Am 13. Mai ist Muttertag
Den diesjährigen Muttertag widmet der Arbeitskreis Frauengesundheit in Medizin, Gesellschaft und Psychotherapie AKF e.V. der Gebärmutter. Denn nahezu jeder 6. Frau wird die Gebärmutter entfernt – was medizinisch nicht immer notwendig ist. Weil eine unnötige Operation aber Körperverletzung ist, fordert der AKF: Überflüssige Operationen vermeiden. Und zwar jetzt! Aus diesem Anlass interviewte Dr. Dagmar Hertle die Expertinnen und AKF-Mitglieder Dr. Barbara Ehret, Dr. Katharina Lüdemann und Karin Schönig.
Die Hysterektomie ist seit vielen Jahren die häufigste Operation, die an Frauen im Alter von 45 bis 64 Jahren durchgeführt wird. Dabei erfolgt der ganz überwiegende Anteil der Gebärmutterentfernungen bei Frauen, die gutartige Erkrankungen haben. Denn die Beschwerden, bei denen ein*e Ärzt*in einer Frau die Entfernung der Gebärmutter vorschlagen, können sehr unterschiedlich sein. Wie beispielsweise starke Blutungen, Myome oder die Senkung der Gebärmutter. Diese Erkrankungen haben unterschiedliche Ursachen. Es gibt in den meisten Fällen jeweils weitere Möglichkeiten, wie diese Beschwerden behandelt werden können.
Gebärmutterentfernungen sind oft überflüssig
Die aktualisierte S3-Leitlinie zur Hysterektomie (DGGG 2015) wurde bedauerlicherweise ohne Beteiligung von Patient*innen verfasst (Mühr 2016). Und die Indikation zur Gebärmutterentfernung selbst wird unabhängig von der Methode in der Leitlinie weder explizit problematisiert, noch als Qualitätsziel formuliert. Entscheidend ist nämlich, ob eine Gebärmutterentfernung überhaupt notwendig ist, ob also die Indikation zur Entfernung stimmt, und welche Alternativen es gäbe.
Der Arbeitskreis Frauengesundheit in Medizin e. V. (AKF) befragte drei Expertinnen zum Thema unnötige Gebärmutterentfernung. Dr. med. Barbara Ehret ist Frauenärztin und leitete viele Jahre eine Klinik für gynäkologische Rehabilitation. Sie kritisiert überflüssige Gebärmutterentfernungen schon seit den 1970er Jahren. Dr. med. Katharina Lüdemann ist Chefärztin der Frauenklinik im Josef-Hospital in Delmenhorst. Karin Schönig berät seit vielen Jahren Frauen im FrauenGesundheitsZentrum München und ist Autorin des Buchs Myome.
Die Gebärmutter: ein unnötiges Gesundheitsrisiko?
AKF: „Frau Dr. Ehret, bereits vor 25 Jahren haben Sie geschrieben, dass in Deutschland zu vielen Frauen die Gebärmutter entfernt wird. Sie waren der Ansicht, dass viele dieser Eingriffe nicht indiziert, also unnötig und vermeidbar sind. Wie kamen Sie dazu?“
Barbara Ehret: „Die Entfernung der Gebärmutter galt damals als Routineeingriff, als Operation, die Frauen ab dem 40. Lebensjahr oder wenn sie keinen Kinderwunsch mehr hatten, beinahe selbstverständlich von den Frauenärztinnen und Frauenärzten empfohlen wurde, auch ohne dass eine Frau erkrankt war oder über besondere Beschwerden klagte. Das durch die Medizin verbreitete Motto hieß damals, die Hysterektomie habe nur Vorteile für die Gesundheit der Frau. Ohne Gebärmutter brauche sie keine Empfängnisverhütung mehr, sie müsse sich nicht mehr vor Krebserkrankungen und vor Wechseljahresblutungen fürchten. Die bekannten Früh- und Spätkomplikationen der Operation wurden nur am Rande erwähnt. Vor allem war die Frauenheilkunde völlig unzugänglich für den Umstand, dass die Gebärmutter ein zentrales Frauenorgan von hoher emotionaler Bedeutung ist.“
Und heute: Fortschritt oder Stagnation?
AKF: „Frau Dr. Lüdemann, wie sehen Sie die Lage heute?“
Katharina Lüdemann: „Der Eingriff wird immer noch zu häufig durchgeführt. 2010 war Gebärmutterentfernung die häufigste Operation bei Frauen in der Altersgruppe von 45 bis 64 Jahren (Prütz 2014, Prütz 2013, Statistisches Bundesamt 2011). Die Alternativen zur Gebärmutterentfernung werden zu selten genutzt. Hier spielt die Aufklärung durch die Frauenärztin und den Frauenarzt eine sehr große Rolle. Ich erlebe, dass Frauen von älteren Gynäkologen auch wegen kleiner Myome, die keine Beschwerden machen, zur Hysterektomie geschickt werden, während die jüngere Generation der Gynäkologinnen und Gynäkologen mit dieser Empfehlung zurückhaltender ist…..“
Zum kompletten Interview geht es hier entlang. Dort erfahrt ihr weitere spannende Informationen und Details über das zentrale Frauenorgan, warum es eine starke Symbolkraft besitzt und Quelle der weiblichen Lust sein kann.
Ulrike Hauffe meint
Richtig ist: der AKF, nicht der AFK, gemeint ist der „Arbeitskreis Frauengesundheit in Medizin, Psychotherapie und Gesellschaft“! http://www.akf-info.de
Ricarda meint
Danke, Danke – Peinlich!
die Redaktion
Ulrike Hauffe meint
Eine ganz tolle Idee eines ganz tollen Vereins!