Arm trotz Arbeit: Senat soll Situation von Frauen in den Blick nehmen – Der AK Berufliche Perspektiven zum Armuts- und Reichtumsbericht
Der Erfolg der Armutsbekämpfung im Land Bremen hängt wesentlich davon ab, dass vor allem Frauen in existenzsichernde, gute Arbeit kommen – dieses Fazit zieht jetzt der Arbeitskreis Berufliche Perspektiven für Frauen in seiner Stellungnahme zum Armuts- und Reichtumsbericht des Bremer Senats und gibt der neuen Regierung klare Handlungsempfehlungen:
- So plädiert der Arbeitskreis für einen sozialen Arbeitsmarkt, um langzeitarbeitslosen Frauen wieder eine sinnvolle und dauerhafte Perspektive zu bieten.
- Als Arbeit- und Zuwendungsgeber muss Bremen seine Verantwortung nutzen, um prekäre Arbeitsverhältnisse in geringer Teilzeit, prekärer Selbstständigkeit oder kurzen Befristungen, die vorwiegend Frauen innehaben, abzubauen und in existenzsichernde sozialversicherungspflichtige vollzeitnahe Beschäftigungsverhältnisse umzuwandeln.
- Beratungs-, Qualifizierungs- und Unterstützungsstrukturen sind nicht in kurzfristigen Projekten, sondern dauerhaft und verlässlich zu organisieren.
- Die Übergänge in den Arbeitsmarkt für Frauen müssen durch eine qualitativ hochwertige und trägerunabhängige Beratung begleitet werden, die auch zu geschlechtsuntypischen Berufswegen und Quereinstiegen ermutigt.
- Ausbildungen, die das Land Bremen fördert, müssen zu voll qualifizierenden Abschlüssen führen, die Durchlässigkeit für den weiteren Aufstieg bieten und bundesweit anerkannt sind. Ausbildungs- und Qualifizierungsangebote in Teilzeit muss es vor allem für junge Eltern geben.
Neben diesen nennt die Stellungnahme weitere Empfehlungen und begründet diese mit Fakten aus dem Armuts- und Reichtumsbericht des Bremer Senats
18 Prozent der Bremerinnen, also nahezu jede Fünfte, bezieht Hartz IV. Mehr als die Hälfte von ihnen hat eine Arbeit, die aber nicht existenzsichernd ist, so dass sie aufstocken müssen. Die Berufsfelder, in denen Frauen besonders häufig erwerbstätig sind, wie das Sozial- und Erziehungswesen, die Pflegeberufe, aber auch Gastgewerbe und Einzelhandel, sind von einem hohen Anteil an Teilzeitstellen und geringfügiger Beschäftigung geprägt.
Obwohl die Arbeitslosenquote von Frauen seit Jahren sinkt, steigt die Quote ihrer Armutsgefährdung stetig an und liegt jetzt bei nahezu 25 Prozent: Damit trägt fast jede vierte Bremerin ein hohes Armutsrisiko. Frauen sind trotz Arbeit arm, weil sie häufiger als Männer im Niedriglohnbereich, in Teilzeit oder geringfügiger Beschäftigung tätig sind. Außerdem haben nur 64 Prozent der erwerbsfähigen Frauen einen Job, damit ist Bremen Schlusslicht aller Bundesländer. Das höchste Armutsrisiko tragen Alleinerziehende, fast alle (92,9 Prozent) sind Frauen. Nur 35 Prozent aller arbeitslosen Alleinerziehenden verfügen über eine abgeschlossene Berufsausbildung.
Als Folge der geringen Erwerbsbeteiligung sind Frauen nicht nur in der mittleren Lebensphase zunehmend von Armut bedroht.
Weil dadurch auch vergleichsweise geringe Rentenbeiträge gezahlt werden, erzielen Frauen im Alter 60 Prozent weniger Rente als Männer.
„Armut und Armutsgefährdung von Frauen stehen in direktem Zusammenhang mit ihrer häufig prekären Situation auf dem Arbeitsmarkt“, resümiert Bärbel Reimann, die für die Bremische Zentralstelle für die Verwirklichung der Gleichberechtigung der Frau die Geschäfte des Arbeitskreises führt, „wir sehen hier großen Handlungsbedarf und erwarten vom neuen Bremer Senat, dass er seine Aktivitäten dort erheblich verstärkt.“
Die vollständige Stellungnahme des Arbeitskreises sowie die Namen der sie unterzeichnenden Mitglieder finden Sie hier:
www.frauen.bremen.de/sixcms/media.php/13/2015_Stellungnahme_AK_zum_Armuts-_Reichtumsbericht_Bremen.pdf
Der Arbeitskreis berufliche Perspektiven für Frauen und Mädchen ist ein breit gefächertes Expertinnen-Netzwerk, das aus einer Vielzahl von Fachfrauen aus der arbeitsmarktpolitischen Praxis besteht und regelmäßig zu aktuellen arbeitsmarktpolitischen Entwicklungen Stellung bezieht. Angesiedelt ist der Arbeitskreis bei der Bremischen Zentralstelle für die Verwirklichung der Gleichberechtigung der Frau.
Ronja meint
… da kann frau nur hoffen, dass das auch diejenigen lesen, die derzeit Koalitionsverhandlungen führen – und die Anforderungen einbauen in den Koalitionsvertrag!!!!