Viele verschiedene Nachrichten heute im Presse-Pott, aber die herausragende ist der Fall des Assad-Regimes in Syrien. Viele feiern seinen Sturz – aber unklar bleibt zunächst, was das für Frauen und Feminist*innen bedeutet…
Syrien und wie weiter?
Eine syrische Journalistin aus Wien schreibt: „Es gab nur die Wahl zwischen Assad und den Islamisten. Deshalb habe ich das Land verlassen. Ich will in keinem streng islamischen Syrien leben, keinen Hidschab tragen müssen. Unter den Kämpfern, die jetzt gewonnen haben, sind viele Radikale. Sie sagen, sie werden niemanden töten und alle in Freiheit leben lassen, aber ich traue ihnen nicht über den Weg. Jene, die nicht an Gott glauben oder eine andere sexuelle Orientierung haben, werden in Gefahr sein. Deshalb will ich in der Zukunft auch eine Partei für Frauen in Syrien gründen. Aber heute muss ich erstmal eine Menge Alkohol trinken. Denn dieser Tag gehört gefeiert.“
Die Erste
Das erste Mal in seiner Geschichte hat Namibia eine Präsidentin: Netumbo Nandi-Ndaitwah. In ihrer Amtszeit will sie die hohe Jugendarbeitslosigkeit bekämpfen sowie für Investitionen in grüne Energie, Landwirtschaft und Infrastruktur sorgen. Zum Hintergrund und Kurzporträt geht es hier.
Die Amazonen von Avignon
Vor fünf Jahren gründete Blandine Deverlanges die radikalfeministische Gruppe Amazones d’Avignon. Seit Beginn des Vergewaltigungsprozesses unterstützen sie Gisèle Pelicot, die von ihrem Ehemann betäubt, vergewaltigt und anderen Männern zur Vergewaltigung angeboten wurde. Sie haben angefangen, Gisèle Pelicot zu applaudieren, wenn sie vor Gericht erschien. Seitdem ist es zu einem Ritual geworden. Pelicot über die Gruppe: „Grâce à vous, je suis debout.“ – „Dank Ihnen stehe ich noch.“ Im Interview spricht Deverlanges über den Prozess, die Einschüchterungsversuche, die Vergewaltigungskultur und die Auswirkungen der Prozessbeobachtung: „Ich will kein Mitleid erregen, aber dieser Prozess hat mich traumatisiert. Ich muss das alles verarbeiten. Im Laufe der Monate habe ich eine sehr starke Intoleranz gegenüber Männern entwickelt.“ Am 16. Dezember soll das Urteil verkündet werden.
Noch mehr Verbote für Frauen in Afghanistan
Ärztin durften Frauen in Afghanistan seit der Übernahme der Regierung durch die Taliban nicht mehr werden, aber eine Ausbildung für Hebammen, Zahnärztinnen, Schwesternschülerinnen und Laborantinnen war immerhin noch möglich. Auch das soll ihnen nun verboten werden.
Neue Einschränkungen für Frauen im Iran
Das Mullah-Regime verschärft die Repression gegen Frauen. Das „Keuschheit und Hijab“-Gesetz umfasst 74 Artikel, die unter anderem Geldstrafen, Berufsverbote, Interneteinschränkungen und Haftstrafen für Frauen vorschreiben, wenn sie den Hijab nicht vorschriftsmäßig tragen.
Vorübergehender Hafturlaub für Narges Mohammadi
Die iranische Friedensnobelpreisträgerin Narges Mohammadi ist seit 25 Jahren immer wieder wegen „Propaganda gegen den Staat“ zu Gefängnisstrafen verurteilt worden, weil sie sich gegen den Kopftuchzwang für Frauen und gegen die Todesstrafe einsetzte. Nun hat sie aus medizinischen Gründen einen vorübergehenden Hafturlaub erhalten.
Global Black Women’s non-fiction prize
Cassava Republic Press will Meinungen ändern. Sie will eine afrikanische Gegenwartsliteratur fördern und herausgeben, die ihre Wurzeln im afrikanischem Erleben hat – von den heißen Mega-Großstädten wie Lagos oder Kinshasa bis zu den kleinen Dorfgemeinschaften außerhalb von Bahia. Am 4. Dezember verlieh sie erstmals den Global Black Women’s non-fiction manuscript prize auf ihrem YouTube Kanal. Vorsitzende der Jury war Bernadine Evaristo.
Monitor Gewalt gegen Frauen
Am 3.12.2024 veröffentlichte das Deutsche Institut für Menschenrechte (DIMR) den ersten Monitor Gewalt gegen Frauen. Ein zentrales Ergebnis: Allzu oft wird Gewalt gegen Frauen und Mädchen verharmlost – von Polizei, Justiz und der Öffentlichkeit. Die Studie umfasst erstmals Erhebungen aus allen 16 Bundesländern, bewertet Polizeistatistiken sowie Daten von Bundesministerien, Behörden und Fachverbänden und gibt Empfehlungen. Bundesweit gibt zu wenig Plätze in Frauenhäusern. Die meisten Plätze halten Berlin, Bremen und Hamburg vor. Zum Monitor geht es hier.
Das Frauenhaus muss frau sich leisten können
Es ist die letzte Zuflucht im Notfall für Gewalt-Betroffene, aber kostenlos ist sie für viele nicht. Aus dem Monitor Gewalt gegen Frauen geht hervor, dass bundesweit nur elf Prozent der Schutzeinrichtungen für Betroffene kostenfrei sind. Laut einer Studie des Frauenhauskoordinationsnetzwerkes musste jede vierte Frau in Deutschland 2023 ihren Aufenthalt im Frauenhaus zumindest anteilig selbst zahlen. Nach der Istanbul-Konvention, die Deutschland unterzeichnet hat, müssten Betroffene einen Rechtsanspruch auf kostenfreien Schutz haben. Was fehlt ist aber immer noch eine bundesweit einheitliche Regelung der Finanzierung.
Klaasohm 2024
Nachdem ein Fernsehbericht über das traditionelle Klaasohm-Fest auf Borkum den dabei üblichen Brauch des öffentlichen Schlagens von Frauen bekannt gemacht hatte, gab es dieses Jahr keine Übergriffe. Inzwischen drohen auch juristische Konsequenzen wegen der in den vergangenen Jahren erfolgten Körperverletzungen.
Bundestag debattiert über § 218
Am Donnerstag letzter Woche debattierte der Bundestag über einen Gesetzentwurf von Abgeordneten von SPD, Grünen und Linken zur Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen. Danach würde der Abbruch nicht mehr im Strafgesetzbuch geregelt sein, von den Krankenkassen bezahlt werden und die Wartefrist wäre abgeschafft. Wie die Debatte lief, wer wie aus welchen Beweggründen argumentierte – dazu hier ein Kommentar von Patricia Hecht. Terre des Femmes schreibt: „Wenn der Bundestag nicht noch vor der Wahl Schwangerschaftsabbrüche entkriminalisiert, schlägt die Tür zu“. Die KDFB bekräftigt seine Haltung der „doppelten Anwaltschaft“
„Abtreibung legalisieren – jetzt!“
Zum Abschluss der zwölfwöchigen Kampagne „Abtreibung legalisieren – jetzt!“ demonstrierten vor dem Bundestag in Berlin und dem Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe am 7. Dezember tausende Menschen für die Abschaffung des Paragrafen 218.
Bundestag debattiert Gewaltschutzgesetz
An Freitag letzter Woche debattierte der Bundestag über den Gesetzentwurf von SPD und Grünen zum Schutz von Frauen vor Gewalt. Näheres zum Hintergrund und wie die Debatte lief, dazu hier.
Prügelnde Männer an die Leine?
Justizminister Volker Wissing (Ex-FDP) hat einen Gesetzentwurf vorgelegt, wonach Familiengerichte künftig den Einsatz elektronischer Fußfesseln für prügelnde Männer anordnen könnten, um so Annäherungsverbote durchzusetzen. In einigen Bundesländern gibt es diese Möglichkeit bereits. Näheres hier.
Equal Care Day-Festival 2025
Tickets gibt es jetzt zu kaufen – von 8,- bis 89,- Euro. Am Samstag, den 1. März 2025, öffnet das Equal Care Day-Festival seine Türen für alle, die sich mit Gleichgesinnten austauschen, vernetzen und gemeinsam ins Handeln kommen wollen. Auf der virtuellen Care-Landschaft erwartet Euch ein abwechslungsreiches Programm mit Workshops, Vorträgen und Vernetzungsmöglichkeiten.
Working out loud
Palais F*luxx schreibt im Newsletter: #FrauenStärken powered by WOL – das ist ein 9-wöchiges engagiertes Projekt zweier Hamburger*innen. Kostenpunkt: 149,- EUR (ermäßigt 69,- EUR). Wichtig dabei: Palais F*luxx verschenkt fünf Teilnahmen. „Das heißt, wir suchen fünf Frauen*, die Lust haben, vom 29. Januar – 16. April 2025 ihre Neujahrsvorsätze umzusetzen und uns anschließend Rückmeldung geben.“ Bereits knapp 6.000 Frauen haben an dem Programm teilgenommen, das einmal jährlich online stattfindet. Ziel ist, die Selbstwirksamkeit zu steigern, die Sichtbarkeit erhöhen und in einem Netzwerk wachsen. Gelernt wird in kleinen, virtuellen Gruppen. Mit inspirierenden Online-Events, einem virtuellen Barcamp und einem hybriden Abschlussevent bietet #FrauenStärken eine einzigartige Chance, sich weiterzuentwickeln und Teil einer starken Gemeinschaft zu werden.“
Fußball für alle mit den Schrotflintas
Von Boom bis Z: Die neueste Folge unseres Generationenpodcasts ist am Donnerstag erschienen – und hat mächtig Spaß gemacht. Überhaupt: Flintafußball scheint irgendwie mehr Spaß zu machen als irgendwas. Müsst Ihr reinhören.
Bremen News
Bremer Frau* des Jahres 2025 gesucht! Der Landesfrauenrat Bremen e. V. sucht eine Frau*, die sich seit Jahren aktiv gegen Faschismus, Rassismus und Antifeminismus engagiert. Eine Frau* oder Frauen*gruppe im Land Bremen, die sich insbesondere dafür einsetzt:
- rechten Bewegungen entgegenzutreten,
- auf rassistische Strukturen aufmerksam zu machen,
- frauenfeindliche Strategien und Bewegungen zu bekämpfen und
- demokratische Mehrheiten zu mobilisieren
Sendet bis zum 4. Februar 2025 eure Vorschläge mit einer aussagekräftigen Begründung für die Nominierung auf dem Formular für Nominierung zur Wahl zur Bremer Frau des Jahres 2025 an: Landesfrauenrat Bremen e. V., Wilhelm-Kaisen-Brücke 4, 28199 Bremen oder info@bremer-frauenausschuss.de mit dem Hinweis „Frau des Jahres 2025“.
Modellprojekt Unterstützung zum Umstieg aus der Prostitution ist ein großer Erfolg und soll fortgeführt werden. Das Land Bremen war ab August 2021 einer von fünf Standorten bundesweit, der das dreijährige Bundesmodellprojekt durchführte. Ziel war eine niedrigschwellige Beratung für Sexarbeiter:innen, die den Umstieg aus der Prostitution wünschen. Der Abschlussbericht wurde am 3. Dezember vorgelegt. Über das Modellprojekt haben 13 Sexarbeiterinnen eine Beschäftigung außerhalb der Prostitution aufgenommen, zwei starteten eine Ausbildung und sieben nahmen an Sprach- beziehungsweise Integrationskursen teil. Senatorin Claudia Bernhard: „Das Projekt eröffnet Sexarbeiter*innen im Land Bremen individuelle und nachhaltige Perspektiven für ihre Zukunft. Dafür bedarf es aber einer kontinuierlichen und langfristigen Unterstützung. Deshalb ist es wichtig, dass das Angebot zum Umstieg auch über 2025 fortgeführt werden kann.“
Vierte orangefarbene Bank in Bremen als Zeichen gegen Gewalt: ZONTA Clubs in Deutschland und weltweit sorgen dafür, dass im Rahmen der internationalen Kampagne „ZONTA Says NO“ zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und Mädchen zwischen dem 25. November und dem 10. Dezember überall sichtbare Zeichen in Orange gesetzt werden. Auf den Bänken steht der Slogan „Hier ist kein Platz für Gewalt an Frauen und Mädchen“ und eine Plakette mit der Rufnummer des Hilfetelefons und ein QR-Code mit Zugang zu den Hilfsangeboten in Bremen. Nun folgt die vierte orangefarbene Bank, die am Donnerstag 12. Dezember 2024 um 12:00 Uhr auf dem Gelände der Sport Lounge Munte, Zur Munte 23/25 in Bremen. Aktion: Zonta sagt Nein.
„Patriarchat mit Todesfolge“ Das Krankenhaus St. Joseph-Stift zeigt ab dem 25. November 2024 die Installation „Patriarchat mit Todesfolge“ der HfK-Absolventin Louisa Victoria Clever. Das Werk ist bis zum 30. Januar 2025 im Brunnenhof im ersten Stockwerk des Krankenhauses zu sehen. Begleitend wird Informationsmaterial von bundesweiten und lokalen Bremer Initiativen bereitgestellt, die Frauen* und Mädchen Schutz und Beratung anbieten. Die Installation ist für den Zeitraum frei zugänglich. Zum Abschluss der Ausstellung wird am 31. Januar um 18 Uhr eine Finissage stattfinden, bei der die Künstlerin anwesend ist und Fragen zur Installation beantwortet.
BAB die Förderbank hat in Bremen eine neue Förderung gestartet: Gender Diversity in kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) im Rahmen von Forschung, Entwicklung und Innovation. Hier werden Unternehmen gefördert, wenn sie Strukturen und Abläufe strategisch so ändern, dass dort mehr Frauen Fach- und Führungskräfte werden können. Sie sind auf der Suche nach Unternehmen, für die diese Förderung von Interesse ist, damit das Geld auch sinnvoll eingesetzt werden kann.
Glenys & Irene
Schreibe einen Kommentar