Wegen eines sehr unregelmäßigen Zyklus und einem leichten Ziehen im Unterleib war ich vor ungefähr einem Jahr bei meiner Frauenärztin. Nach kurzem Erklären des Ultraschallbildes drückte sie mir ein Prospekt mit der Aufschrift „Polyzystisches Ovarialsyndrom – kurz PCOS“ in die Hand.
Ich sollte mir selbst durchlesen, was das Syndrom bedeute. Sie wies darauf hin, dass Unfruchtbarkeit im Zuge dieser Hormonstörung oft keine wirkliche Rolle mehr spielt, da man mit der Pille den Hormonzyklus gut regulieren könne. Ich verließ die Praxis also mit einem Pillenrezept, einem Flyer und der Info, dass Unfruchtbarkeit für mich als 21-jährige Person in Zukunft eventuell eine Rolle spielen könnte. Nach eigener ausführlicher Recherche hatte sich mein erster Schock ein wenig gelegt. Heute habe ich einen regelmäßigen Zyklus und lebe gerade ohne depressive Episode, die übrigens auch durch das Syndrom bedingt sein kann.
Das Polyzystische Ovarial (oder: Ovar)-Syndrom ist die häufigste hormonelle Störung bei Frauen im gebärfähigen Alter. Schätzungen zu Folge betrifft sie rund fünf bis zehn Prozent. Wird die Erkrankung früh erkannt, gibt es gute Behandlungsmöglichkeiten, auch wenn das PCO-Syndrom nicht heilbar ist. Unbehandelt kann es jedoch zu schweren gesundheitlichen Problemen sowie Unfruchtbarkeit oder Fehlgeburten führen.
Ursache
Ursache für die Erkrankung ist ein Hormonungleichgewicht zwischen männlichen (Androgenen) und weiblichen (Östrogenen, Gestagenen) Hormonen im Körper. Bei Betroffenen werden mehr männliche als weibliche Hormone produziert. Warum die Hormonstörung auftritt ist bis heute nicht vollständig geklärt, es wird aber davon ausgegangen dass eine Neigung dazu erblich bedingt ist. Zudem können auch zu wenig Bewegung, Übergewicht und falsche Ernährung eine Rolle spielen. Da durch den Überschuss an männlichen Hormonen oft der Eisprung ausbleibt, kann die Krankheit zu Unregelmäßigkeiten des Zyklus und Komplikationen beim Kinderwunsch führen.
Diagnose
Die Diagnose der Störung erfolgt, wenn mindestens zwei der folgenden Symptome zutreffen:
- Zyklusstörungen: Oligomenorrhoe (Abstand länger als 35 Tage) oder Amenorrhoe (Ausbleiben der Blutung)
- Überschuss an männlichen Hormonen im Blut (Hyperandrogenämie) und/oder „Vermännlichung“ (starke Körperbehaarung, Akne,…)
- zahlreiche Zysten an den Eierstöcken, die im transvaginalen Ultraschall erkennbar sind
Weitere Symptomatik
Des Weiteren kann das PCO-Syndrom mit folgenden Symptomen einhergehen:
- Depressive Verstimmungen, Angststörungen
- Virilisierung: Ausprägung männlicher Geschlechtsmerkmale bzw. des Phänotyps (Erscheinungsbild)
- Hirsutismus: Behaarung, die dem männlichen Verteilungsmuster ähnlich ist
- tiefere Stimmlage
- Klitorishypertrophie: übermäßige Vergrößerung der Klitoris
- Hypermenorrhoe: extrem starke Regelblutungen, und in wenigen Fällen starkes Wachstum der Gebärmutterschleimhaut, was im schlimmsten Fall zu Gebärmutterkrebs führen kann
- Unfruchtbarkeit oder Fehlgeburten
- Vergrößerte Eierstöcke mit vielen kleinen Bläschen, die dem PCO-Syndrom ihrem Namen geben (Poly = viele, Zysten = Bläschen, Ovar = Eierstock)
- Gewichtsprobleme: auch schlanke Frauen leider unter dem Syndrom, vor allem aber betrifft es übergewichtige oder fettleibige Menschen. Ursache hierfür kann ein erhöhter Insulinspiegel sein.
Die Pille als Lösung?
Eine Diagnose mit dem PCO-Syndrom ist kein Weltuntergang. Trotzdem können die Symptome der Erkrankung Betroffene stark belasten. Die Behandlung des PCO-Syndroms muss individuell auf die betroffene Person abgestimmt werden und richtet sich danach, ob ein Kinderwunsch besteht oder nicht. Ziel ist es, die Beschwerden zu lindern und Folgeerkrankungen vorzubeugen.
Übergewichtigen Patient*innen wird ein Gewichtsverlust mittels ausgewogener Ernährung und regelmäßiger Bewegung empfohlen, um spätere Langzeitfolgen zu verringern und den Hormonhaushalt zu regulieren. Dadurch sollen sich Beschwerden wie Zyklusstörungen, Akne oder starke Körperbehaarung minimieren. Zusätzlich kann dieser Prozess durch Medikamente zur Behandlung von Diabetes mellitus ergänzt werden, sowie bei Akne und Körperbehaarung mit Salben und Haarentfernungsmethoden.
Hormonelle Verhütungsmittel, wie Pille oder Spirale, sind eine effektive Behandlungsmethode für Betroffene ohne akuten Kinderwunsch. Die Pille hat in den letzten Jahren viel Kritik erfahren und auch ich finde, dass eine Verschreibung sorgfältig abgewogen und über mögliche Nebenwirkungen umfangreich aufgeklärt werden muss. Bei der Behandlung des PCO-Syndroms ist sie aber eine hilfreiche Option. Mit der regelmäßigen Einnahme von Östrogenen und Gestagenen wird der Hormonhaushalt ausgeglichen und der Zyklus kann sich einpendeln. Durch gezieltes Absetzen und unterstützende Medikamente zur Reifung der Eizellen können Betroffene beim Kinderwunsch unterstützt werden. Auch kann so eine regelmäßige Blutung stattfinden. Das mag für menstruierende Personen mit starkem PMS oder Regelschmerzen keine frohe Botschaft sein, für mich persönlich ist es aber eine bessere Alternative als monatlich panisch einen Schwangerschaftstest zu kaufen.
Heute, ungefähr ein Jahr nach meiner Diagnose, hat sich meine Angst vor dem PCO-Syndrom gelegt. Ich bin sehr froh darüber, dass mir die Pille verschrieben wurde, da sich dadurch nicht nur mein Zyklus eingependelt, sondern auch meine mentale Gesundheit stabilisiert hat. Die Stimmungsschwankungen und depressiven Episoden, unter denen ich vor einem Jahr litt, sind weg, worauf sicherlich auch meine Therapie großen Einfluss hatte. Es lässt sich nicht sicher sagen, ob das PCO-Syndrom Auslöser für meine psychischen Probleme war. Trotzdem habe ich gelernt, dass sich Hormonhaushalt und Psyche bedingen können und es bei einer psychischen Erkrankung hilfreich sein kann, die eigenen Hormone checken zu lassen.
Malia
Schreibe einen Kommentar