Nervenaufreibende Szenen im Bundestag, Hunderttausende Menschen zu Protesten auf den Straßen – das war die vergangene Woche in Deutschland. Außerdem im Presse-Pott: dreimal „Erste Frauen“ und vieles mehr…
Bundestagswahl am 23.Februar
Viele überlegen vielleicht noch, welche Partei sie wählen können – und nun dies: Kurz vor der Bundestagswahl beschloss der Bundestag einen Antrag der CDU zur Verschärfung der Migrationspolitik, der nur mithilfe der Stimmen der AfD eine Mehrheit errang. Zehntausende Menschen protestierten daraufhin in verschiedenen Städten gegen den Kurs der CDU. Einige weitere Reaktionen: Es gibt Parteiaustritte. Prominente protestieren mit einem offenen Brief. Ein Holocaust-Überlebender gibt sein Bundesverdienstkreuz zurück. Selbst die beiden großen christlichen Kirchen warnen die Partei mit dem „C“ für „christlich“ im Namen vor einer Abstimmung mit der AfD. Und auch Ex-Kanzlerin Angela Merkel meldet sich mit Kritik zu Wort. Zwei Tage später dann tumultartige Szenen im Bundestag: Die CDU besteht trotz aller Warnungen darauf, einen Gesetzentwurf zur Begrenzung der Migration vorzulegen, der ebenfalls nur mit den Stimmen der AfD eine Chance hätte. Immerhin: nach einer nervenaufreibenden Debatte scheitert der Antrag. Am Wochenende gingen insgesamt mehr als eine halbe Million Menschen auf die Straße, um gegen den Rechtsruck zu protestieren. Allein in Berlin waren es am Sonntag laut Polizeiangaben mindestens 160.000.
Männlichkeitskrise
„Viele Männer suchen in den vermeintlichen Trümmern des Patriarchats nach sich selbst – und finden nichts.“ Robert Schwerdtfeger diagnostiziert ein Vakuum an positiven Männlichkeitsidealen und fordert in der taz progressive Gegenentwürfe in der Debatte über Männer. „Es ist höchste Zeit, dass Männer ein positives Männlichkeitsideal entwickeln. Eines, das nicht hinter den aktuellen Gender-Diskurs zurückfällt, aber nicht bei Ratlosigkeit und schlechtem Gewissen stehen bleibt.“
Frauenhass als Nährboden für Extremismus
Ein vom britischen Innenministerium in Auftrag gegebener Bericht über Ursachen des Extremismus in GB ist vorzeitig an die Öffentlichkeit durchgesickert. Neben hinduistischem Nationalismus wurden Frauenhass und die Manosphäre als kritischer Nährboden festgemacht. Jetzt haben wir´s amtlich. Ein in Auftrag gegebenes Bericht des National Audit Office redet von: „einer Epidemie der Gewalt gegen Frauen und Mädchen„, die sich nur noch verschlimmert. Die von Mark Zuckerberg gelobte „Maskuline Energie“ wurde vermutlich anders gemeint…
LGBTQ in Argentinien in Gefahr
Lange galt Argentinien als Vorreiter für Frauen- und LGBTQ-Rechte. Seit der Wahl von Javier Milei zum Präsidenten sind diese Rechte jedoch in Gefahr. Auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos hielt Milei eine Brandrede gegen Feminismus und Geschlechtervielfalt. Die Federación Argentina de Lesbianas, Gays, Bisexuales y Trans (FALGBT), Argentiniens größte Dachorganisation für LGBT-Rechte wehrt sich nun und organisiert den Widerstand. Sie erstattete Anzeige gegen Milei wegen Anstiftung zu Hass, Drohungen und öffentlicher Einschüchterung.
Was wurde aus der Feministischen Außenpolitik?
Im März 2023 legten die Ministerinnen Annalena Baerbock (Grüne) und Svenja Schulze (SPD) ihre jeweiligen Leitlinien für eine feministische Außen- und Entwicklungspolitik vor. Über die Konzepte, Anspruch, Schwierigkeiten und Realpolitik Näheres hier.
Gewalthilfegesetz
Mit dem Gewalthilfegesetz wird erstmalig ein Rechtsanspruch für gewaltbetroffene Frauen auf Schutz und Beratung festgeschrieben. Verbunden ist das Gesetz mit einer Beteiligung des Bundes in Höhe von 2,6 Milliarden Euro an den Kosten der Länder. Zum Durchbruch auf Bundesebene sagte die Bremer Frauensenatorin Claudia Bernhard: „Es ist eine gute Nachricht für gewaltbetroffene Frauen, dass sich die demokratischen Parteien auf Bundesebene noch vor der Wahl auf das Gewalthilfegesetz geeinigt haben. Das bedeutet einen Paradigmenwechsel für das Hilfe- und Unterstützungssystem. Endlich handelt es sich nicht mehr um eine freiwillige Leistung, sondern um einen gesetzlichen Anspruch, den betroffene Frauen erhalten. Die Länder haben dieses Gesetz schon lange gefordert, das auch Bremen bei der Weiterentwicklung des Hilfesystems sehr helfen wird.“
Außerdem hat der Bundestag auf den Weg gebracht, dass Frauen jeden Alters einen kostenlosen Anspruch auf Verhütungsmittel nach einer Vergewaltigung haben. Bisher bekamen nur Frauen bis 22 Jahre die Pille danach zur Notfallverhütung.
Zum Hintergrund Näheres hier und hier.
Mutterschutz nach Fehlgeburten beschlossen
Es ist kaum zu glauben: nach einer Fehlgeburt wird der Frau im Krankenhaus gesagt, dass sie am nächsten Tag wieder zur Arbeit gehen müsse. Dies ist Natascha Sagorski passiert. Als sie erkannte, dass sie nicht die einzige war, startete sie eine Petition, die letzte Woche zum Erfolg führte: Der Bundestag beschloss kurz vor der Wahl die Gesetzesänderung: Frauen, die eine Fehlgeburt erleiden, sollen künftig bereits ab der 13. Schwangerschaftswoche Schutz erhalten.
Die Erste
… Universitätsprofessorin Deutschlands wurde vor rund hundert Jahren Mathilde Vaerting. Bei ihrer Antrittsvorlesung als Professorin für Pädagogik am 17. November 1923 in Jena – der allerersten Vorlesung einer Frau als ordentliche Professorin an einer deutschen Universität überhaupt – sagte sie: „Begabung ist an kein Geschlecht gebunden.“ Hier ein Porträt.
Noch eine Erste
Die vermutlich erste englische Autobiografie stammt aus dem 15. Jahrhundert und wurde durch einen Zufallsfund bekannt: die von Margery Kempe. Näheres hier.
Die Erste nach 500 Jahren
Der Vatikan in Rom ist nicht nur der zentrale Sitz der Römisch-Katholische Kirche mit dem Papst als weltweitem Oberhaupt, sondern auch der kleinste Staat der Welt mit eigenem Regierungschef. Dem soll nun eine Frau folgen, was erstaunlich ist, da bekanntlich die Katholische Kirche Frauen zu vielen Ämtern nicht zulässt. Als überraschende Neuerung hat Papst Franziskus bekanntgegeben, Schwester Raffaella Petrini als neue Regierungschefin zu benennen. Allerdings gab es wohl vor mehr als 500 Jahren mit Lucrezia Borgia schon einmal einen ähnlichen Fall.
Are we dating the same guy?
„Habt Ihr Infos über Chris? Danke.“ postet eine Frau (neben drei Bildern eines Mannes) in einer facebook-Gruppe. Eine Andere antwortet: „Jemand hat ihn vor ein paar Tage gepostet“. Weiter unten in den Kommentaren steht: „Oh Gott, ich zittere, das ist mein Verlobter.“ Inzwischen gibt es überall auf der Welt fb-Gruppen mit dem Namen „Are We Dating the Same Guy?“, die nicht nur Fremdgänger und Betrüger entlarven sondern auch Gewalttäter oder Missbraucher. Zum Beispiel in Hamburg/Bremen oder Berlin/München/Deutschland.
Gap Year und Praktikum und so weiter…
Richtig. Wir gehen noch einmal an das zentrale Thema vieler unseren Praktis ran. Von Boom bis Z: Teamfolge mit Vivi – Von Boom bis Z – Podcast
„Indien – das sind die Dörfer“…
…sagte Gandhi. Seit 17 Jahren führen zwei Dalit („unberührbare“) Frauen einen lokalen Radiosender in Telangana State nördlich von Hyderabad. Masanagari und Algole entwerfen die Programme, führen die Interviews, redigieren, mixen und moderieren. Sie klettern auch zur Not auf den Radiomast: „Dies ist unsere Waffe,“ sagt Masanagari (genannt „The General“) „damit erzählen wir unsere Wahrheit.“
Bremen News
10.000 Menschen demonstrierten am 1. Februar auf dem Marktplatz gegen Merz und die AfD. Und der Protest gegen rechts geht weiter am 8.2.: Bremen hält zusammen am 8.2.2025.
Auf dem Lehrplan: Geschlechtsspezifische Gewalt. Geschlechtsspezifische Gewalt stellt weltweit eines der größten Gesundheitsrisiken für Frauen und Mädchen dar. Frauensenatorin Claudia Bernhard: „Beschäftigte des Gesundheitswesens sind oft die ersten, die mit Gewaltbetroffenen in Kontakt kommen. Daher ist es wichtig, dass sie von Gewalt betroffene Menschen erkennen und sensibel auf die Bedürfnisse reagieren.“ Das von ihr in Auftrag gegebene und vom Bremer Zentrum für Pflegebildung entwickelte Modul soll sicherstellen, dass die Auszubildenden auf den 1.300 Plätzen in der Pflegefachkraftausbildung im Land Bremen für den Umgang mit Gewaltbetroffenen sensibilisiert sind. „60 bis 80 Prozent der Auszubildenden sind weiblich. Hinzu kommt, dass sich auch unter den Auszubildenden immer Betroffene geschlechtsspezifischer Gewalt befinden“, so Bernhard weiter.
Spieleautorinnen gesucht. Dieses Jahr starten die zweitägigen Bremen Spiele-Tage der Bremer Volkshochschule (vhs) am 8. März 2025, also am Weltfrauentag. Der perfekte Anlass, um das Thema Gender und Gesellschaftsspiele dort in den Blickpunkt zu rücken. Dafür kooperiert die vhs mit der Zentralstelle der Landesfrauenbeauftragten (ZGF) und uns, den frauenseiten.bremen.de. Es gibt nur wenige Frauen, die Spiele entwickeln oder Verlage leiten. Um ihre Sichtbarkeit bei den 15. Bremer Spiele-Tage zu erhöhen, möchten wir deshalb explizit Frauen aus dem gesamten Bundesgebiet einladen, ihre Prototypen bei uns vorzustellen. Interessierte wenden sich bitte per E-Mail an: spiele@vhs-bremen.de. Details zum Programm finden sich ab Mitte Februar auf der Website der ZGF: www.frauen.bremen.de
Filmstart 11: Das Bremer Projektstipendium geht in die 11. Runde und Bremen hat die Fördersumme erhöht! Die Filmstart-Hilfe für Nachwuchsfilmprojekte und künstlerische Filme ist ausgelegt für Projekte mit einem geringen Förderbedarf aber höheren Betreuungsaufwand. Eine Antragsberatung im Filmbüro wird empfohlen: Zoom Info-Gespräche donnerstags 12:00 – 12:30 am: 30.01. / 06.02./ 13.02. / 20.02. / 27.02. / 06.03.2025 unter https://us02web.zoom.us/j/84808674434?pwd=0gBjzFzRrh2XOVa4q6czBugHORWFGm.1
Meeting-ID: 848 0867 4434 || Kenncode: 200273 || Bewerbung bis 10.3.2025!
Viele neue Lehrer*innen starten in Bremen: Die ersten Absolvent*innen der Qualifizierungsmaßnahme „Back to School“ haben ihre Lehrgänge erfolgreich beendet. Das „Back to School“-Programm, das Menschen aus verschiedenen Berufsfeldern die Chance bietet, als Lehrkraft in Bremer Schulen zu arbeiten, hat sich als sehr erfolgreich erwiesen. Die Senatorin für Kinder und Bildung, Sascha Karolin Aulepp: „Es ist beeindruckend zu sehen, wie engagiert unsere Quereinsteiger*innen ihren Weg in den Lehrerberuf gegangen sind“.
One Billion Rising am 14.2.2025 15.30 Uhr auf dem Domshof. Immer am 14.Februar verbinden sich Männer und Frauen /FLINTA* in allen Ländern und protestieren für eine Welt, in der sich Frauen/ FLINTA* sicher fühlen und ihre Potenziale angstfrei entwickeln können. Mit – angeleitetem – Tanz wollen sie als positive Protestform Freude, Verbundenheit und die eigene Kraft erlebbar machen. One Billion Rising ist ein lockerer weltweiter Zusammenschluss von Frauen und Männern (die amerikanische Zählweise „one billion“ entspricht einer Milliarde in europäischer Zählweise). Die jährliche Veranstaltung gilt als größter weltweiter Protest gegen Gewalt an Frauen und FLINTA*.
Bewerbung für EM im Weserstadion beschlossen. Bremen hat einen ersten wichtigen Schritt in Richtung UEFA EURO Frauen 2029 gemacht: Gemeinsam mit der Bremer Weser-Stadion GmbH (BWS) ist die verbindliche Bewerbung für die Ausrichtung von Spielen des Turniers beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) fristgerecht eingereicht worden. Den Beschluss dazu hat der Senat in seiner Sitzung am 28. Januar 2025 gefasst. Ziel ist es, das Weser-Stadion als einen der acht deutschen Spielorte in die finale Auswahl zu bringen.
Glenys & Irene
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