Donnerstag, 2. Juli: zehn unbegleitete minderjährige Geflüchtete haben zum ersten Mal die Chance bekommen in Bremen ihre Zukunft zu gestalten. In Zusammenarbeit mit dem Bremer Rat für Integration und der KFZ-Innung Bremen wurde ein Projekt ins Leben gerufen, welches nach dem Konzept des Girls- und Boys‘ Day entwickelt wurde. Hierbei haben erstmals zehn minderjährige Geflüchtete in zehn KFZ-Betrieben in ihre Zukunft geschnuppert.
Die AG Jugend des Bremer Rats für Integration begleitet Jugendliche in der Übergangsphase vom Schulischen ins Berufliche, um ihnen in dieser Phase mehrere Perspektiven sowie Möglichkeiten der eigenen sozialen Entwicklung zu bieten. Entstanden ist die AG Jugend im März 2015 mit der Idee Jugendeinrichtungen in Bremen und im Umland zu besuchen, und mit den Verantwortlichen neue Aussichten für die Minderjährigen zu finden.
Ein Tag im KFZ-Betrieb
Binnen kürzester Zeit wurde das Projekt auf die Beine gestellt. Durch die Beihilfe der Akademie Lothar Kannenberg und dem Gründer der AG, Basem Khan, der zeitgleich Vorsitzender der Innung des Kraftzeugtechniker-Handwerks Bremen ist, konnte das Pilotprojekt ausprobiert und dokumentiert werden sowie mit wenig Vorlauf Interessenten finden. Die Akademie Kannenberg hat unbegleitete minderjährige Geflüchtete über die Möglichkeit eines Schnuppertages informiert. Zehn Jugendliche aus drei unterschiedlichen Einrichtungen haben sich zusammengefunden. Basem Kahn hat zehn KFZ-Betriebe arrangiert, die an einem Tag die Jugendlichen aufgenommen und mit in die Geschehnisse des Betriebes eingebunden haben.
Am 2. Juli hatten die unbegleiteten minderjährigen Geflüchteten die Aufgabe, eigenständig die KFZ-Betriebe denen sie zugeteilt wurden, aufzusuchen. Anschließend durften sie von 9 bis 16 Uhr Werkzeuge kennenlernen und sich mit dem Ablauf im Betrieb vertraut machen. Sie konnten teilweise selber mit an Stationen arbeiten und die eine oder andere sprachliche Barriere abbauen. So hatten die Jugendlichen die Möglichkeit mit deutschsprachigen Personen außerhalb der Heime zu kommunizieren und das Gelernte anzuwenden.
Ich als Mitglied der AG Jugend und Assistentin des Projektes habe an diesem Tag zwei KFZ-Betriebe in der Neustadt aufgesucht und mir den Einsatz vor Ort angeschaut. Mitarbeiter der KFZ-Betriebe sind auf die minderjährigen Geflüchteten eingegangen und haben ihnen passende Kleidung zukommen lassen. Sie durften alles was die Meister taten von nahem anschauen und ihnen dabei helfen.
Ich möchte Elektriker, Klempner oder Schweißer werden!
Am Tag zuvor fand ein Vorgespräch mit den unbegleiteten minderjährigen Geflüchteten in der Feuerkuhle statt. Dort haben wir den Minderjährigen Fragen gestellt, um uns ein Bild darüber zu machen, was sie in Zukunft als Beruf ausüben wollen, weshalb sie dieses Praktikum absolvieren, ob sie Vorerfahrungen bezüglich Praktika in der Heimat oder in Bremen bereits sammeln konnten. Diese Fragen sollen vor allem dazu dienen das Projekt bei weiteren Anläufen auszudehnen und zu verbessern. Insofern gab es auch ein Nachgespräch am Abend des Projekts. Wir haben die Jugendlichen in ihren Einrichtungen besucht und uns dieses Mal einzeln mit ihnen unterhalten. Viele der Jugendlichen waren Dankbar, dass sie an solch einem Projekt überhaupt teilnehmen konnten. Sie wünschen sich jedoch alle, dass das Praktikum mindestens auf eine Woche ausgedehnt wird. Ein anderer Wunsch ist ein Infoabend im Voraus, bei dem erklärt wird, welche Berufe angeboten werden, wie das Berufsfeld aufgebaut ist und welche Abschlüsse und Erfahrungen sie mitzubringen haben, wenn sie später in den jeweiligen Branchen tätig sein wollen.
Wir sind glücklich darüber minderjährige Geflüchtete erreicht zu haben und ihnen zu ermöglichen berufliche Erfahrungen zu sammeln. Wir haben gemerkt, dass der Kontakt zu den Jugendlichen keineswegs schwierig ist, wenn man sie in den Alltag einbindet. Das einzige Problem, das derzeit noch besteht ist, dass es leider zu wenige Mädchen in den Einrichtungen gibt, die sich vor allem sprachlich nicht trauen, solch ein Praktikum anzunehmen. Es wird also unser Ziel sein, das Praktikum so zu gestalten, dass wir sowohl Jungen- als auch Mädchen dazu bewegen können, an ihrer Zukunft festzuhalten und ihnen ein möglichst breites Spektrum an Chancen anzubieten. Somit hoffe ich auf vielseitige Unterstützung von Seiten der Fachkräfte, der Betriebe und der Schulen.
Vielen Dank.
Damla Ekin
Ulla Reimann meint
Das ist ein guter Anfang. ICH wünsche mir den Bedürfnissen der Jugendlichen noch mehr gerecht zu werden…Gesucht werden mehrwöchigen Praktikumsplätze mit Perspektive auf Ausbildungsplätze..Mfg Ulla