Im Vorbeigehen habe ich mich schon oft gefragt, was sich hinter dem orange-gepunkteten Vorhang eines Hauses in meinem Stadtteil verbirgt. Heute werde ich es herausfinden, da ich mich mit der Künstlerin Maren Rache treffe.
Sie arbeitet als freiberufliche Grafikerin und Schriftgestalterin, manchmal illustriert sie auch. Hinter dem Vorhang befindet sich ihr Arbeitsplatz. Dieser nennt sich „Atelier Krake“ und liegt im Bremer Hulsberg-Viertel. Es handelt sich um eine Ateliergemeinschaft, die neben Maren Rache von zwei weiteren Grafikdesignern, Maura (Lars Arne) und Bo Beckmann, genutzt wird. Die beiden arbeiten im Bereich Illustration und Trickfilm.

Als ich reinkomme, finde ich mich in einem gemütlichen Raum wieder, der in orangenes Licht getaucht ist. Vor dem großen Fenster steht ein kleiner Tisch mit zwei Sesseln. Dahinter befinden sich zwei Schreibtische mit großen Rechnern. Einer der Tische ist überladen mit Papieren und Skizzen. „Unser kleines Chaos“ würde Maren sagen. Mich stört es nicht, es hat etwas Gemütliches und Unkommerzielles. Maren erzählt mir, was alles zu ihrem Beruf gehört. Ich darf mir Bilder verschiedener Arbeiten auf dem Computer angucken. Es sind viele Firmenlogos und Erscheinungsbilder dabei, farbige Flyer und Plakate sowie einige kleine Figuren. In Zusammenarbeit mit ihrem Atelierkollegen Maura sind einige Trickfilme entstanden. Außerdem macht sie auch Siebdrucke, kleine mehrfarbige Visitenkarten zum Beispiel.
Warum eigentlich „Atelier Krake“, frage ich. Der Grund sei eigentlich gar nicht so tiefgründig, meint Maren. Da das Atelier an der Straße „Am Schwarzen Meer“ liegt, suchten sie einen Namen, der thematisch dazu passen würde.
Wie sieht Marens Alltag aus?
Ein gewöhnlicher Arbeitstag sei für sie ein Computer-Arbeitstag, antwortet Maren. Davor gehe sie aber meistens mit ihrem Hund und einer Tasse Tee an die Weser.
Da sie freiberuflich arbeitet, kann sie ihren Alltag flexibel gestalten. Ihre Arbeitszeiten hängen von den Aufträgen ab, die sie bekommt. Mal geht sie relativ spät zur Arbeit, aber wenn viel zu tun ist, kann es auch vorkommen, dass sie bis abends an ihrem Schreibtisch sitzt. Demnach hat auch das Atelier Krake keine exakten Öffnungszeiten.
Maren Raches Aufträge setzen sich aus Daueraufträgen, die sie schon seit vielen Jahren bekommt, und immer wieder neuen Projekten zusammen. Bestimmte Vorgaben von Auftraggeber*innen gäbe es wenige in ihrem Beruf. Positiv fällt aber auf, dass Auftraggeber*innen inzwischen immer öfter auf Diversität achten.
Bei manchen Aufträgen sei sie sehr frei in der Umsetzung und gestalte in ihrem Stil. Ihren Stil erkennt man unter anderem an lustigen, einfach gehaltenen Figuren, wie kleine Monster oder Meerestiere, die einen gewissen Charme ausstrahlen. Ein weiteres Merkmal ist eine stets sehr bewusste und passende Farbwahl in ihren Designs.
Sexismus in der Branche
Besonders interessant war Marens Antwort auf die Frage, ob sie schon mal geschlechtsbezogene Ungerechtigkeiten in ihrem Job erfahren hat. Es ist allgemein bekannt, dass Männer es als freiberufliche Künstler in der Arbeitswelt einfacher haben.
Konkrete Situationen, in denen sie sich persönlich ungerecht behandelt gefühlt habe, hätte sie nicht erlebt. Dennoch sehe sie Unterschiede zwischen den Geschlechtern in der Grafikdesignbranche. Sie hat aus eigenen Erfahrungen und in ihrem Umfeld den Eindruck bekommen, dass die Designbranche formal zwar emanzipiert ist, es aber trotzdem ein Ungleichgewicht gibt. Zum einen sind Frauen insgesamt unterrepräsentiert. Zum anderen werden sie oft schlechter bezahlt als ihre männlichen Kollegen. Für die Werke männlicher Künstler werden öfter auch höhere Preise akzeptiert.
Und wie präsent sind weibliche Künstlerinnen ihrer Wahrnehmung nach im Grafikdesign? Sie meint, wahrscheinlich gäbe es mehr Grafikdesigner als Grafikdesignerinnen. Bei Illustration könne es aber schon wieder andersherum sein.

Schließlich hat mich noch Marens Lebensweg interessiert. Wie wurde sie eigentlich Grafikdesignerin? Gab es da einen ausschlaggebenden Moment? Maren sagt, dass sie schon früh wusste, dass sie später etwas Kreatives machen möchte. Erst wollte sie Kunstlehrerin werden oder Textildesign studieren. Es waren dann befreundete Grafikdesign-Studierende, durch die sie auf die Idee kam, dass der Studiengang zu ihr passen könnte. Entschlossen, dieses Studium anzustreben, bewarb sie sich drei Jahre lang an der Hochschule für Künste Bremen, bis sie angenommen wurde. In der Zeit dazwischen arbeitete sie im sozialen Bereich.
Nach ihrem Diplomabschluss war sie erstmal für verschiedene Werbeagenturen tätig, bis sie sich 2008 selbstständig machte.
Eine inspirierende Künstlerin, die ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht hat, sich für ein nicht ausschließlich auf Profit orientiertes Berufsleben entschied und mit ihrer Kunst berührt.
Ella B.
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