Es gibt da eine Größe in meinem Leben, die sich in ihrer Bedeutung nie verändert hat, sehr wohl aber in ihrem Umfang: das Geld.
Je nach aktueller Lebenslage war sie für mich bedrohlich (ich hatte nicht genug), gefährlich (die Einnahmequellen waren unsicher) oder sogar zukunftsbedrohend (ich hatte Schulden). Über viele Jahre hinweg ist es mir sehr schwer gefallen überhaupt über Geld zu sprechen. Es war einfach nicht üblich meine Freund*Innen darauf anzusprech „Hey, ist es bei dir auch so, dass du nicht genug Geld am Ende des Monats hast?“ Es war mir einfach zu unangenehm.
Anfänge
Ich wurde das Gefühl nicht mehr los, in einer selbst verursachten Falle zu stecken, deren Auflösung weit weit entfernt schien.
Und so hat es sehr lange gedauert, bis mir bewusst wurde, dass es viele Situationen in meinem Leben gab, in denen nicht ich die Verursacherin war, sondern meine Lebensform nun mal Probleme mit sich brachte. Leben mit Ausbildungsvergütung, BAföG oder Elternunterhalt ist nun mal schwierig – das liegt in der Natur der Sache.
Mir wurde bewusst, das Geld kein Geschenk, kein Lob, kein Pluspunkt ist – es ist lebensnotwendig. Und so notwendig wie es für meine Existenz ist, so selbstverständlich sollte auch mein Umgang damit sein. Aber leider gibt es wenig Dinge, über die Menschen sich so wenig und so ungern austauschen. Bei mir war oft genug Scham über meine Situation der Auslöser für diese Sprachlosigkeit. Aber auch meine Unwissenheit über Gestaltungsmöglichkeiten mit Geld umzugehen, bzw. es einzuteilen, hat den unangenehmen Gefühlscocktail vollständig abgerundet und so wurde es für mich immer schwieriger über Geld zu sprechen.
Mein Weg
Nach und nach entdeckte ich Wege und Handgriffe, um den Umgang mit Geld zu organisieren um entscheidungsfähig zu bleiben. Am Hilfreichsten erwies sich für mich die Idee, meine finanzielle Situation mit der eines Unternehmens zu vergleichen: Geld kommt rein, Geld geht raus, Kosten müssen unterteilt werden, Einnahmen zugesichert und verlässlich sein. Nach diesem Prinzip wollte ich mein mir zur Verfügung stehendendes Geld einteilen. Ich wollte leben, ohne diese steten Sorgengedanken, wie es für den Rest des Monats weitergehen soll. Mein erster Handgriff: ich eröffnete ein zweites Bankkonto, das ich als „Ansparkonto“ nutzte, das bereits vorhandene Konto blieb mein Einnahmen- und Ausgabenkonto. Bei meiner Bank ist das „Ansparkonto“ übrigens kostenfrei, da es als Unterkonto des ersten gilt.
Mein erstes Bankkonto ist nur für laufende Einnahmen und Ausgaben: Gehalt (oder andere Formen der Einnahme), Ausgaben (Miete, Nebenkosten, Handy- bzw. Internetkosten). Also die Kosten, die jeden Monat gleich sind und deren Gesamtsumme ich ermitteln kann. Diese „fixen Kosten“ werden per Dauerauftrag bzw. durch eine Einzugsermächtigung des Empfängers automatisch ausgeglichen. Ich weiß also, dass jeden Monat die gleichen Beträge zu einem bestimmten Zeitpunkt auf mein Konto zu- oder abgehen.
Bei den Kosten, die nur einmal jährlich anfallen (wie zum Beispiel eine Haftpflichtversicherung) gehe ich folgendermaßen vor: ich ermittele zuerst, welche Summe monatlich von meinem Konto abgehen würde, wenn ich nicht einmal jährlich, sondern jeden Monat einen Teilbetrag der geforderten Summe zahlen würde.
Ich teile nun den geforderten Betrag durch zwölf (Monate) und überweise den ermittelten Betrag jeden Monat auf mein zweites Bank-(Anspar-)Konto. So spare ich mir also monatlich den zu erwartenden Betrag an, bis die gesamte Summe fällig wird. Gibt es mehrere Jahresbeträge, erhöhe ich die ermittelte Kostensumme entsprechend. Wenn nun einer der Jahresbeträge von meinem ersten Bankkonto eingezogen wird, kann ich diesen Betrag durch eine Überweisung von meinem zweiten Bank-(Anspar-) konto auf das erste Konto überweisen, so dass der „Fehlbetrag“ wieder ausgleichen ist. Es schmerzt mich also monatlich immer nur ein Zwölftel des Betrages, der einmal im Jahr fällig wird. Zusätzlich habe ich angefangen einen Kalender zu führen, der mir zeigt in welchem Monat welche Summe fällig wird, auch dieser Jahresüberblick gibt mir mehr Sicherheit beim Umgang mit dem mir zur Verfügung stehenden Geld.
Der zweite Handgriff war für mich der Wichtigste: die differenzierte Nutzung meiner EC Karte. Ich weiß, dass mir der Überblick über die tatsächlich getätigten Ausgaben sehr schnell verloren geht, wenn ich meine EC Karte für diverse Einkäufe nutze. Der tatsächliche Kontostand wird immer nur am PC oder auf dem Kontoauszug sichtbar, wodurch ich schlechter kalkulieren kann, welches Geld mir für den Monat noch zur Verfügung steht . Für mich ist es am einfachsten, wenn ich das notwendige wöchentliche „Haushaltsgeld“ ermittele: Je Haushaltsmitglied kalkuliere ich für die Dinge des täglichen Lebens ungefähr 60,00€ pro Woche. Bei einem Drei-Personen-Haushalt hebe ich freitags 180,00€ von meinem Einnahmen- Ausgabenkonto ab, um einzukaufen. Ich bezahle ausschließlich bar, so dass ich definitiven Überblick über das Geld habe, das mir für die laufende Woche zur Verfügung steht: das, was sich in meinem Portemonnaie befindet.
Lille
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