Nach unserer Begegnung im Weser Stadion tauschen wir uns mit Ulrike Hauffe, ehemalige Landesfrauenbeauftragte und Fußballbegeisterte zum Thema Frauenfußball aus.
Wir sind uns beim Werder Spiel der Frauen im Weser-Stadion über den Weg gelaufen. Sie waren sehr bewegt, die Mannschaft im Stadion zu sehen. Warum?
Ulrike Hauffe: Endlich haben die Fußballerinnen mal eine Kulisse bekommen, die sie auch verdient haben. Und die Stimmung war gleich sehr gut. Auch viele Kinder waren unter den Zuschauenden – und natürlich mehr Frauen als üblich. Trotzdem gab es laute Gesänge und viel Unterstützung beim Spiel. Es ist so ein langer Weg bis zur wirklichen Anerkennung. Da geschieht viel Diskriminierung im Kleinen. Und kleine Nadelstiche pieksen. Die Frauen dürfen nie auf Rasen trainieren, sondern immer nur auf Kunstrasen. Als Schaaf Trainer-Trainer war, durfte der damalige Trainer des Frauen-Teams nicht mitmachen. Er blieb außen vor. …
Werder Bremen hatte nicht von Anbeginn eine Frauenmannschaft im Fußball. Wie kam es überhaupt zur Gründung?
Ulrike Hauffe: Als Landesfrauenbeauftragte habe ich versucht, über die Öffentlichkeit (Radio Bremen) Einfluss zu nehmen und die Stimmung zu einer Gründung der Frauenabteilung zu forcieren. Es begann damit, dass Mütter zu mir gekommen sind, weil ihre Töchter weinten, weil sie zwar in den jungen Jahren mit den Jungs bei Werder Kinderfußball machen durften, wurden sie jedoch 10 mussten sie das Feld verlassen – und die Töchter waren traurig. Über viele Recherchen stellte sich heraus, dass Werder früher schon einmal ein Frauen-Team hatte und die Begründungen, warum es keines mehr gab, sehr fadenscheinig waren. Irgendwann habe ich entdeckt, dass der wahre Grund Übergriffe des Trainers waren. Und wer wurde entlassen?: das Frauenteam wurde aufgelöst…. All das saß manchem Funktionär in den Knochen bis hin zum Hinweis „Nur über meine Leiche wird Werder wieder Frauenfußball aufbauen.“ Wenn nicht Klaus-Dieter Fischer seine Meinung geändert hätte (Er hat darüber auch in seinem Buch geschrieben.) und auch Willi Lemke in seiner Funktion bei Werder einlenkte, wer weiß. Ich jedenfalls habe meinen Auftritt in der MV von Werder angekündigt und zuvor die relevanten Staatsräte gebeten, mich zu unterstützen. Ich musste gar nicht zur MV: 2 Wochen vorher wurde beschlossen, Frauenfußball bei Werder wieder zu etablieren. Und mit Birte Brüggemann war ja eine ausgewiesene Fachfrau da, mit deren Hilfe eine direkte Umsetzung möglich wurde.
In der Wissenschaft bekommen Frauen häufig kleinere Laborplätze für ihre Forschung oder werden statistisch in kleineren Förderbeträgen unterstützt. Der Gender Pay Gap taucht in vielen Bereichen der Arbeitswelt auf. Welche Benachteiligungen erfahren Profi-Fußballerinnen im Alltag?
Ulrike Hauffe: Na ja, was wird hier wohl gezahlt… Die Frauen müssen alle nebenbei arbeiten. Auch das Kaderbudget schreit nach Aufstockung. Ansonsten s.o.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft des (Frauen)Sports / der Werder Frauen?
Ulrike Hauffe: Normalität. Denn wenn eine Normalität eingetreten ist, würde es eine Angleichung an den Männerbereich geben und nicht eine Almosenpolitik. Dafür bedarf es aber zunächst einmal einer deutlichen Stärkung des Teams und damit der Finanzen.
Das Interview führte Renate Strümpel
E.I. meint
Gut, dass wir von den skandalösen Hintergründen erfahren, die hinter der langen Weigerung Werders, ein Frauenteam (wieder) zuzulassen, stecken. Tausend Dank für Ihren Einsatz, Frau Hauffe!