In der tristen Novemberkälte, die gemeinhin nicht als die Zeit für musikalische Erneuerung gilt, erlebte das Rolling Stone Beach Festival eine bemerkenswerte Begegnung mit der irischen Band Pillow Queens. Inmitten der monochromen Tage brachten Sarah Corcoran, Pamela Connolly, Rachel Lyons und Cathy McGuinness nicht nur Farbe, sondern auch eine wahrhaftige feministische Brise, die das Publikum erfrischte und herausforderte.

Das abendliche Warten vor der sogenannten Alm, einem nahezu mythischen Raum innerhalb des Festivalgeländes, wurde zum Symbol des Durchhaltewillens und der Vorfreude. Doch hinter diesem Ritual verbarg sich mehr als die bloße Erwartung an einen musikalischen Genuss. Wie wird die Band in und mit dieser Bühne im passabel großen Holzhäuschen namens Alm wirken? Wie wird der Kontrast eines folkloristisch anmutenden Ortes voller Holz, den berufsjugendlichen Festivalbesucher*innen und der irischen Indie-Attitude erlebbar sein? Ja, das Anstehen und Warten in der Novemberkälte entpuppte sich als sozialer Akt der Antizipation auf eine Performance, die die vorherrschenden Geschlechternormen in der Musikindustrie infrage stellen würde.

Mit ihrer Präsenz auf der Bühne demonstrierten die Pillow Queens, dass die Stärke einer Band nicht allein in ihrer Musikalität verankert ist, sondern auch in ihrer Fähigkeit, Gemeinschaft und Solidarität zu fördern. Ihre Performance war ein lebendiges Beispiel für das, was der Keychange-Initiative am Herzen liegt: die Förderung von Gender-Diversität auf den Musikbühnen.
Die Verbundenheit und die zwischenmenschliche Dynamik innerhalb der Band spiegelten einerseits feministisches Ethos wider. Andererseits ist die Unterstützung und der gegenseitige Respekt so spürbar und läßt wirklich viele Funken ins Publikum überspringen. Die Band lebt Freund*innenschaft, ohne alles zu beschönigen. Ihre Musik, eine kraftvolle Mischung aus Indie-Rock und Einflüssen der Achtziger, wurde zur Stimme eines kollektiven Anliegens, das weit über die Grenzen der musikalischen Darbietung hinausging.
Die kleinen, scheinbar nebensächlichen Gesten, wie der rosa-blau-weiße Sticker am Gitarrengurt, wurden zu ikonischen Symbolen ihrer Botschaft. Sie erinnerten uns daran, dass der Kampf für Gleichberechtigung und Vielfalt in jedem Detail unserer täglichen Handlungen präsent ist.
Pillow Queens‘ Auftritt beim Rolling Stone Beach Festival 2023 war nicht nur ein musikalisches Highlight; es war ein kraftvolles Statement für die Notwendigkeit von mehr Frauen und non-binären Personen auf der Bühne. In einer Welt, die von Ungleichheit geprägt ist, erinnern uns Sarah Corcoran, Pamela Connolly, Rachel Lyons und Cathy McGuinness daran, dass Musik ein mächtiges Werkzeug für den sozialen Wandel sein kann. Inzwischen wurden erste Acts für 2024 veröffentlicht. My Ugly Clementine und Ilgen Nur sind schon einmal in diesem Jahr dabei.
Renate Strümpel
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