Maria Biedrawa wird in der Kategorie Wegweisende Friedensarbeit mit dem Bremer Friedenspreis ausgezeichnet. Seit 20 Jahren ist die Sozialpädagogin auf dem afrikanischen Kontinent in unterschiedlichen Kontexten und Ländern, z. B. in der Zentralafrikanischen Republik und im Süd-Sudan aktiv. Sie arbeitet dort im Wesentlichen ehrenamtlich und mit hohem persönlichem Einsatz. Vielfältige Konflikte und bewaffnete Auseinandersetzungen lassen die Zivilbevölkerung mit diversen und komplexen Traumata zurück. Maria Biedrawa hilft Betroffenen mit Traumabegleitung und ermöglicht so wieder Kooperation und gesellschaftliches Zusammenleben. Als Logotherapeutin bringt sie hierbei ihre Kenntnisse in dieser auf Sinnfragen zentrierten Form der Psychotherapie ein.
Zur Prävention von Konflikten bietet sie Ausbildung in Grundlagen und Methoden der Gewaltfreiheit an. Ein eindrucksvolles Beispiel war das Training mit jungen Erwachsenen im Süd-Sudan im Jahr 2016. Die jungen Leute erklärten, dass sie mit Begriffen wie Frieden oder Gerechtigkeit nichts anfangen können, „weil das hier niemand gesehen hat, weder wir, noch die Generation unserer Eltern oder Großeltern“. Mit Maria Biedrawas Unterstützung erarbeiteten sie Materialien, um diese Themen anderen Jugendichen näher zu bringen.
Im stark spirituell durchdrungenen afrikanischen Kontinent fördert die Preisträgerin interreligiöse Begegnung und bewirkt so eine religiös fundierte Stärkung und Ermutigung auf dem eigenen Lebensweg. Die christliche Ausrichtung ihres Engagements in ökumenischer Weite, mit hoher interreligiöser Sensibilität und mit Respekt anderen Religionen gegenüber ermöglicht ihr die für afrikanische Länder äußerst wichtige interreligiöse Arbeit.
„Als ich erfahren habe, dass ich mit dem Bremer Friedenspreis geehrt werde, kamen mir die Gesichter der Menschen in den Sinn, mit denen ich seit zwanzig Jahren in Afrika unterwegs sein darf“, sagt Maria Biedrawa. „Es sind Friedenstifte:innen, mit denen wir gemeinsam Schritte in Richtung gewaltfreier Konfliktlösung und Versöhnung erfinden. Und weil ich weiß, dass das Schwerste für viele unter ihnen das Gefühl ist, dass ihr Leiden unter ihren Kriegen zwar zum Himmel schreit, jedoch im Schatten der Kriege in der Ukraine und in Palästina auf dieser Erde vergessen scheint und sie sich noch viel schutzloser wissen als sie es ohnedies auch schon vorher waren, möchte ich ihnen allen einfach sagen: nein, ihr seid nicht vergessen. Dieser Friedenspreis ist ein Zeichen, dass ihr wahrgenommen und gehört werdet. Ich werde ihn in Eurem Namen entgegennehmen.“
Presseerklärung: die schwelle: Friedenspreis 2024
Schreibe einen Kommentar