Luders geht. Bemüht eine Frau sich dem männlichen Ideal anzugleichen und mit Härte und Ghetto-Attitüde in der Sprache wie im Auftreten aufzutrumpfen, wird sie wegen mangelnder Weiblichkeit und Realness angegriffen.
Besonders ihr Album „Quing“ (eine Kombi aus Queen und King), welches 2010 erschien, soll auf die Makel im Hip-Hop bezüglich Sexismus, Homophobie, Gewalt- und Kapitalidealisierung aufmerksam machen.
Rapklischees? Nicht bei Sookee!
Wenn ich über Rapmusik nachdenke, kommen mir einerseits auch gute, tiefsinnige Texte in den Sinn. Ein positives Beispiel dafür wäre Sami Deluxes „Superheld„, das seine eigenen Erfahrungen mit Rassismus thematisiert. Andererseits denke ich aber auch an Texte, die voller Beschimpfungen stecken und in denen es darum geht, die Konkurrenten so schlimm wie möglich zu beleidigen. Bekannte Rapper wie Bushido oder Sido, die in ihrer Vergangenheit schon durch Auseinandersetzungen mit dem Gesetz in den Fokus der Öffentlichkeit geraten sind, bestätigen das Bild des „bösen“ Rappers.
Sookee, deren bürgerlicher Name Nora Hantzsch ist, macht das anders. Die Erfahrungen im Leben als Frau, persönliche Erfahrungen oder auch diese, die sie während ihres Studiums der Linguistik und Gender Studies gemacht hat, baut sie in ihre Texte mit ein.
Eigener Imagewandel
Aber auch Sookee hat eine Wandlung hinter sich. Damals hat sie sich in der Rapszene behaupten und dazugehören wollen und entsprach mit ihren Texten dem, was man sich klischeehaft unter Rap vorstellt. Sie wollte so machtvoll wie möglich erscheinen und kommentierte und bewertete so beispielsweise in ihren Texten andere Frauen.
2008 kam bei Sookee der Umbruch. Durch die Auseinandersetzung mit ihrer eigenen Rolle als Frau, ihr Studium und ihre Politisierung, zum Beispiel die Unterstützung der Queerbewegung, wurde ihr klar, dass sie sich lieber mit anderen Frauen zusammenschließen möchte, als über Themen zu rappen, die sie für sich selbst nicht vertreten kann. Der Song Pro Homo aus dem Jahr 2010 beschäftigt sich beispielsweise mit Homosexualität und der, auch in Rapszene, mangelnden Akzeptanz dafür:
pro homo – und die zeit ist reif
pro homo – dis ist keine leichtigkeit
wie kann man nur hassen dass menschen sich lieben
die normalität wünscht sich endlich endlich frieden
Neben ihrer Rolle als Frau im Musikbusiness setzt Sookee, die in Berlin wohnt, sich aber vor allem mit dem allgemeinen Frauenbild und ihrer Rolle als Mutter eines Kindes auseinander. Im Gespräch mit Tarik Tesfu redet die 32-jährige über Klischees, die Mutterrolle oder auch die Rollenverteilung.
Im Interview mit dem Missy Magazine erklärt sie, dass sie versucht Frauenbündnisse zu unterstützen, aber auch die Diskurse der radikalfeministischen Kämpfer/-innen zu verfolgen.
Ich finde, dass Sookee eine sehr wichtige Rolle in unserer Gesellschaft besetzt. Sie ist eine Frau in einer Branche, der Rapbranche, die definitiv von Frauen unterbesetzt ist. Mutig spricht sie Themen an, welche andere nicht beachtenswert finden und nutzt ihren Einfluss, um etwas zu verändern. Gerade deshalb ist Sookee unsere Frau der Woche.
Und für alle, die wir jetzt neugierig gemacht haben, noch ein kleiner Hinweis: Sookee ist am 14. Juli um 22.45 Uhr auf der Breminale live zu sehen, eine ideale Gelegenheit also, diese bemerkenswerte Frau einmal hautnah zu erleben!
Julia Willhöft
Emilia meint
Liebe Julia,
Du hast komplett recht mit Deiner guten Beschreibung von Sookee. Ich habe sie mehrfach erlebt, in Berlin, in Bremen – und es hat sich jedes Mal gelohnt. Sie ist eine kluge Frau, die viel zu sagen hat. Und mitreißend dann auch noch, wenn sie rappt.
Emilia