Gewalt an Frauen ist immer ein tiefgreifendes Problem in der ganzen Welt. Es gibt viele Erscheinungsformen: körperliche Gewalt, sexualisierte Gewalt, psychische Gewalt und strukturelle Gewalt, die persönliche Freiheiten und Lebenschancen einschränkt. Betroffen sind Frauen aller sozialen Schichten und aller Branchen. Davon sind Prostituierte besonders in einem hohen Maße der Gewalt ausgesetzt. Deshalb wird seit 2003 der 17. Dezember weltweit als Aktionstag zur Beendung von Gewalt gegen Sexarbeiter*innen begangen.
Worum geht es?
Der 17. Dezember diente ursprünglich als Gedenktag für die Opfer vom Serienmörder „Green River“ , der in den 1980er Jahren in den USA über 90 Frauen ermordete. Seine Verbrechen dauerten 20 Jahre lang an, bis er endlich von der Polizei gefangen wurde. Und der größte Teil der Opfer waren Sexarbeiterinnen. In seinem Geständnis sagte er, warum er meistens Prostituierte als Opfer auswählte. „I hate most prostitutes and I did not want to pay them for sex. I picked prostitutes as victims, because they were easy to pick up without being noticed. I knew they would not be reported missing right away, and might never be reported missing. I thought I could kill as many of them as I wanted without getting caught.“ Neben dem Hass gegen Sexarbeiterinnen spielte vor allem die gesellschaftliche Schutzlosigkeit der Sexarbeiterinnen eine Rolle in der Motivation des Mörders. Um für Rechte und Anerkennung zu kämpfen, initiierte die Aktivistin Annie Sprinkle im Jahr 2003 zum ersten Mal die Demonstration. Nach und nach wurde der 17. Dezember zum internationalen Aktionstag. Anlässlich dieses Tages gingen Sexarbeiter*innen auf die Straße und riefen ihre Wünsche. Normalerweise tragen sie auch einen roten Regenschirm, der für Solidarität steht.
Wann und wo?
In diesem Jahr findet die Aktion deutschlandweit in folgenden Städten statt:
Berlin Alexanderplatz/an der Weltzeituhr 11:00 – 16:00
Hamburg Hauptbahnhof, vor Saturn, Mönckebergstr. 15:00 – 17:00
Köln Wallrafplatz 15:00
Kiel Holstenstraße – Höhe Europaplatz 13:00 – 16:00
Nürnberg Pfannenschmiedgasse 12:00 – 17:00
Hannover (und weitere Städte in Niedersachsen) nimmt teil mit der kreativen Aktion „Ankreiden“ von 12.00 – 14.00 Uhr vor dem Rathaus, vor dem Sozialministerium, am Kröpcke, vor der Polizei.
Wie können Prostituierte ihre Menschenrechte schützen?
Wenn unsere Rechte nicht gewahrt werden, werden als nächstes die sexuellen Rechte aller Frauen, aller Menschen missachtet. Dafür bin ich als Feministin nicht auf die Straße gegangen. Das ist ein Rückschritt ins Mittelalter. – Stephanie Klee, Sexarbeiterin und Aktivistin
Das Gesetz zur Regelung der Rechtsverhältnisse der Prostituierten trat im Januar 2002 in Kraft und verbesserte die gesellschaftliche und rechtliche Stellung der Sexarbeiter*innen. Prostituierte können ihre Tätigkeit als sozialversicherungspflichtige Dienstleistung anmelden. Dann haben sie einen Anspruch auf Arbeitslosen-, Kranken- und Rentenversicherung. Und wegen ihrer beruflichen Tätigkeit können sie nicht mehr strafrechtlich belangt werden. Außerdem steht das Betreiben von Bordellen nicht länger unter Strafe.
Trotz politischer Bemühungen ist die Situation der Sexarbeiterinnen auch schlimm. Sie wurden in die abgelegenen Stadtteile gedrängt und sie können ihrer Beschäftigung nur in Geheimen nachgehen. Das bedeutet, dass Prostituierte ihren Beruf nur an Orten ausüben dürfen, wo sich keine sozialen oder religiösen Einrichtungen befinden, wie zum Beispiel Schulen, Krankenhäuser oder Kirchen. Das Gefährdungspotenzial der Sexarbeiter*innen erhöht sich zweifellos dadurch. Daher plant die Bundesregierung, neue Modifikationen des Gesetzes vorzunehmen.
Neben dem gesetzlichen Schutz gibt es in Deutschland auch praktische Unterstützung. So gibt es bundesweit Anlaufstellen, die Sexarbeiter*innen Beratung und Hilfe kostenlos anbieten. In Bremen haben wir Nitribitt e.V., das im Jahr 1987 gegründet wurde. Außerdem liste ich die Hotlines und Hilfsangebote auf, die nicht nur Sexarbeiter*innen sondern auch allen Frauen zur Verfügung stehen.
Im Notfall
110 – Die Polizei wird tätig und sorgt für Ihren Schutz.
0800 – 28 00 110 – Fachleute beim Opfernotruf der Polizei können Ihnen helfen, wenn Sie noch nicht wissen, was sie jetzt tun sollen.
Andere Hotlines und Hilfsangebote
Bundeshilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“: kostenlos unter 08000 116 016 (rund um die Uhr, täglich), Online-Beratung: www.hilfetelefon.de
Hilfetelefon Sexueller Missbrauch: kostenlose und anonyme Beratung unter 0800 – 22 55 300 (Mo, Mi, Fr: 9-14 Uhr, Di und Do: 15 bis 20 Uhr), https://www.hilfeportal-missbrauch.de
Online-Beratung unter www.save-me-online.de
Beratungsstellen Gewalt gegen Frauen und Mädchen: www.frauen-gegen-gewalt.de/de/hilfe-vor-ort.html
Frauenhäuser bundesweit: www.frauenhauskoordinierung.de/hilfe-bei-gewalt/frauenhaussuche/
Bundesbeauftragte für Missbrauch : www.kein-kind-alleine-lassen.de
Bundesverband der Frauenberatungsstellen https://www.frauen-gegen-gewalt.de/de/
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung https://www.kindergesundheit-info.de/coronavirus-elterninformationen
“Ist Luisa hier?”-Initiative in Kneipen, Bars und Clubs: https://luisa-ist-hier.de/
In Bremen
0471 – 95 34 444 – In Bremerhaven ist der Kriminaldauerdienst rund um die Uhr erreichbar
0421 – 34 11 20 – Mädchennotruf im Mädchenhaus Bremen e. V. Tag und Nacht
0421 – 34 95 73- Autonomes Bremer Frauenhaus – Frauen helfen Frauen e.V.
0421 – 23 96 11- Frauenhaus der AWO (Arbeiterwohlfahrt)
0421 – 63 64 874- Frauen helfen Frauen in Bremen Nord e.V. – autonomes Frauenhaus
0471 – 83 00 1- Frauenhaus Bremerhaven und Frauenberatungsstelle – GISBU (Gesellschaft für integrative soziale Beratung und Unterstützung mbH)
Run Yuan
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