Was hat Sex mit Feminismus zu tun? Darum geht’s in der neuen Graphic-Novel „Feministinnen haben den besseren Sex“ von Flo Perry, erschienen bei Droemer Knaur. Die Londoner Illustratorin ist 26 und hat gerade ihr erstes eigenes Buch geschrieben. Neugierig geworden? Wir verraten euch, warum jede Frau „Feministinnen haben den besseren Sex“ lesen sollte. Und zwar nicht nur Feministinnen.
Flo Perrys Feminismus
Vielleicht fragt ihr euch jetzt: Muss man wirklich eine Feministin sein, um guten Sex zu haben? Ja – wenn man Feminismus wie Flo Perry definiert. Sie stellt keine Regeln auf, wie man sich als Feministin beim Sex zu verhalten hat – im Gegenteil. Es ist auch ok, sich für eine traditionelle Rollenverteilung beim Sex zu entscheiden. Gerade auf das bewusste Entscheiden kommt es an. Denn die meisten unserer Überzeugungen haben wir durch Eltern, Freund*innen, der Schule und die Medien gelernt.
„Für mich geht es im Feminismus genau darum: um Wahlmöglichkeiten. Feminismus ist das Wissen darum, dass man nicht tun muss, was immer getan wurde oder was manche von euch erwarten.“ Flo Perry in „Feministinnen haben den besseren Sex“
Wer sagt uns eigentlich, wie wir auszusehen haben, was wir heiß finden und wie wir kommen sollen? Flo Perry will uns zum Nachdenken anregen und Mut machen, ein selbstbestimmteres Sexleben zu führen. Feminismus ist zwar in, aber im Schlafzimmer bleibt laut Flo Perry noch „viel sexistischer Mist jahrzehntelang bestehen“. Mit Witz und Offenheit schreibt sie darüber, woher unsere Überzeugungen kommen und wie herausfinden können, was wir selbst wollen. Und was eben nicht.
Worüber keine*r spricht
Perry bricht mit Tabuthemen wie Sex während der Menstruation, der Vulva, Schamhaaren und Mythen über Jungfräulichkeit und Orgasmen. Sie erklärt mit Witz am Vergleich mit Bonobos, Schimpansen und Gorillas, dass wir Menschen von der Evolution gar nicht für Monogamie gemacht sind.
Perry geht gewitzt der Frage nach, was unseren „Sexbeschleuniger“ und unsere „Sexbremse“ anregen kann und fügt kleine Gedankenexperimente als Übungen bei. Auch der Sexualkundeunterricht wird nochmal aufgefrischt, beziehungsweise nachgebessert: Wisst ihr, wie die Vulva wirklich aussieht? Schonmal was von „genitaler Nicht-Konkordanz“ gehört? Auch sexuelles Einverständnis ist ein wichtiges Kapitel in Perrys Buch. Was ist super an Dating, Porno und Nacktbildern und was ist nicht so super? Nach dem Lesen wissen wir Bescheid.
Warum ihr das Buch lesen solltet
Ich habe „Feministinnen haben den besseren Sex“ verschlungen und es auch schon meinen besten Freundinnen empfohlen. Zugegeben, manchmal wirkt das Buch wie für Teenager gemacht. Doch die einfache, direkte Sprache und die Zeichnungen machen dieses komplexe Thema besonders nahbar und anschaulich. Flo Perry selbst taucht immer wieder selbst in den Illustrationen auf, und gibt praktische Tipps, ohne zu belehren. Was mich an dem Buch begeistert hat, sind Perrys Zeichnungen, ihr Witz und die Botschaft, dass das Sexleben gleichberechtigt sein soll. Wir müssen uns trauen, zu sagen, was wir wollen. Endlich mal ein Buch, in dem nicht nur die „dünne weiße Lady“, wie Flo Perry sie nennt, vorkommt. In ihren Illustrationen spiegelt sich die Diversität der Gesellschaft in vielen verschiedenen Körpern und sexuellen Orientierungen. Für Perry spielen Selbstakzeptanz und -liebe eine zentrale Rolle bei einem guten Sexleben. Ein Buch, an dem jede*r nur wachsen kann!
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Hannah Lüdert
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